Most Wanted

Der Alte Mann und die Mätresse

Vielleicht sollte ich mürrisch oder zumindest schnippisch in dieses Fickdate gehen. Es hat schon etwas Despektierliches, wie er ankündigt, mal eben kurz vorbei zu kommen, und sein Recht auf meinen Körper einzufordern.

Unglücklicherweise kickt meine Libido die Reste meines Stolzes mit gestrecktem Bein ins Gesicht mühelos aus dem Ring. Ich habe mir ja gestern schon darüber den Kopf zerbrochen, wie diese Situation in mir ungeahnte neue sexuelle Druckpunkte freigelegt hat. Er will also die Mätresse? Er wird die Mätresse bekommen.

Ich glaube, er hat mich noch nie in meiner vollen Pracht gesehen. Nur bei der Arbeit und bei rein freundschaftlichen Treffen bisher. Nie, wenn ich fürs Feiern und Daten richtig aufgebrezelt war. Also verdrücke ich mich, kaum dass die Vorlesung vorbei ist, ins Bad und lege los mit der Neukonstruktion.

Ich glaube, ich habe es schon erwähnt: Ich schminke mich im Alltag eher dezent. Wenn ich mich überhaupt schminke. Die Natur hat mich mit einer gesunden Haut, schön konturierten Lippen, ziemlich perfekten Augenbrauen und langen dunklen Wimpern gesegnet. Aber es gibt nichts, was sich nicht noch optimieren ließe. Also lege ich mich ins Zeug. Mehrlagig. Das volle Programm. Smokey-Eyes, Rouge, der teure Lipgloss mit dem Glanz-Effekt.

Das fertige Werk trägt später den Titel „Das Gesicht der Edelhure“. Wenn ich zu sehr die Wimpern klimpere, könnte es stauben, fürchte ich.

Auch meine Haare bekommt er dieses Mal nicht in ihrer Naturform zu sehen. Ich habe sie heute morgen gewaschen. Heute Nachmittag packe ich mir Haaröl drauf und kämme sie streng nach Hinten, wo ich sie kunstvoll hoch stecke. Befestigt wird das Ganze mit Haarnadeln und mehreren Spangen. Das Öl und die Frisur machen aus meinem Dunkelbraun fast ein Schwarz. Eine satte Strähne spare ich vorne aus. Ich drehe sie um einen Lockenstab und lasse sie mir verrucht ins Gesicht hängen. Eine extrem unpraktische und nervige Frisur. Unter normalen Umständen würde ich ständig daran herum spielen und die lästige Strähne versuchen weg zu pusten, weil sie mir das Gesichtsfeld beeinträchtigt. Aber es schaut richtig krass aus. Wie für einen Ball herausgeputzt.

Dazu gönne ich mir ein Kleid, das ich kaum getragen habe, da es etwas speziell ist. Also jetzt nicht übertrieben offenherzig, nur sehr, sehr retro. Aber auf eine sexy Art. Es hat so ein bisschen Rockabilly-Charme. verstärktes Mieder, super tailliert, weiter Rock mit eingenähtem Petticoat. Der Stoff hat ein gedecktes blau mit weißen Punkten. Am Ausschnitt, dem Rocksaum und den Ärmeln ist es mit schwarzer Spitze besetzt. Da ich kein passendes Set Unterwäsche finde, lasse ich sie einfach weg.

So, ich bin mal gespannt, ob der den subtilen Hint versteht.


Heute war es den Tag über wieder recht warm, aber gegen Nachmittag beginnt es zu gewittern. Er bekommt das Unwetter voll ab. Was seine Laune nicht gerade gehoben hat, nehme ich mal an. Aber das ist nicht mein Problem, würde ich sagen.

Wobei so gesehen kann es schon zu meinem Problem werden.

Er ist tatsächlich durchnässt bis auf die Haut, als er dann vor meiner Tür steht. Selbst seine Brille ist beschlagen und voller Tropfen. Sobald er im Raum ist, fängt er wortlos an, seine Schuhe, seine Hose und sein Shirt auszuziehen. Ja, o.k., die Klamotten sind natürlich pitschnass. Also bringt er sie ins Bad. Und kommt in Boxershorts only mit einem frischen Handtuch wieder, mit dem er sich gerade die Haare abrubbelt.

Vielleicht ist es das, was mich schlussendlich in das trotzige Fahrwasser gebracht hat. Jedenfalls verschränke ich erst mal meine Arme und schaue ihn herausfordernd an. Was der Moment ist, wo Monsieur mich das erste mal richtig anschaut.

Und ich sehe förmlich, wie sich sein Unterkiefer mit der Geschwindigkeit einer Kontinentaldrift nach unten bewegt, und seine Lippen schließlich ein perplexes „O“ formen.

„Wow, du siehst ja umwerfend aus, Lisi! Hammer!“

Er kommt auf mich zu, und einen Augenblick später drückt er mich an sich und seine Lippen auf meinen Mund. Was für ein Kuss! O.k., der hat mich jetzt doch überrascht. Offenbar hat das Outfit seinen Geschmack getroffen. Seine Hände wandern ungeniert unter meinen Rock und fassen mich fest an den Pobacken. Dann zögert er kurz.

„Hast du nicht mal ein Höschen an?“, fragt er grinsend.

Ich spüre, wie sich in seiner Boxershorts etwas regt.

„Du hast es doch eilig heute. Also. Soll ich mich dann direkt aufs Bett legen und die Beine spreizen, um dich nicht unnötig aufzuhalten?“

„Hmmm, ganz schön frech!“, entgegnet er.

„O.k.“. sage ich und hebe den Rock. „Also erst noch der zickigen Geliebten den Po versohlen, um sie gefügig zu machen?“

„Sag mal. Wie bist du denn heute drauf?“

„Super. Ich will es dir nur so leicht wie möglich machen als deine Geliebte. Einmal besteigen, einmal Po versohlen und schnell wieder raus war doch dein Plan. Die Reihenfolge liegt natürlich bei dir.“

„Na dann, wenn du darauf bestehst!“

Er packt mich, setzt sich auf mein Bett, und bevor ich mich versehe, liege ich quer über seinem Schoß. Ich zappele etwas, aber er dreht mir einfach den Arm auf den Rücken. Dann schiebt er mir genüsslich den Rock und die Petticoats hoch. Mit etwas Abstand betrachtet muss das ausgehen haben wie eine Szene aus einer 50er-Jahre-Kommödie. Nur, dass ich es in dem Moment gar nicht lustig finde. Vor Allem, weil er direkt ohne weitere Umstände zur Sache kommt. Seine Hand klatscht auf meine nackten Pobacken, wieder und wieder. Methodisch und gründlich.

Das ist mein drittes Spanking, das ich von ihm bekomme. Das erste war neckisch und liebevoll und total erotisch. Das zweite war härter, aber extrem leidenschaftlich.

Dieses ist nichts davon. Nicht liebevoll, erotisch oder leidenschaftlich. Es gibt kein Aufwärmen, es gibt keinen neckischen Dialog, kein Schimpfen, kein Nachfühlen, ob ich horny bin. Es gibt einfach nur Schläge auf den Hintern und es tut einfach nur weh. Erst einmal.

Das hier ist quasi ein Angry-Spanking. Nur dass er mich natürlich nicht versohlen würde, wenn er wirklich wütend wäre, das haben wir alles besprochen. Aber gäbe es in unserer Beziehung so etwas wie ein wütendes Spanking, dann würde es sich genau so anfühlen.

Ich strampele und schimpfe und will nur noch dass es aufhört. Wobei ich zugeben muss. Da ist ein kleiner Teil in mir, der ihm applaudiert und ihn regelrecht anfeuert! Los, zeig es dieser renitenten Person. Klopf  ihr die ganze Zickigkeit heraus! Ich hasse diesen Teil von mir gerade!


Irgendwann ist es vorbei. Genauso abrupt wie es begonnen hat.

Ich stehe vor ihm und reibe meinen Po. Herausfordernd schaue ich ihn an.

„War es das dann?“

Er springt auf, packt mich, wirbelt mich herum, so dass ich mit dem Rücken zu ihm stehe. Seine Hand packt mich am Hals unterm Kinn und schiebt meinen Kopf in den Nacken, an seine Brust gepresst. Mit der anderen Hand umfasst er meinen Bauch und zieht mich dort ebenfalls zu sich. Ich spüre seinen harten Schwanz an meinen roten Pobacken.

„Möchtest du, dass ich wieder gehe?“ Flüstert er mir ins Ohr.

„Natürlich nicht, ich hab mich jetzt extra ne Stunde lang für dich rausgeputzt.“

„Oh, das sehe ich. Und es war jede Minute wert. Aber ist das der einzige Grund, warum du nicht willst, dass ich gehe, hm?“ Das sagt er jetzt fast zärtlich. Als Kontrast dazu greift er wieder ungeniert unter meinen Rock, dieses mal allerdings zwischen meine Beine. Natürlich bin ich feucht. Die Situation kickt mich ungemein. Aber das werde ich ihm nicht auf die Nase binden.

Dafür stöhne ich auffordernd.

„Du tust vielleicht so, als ob du das hier nicht auch willst! Du tust so, als ob dich die Vorstellung empört, als ob du beleidigt wärest! Aber weißt du was ich glaube? Es macht dich an. Die Vorstellung, die kleine Sexfreundin zu sein, die auf Befehl die Beine breit macht, macht dich an. Die Idee, benutzt zu werden, macht dich scharf!“

„Von wegen!“

„Oh, kleine Lisa. Abstreiten hilft nicht. Ich kann an den Fingern spüren, wie scharf es dich macht. Du spielst noch die Beleidigte, dabei tropfst du schon regelrecht! Dir werde ich eine Lektion erteilen, meine Liebe. Und dafür werde ich mir ein bisschen mehr Zeit nehmen als geplant. Wird auch niemand erwarten, dass ich bei dem Wetter gleich heim fahre, oder?“

Ich atme schwer. Ich spüre die Hitze seines Körpers in meinem Rücken, seinen harten Schwanz an meinen Po gepresst. Seine Hand zwischen meinen Beinen, zwei Finger bereits ein paar Zentimeter tief in mir. Die andere immer noch an meinem Hals.

Aber mehr noch als das Körperliche ist es das Drumherum, mit dem er mich um den Verstand bringt. Seine Stimme, die vor Dominanz und Verlangen nur so strotzt. Aber vor Allem seine Worte. Was er sagt, wie er es sagt, wie er es durch das unterstreicht, was seine Hände tun. Wie er einfach das Narrativ der Situation mit seiner süffisanten Souveränität und seiner lockeren Dominanz mal eben umdreht. Das Narrativ, das aus der zu recht empörten Lisa wieder die lüsterne Lisi macht, der eine Lektion erteilt werden muss.

Natürlich tropfe ich bereits, was denkt er denn?

„O.k., wenn es das ist, was du brauchst, dann leg dich sofort aufs Bett und schiebe den Rock hoch.“

Er unterstreicht das, indem er mich nachdrücklich in Richtung Bett schiebt. Widerstand zwecklos. Also lasse ich mich von ihm auf das Bett werfen. Ich lande auf dem Bauch.

„Hoch mit dem Rock!“

Ich gehorche. Da liege ich auf dem Bauch mit hochgerafftem Rock. Ohne Unterwäsche reckt sich ihm mein nackter, roter Hintern entgegen. Ich presse unwillkürlich die Beine zusammen.

„Auf den Rücken drehen! Brav. Jetzt spreize deine Beine. Gut winkle die Knie an!“

Ich liege vor ihm, weit gespreizt, völlig offen in schamlos obszöner Haltung. Obenrum noch völlig bekleidet, untenrum nackt. Bereit von ihm benutzt zu werden. Auweia. Eine Welle der Erregung schüttelt mich regelrecht durch.

Er grinst. Holt genüsslich seinen Schwanz aus dem Schlitz seiner Boxershorts. Mit der Hand hält er ihn und massiert ihn noch ein bisschen, bis er ganz steif ist. Dann greift er nach den Gummis, die auf dem Nachttisch schon bereit liegen.

Es dauert keine Minute, da liegt er auf mir und schiebt mir den gummiverpackten Schwanz rein. Ich stöhne wieder auf. Dieses mal aus einer Mischung aus Überraschung und echter Lust heraus. Krass. Kein Kuss, kein Klaps auf den Po, kein Schwanz im Mund. Nicht einmal meine Brüste hat er angefasst. Und ich bin so feucht und bereit für ihn, wie ich nur sein kann!

Kaum, dass er das bemerkt hat, legt er jeglichen Rest Zurückhaltung ab und fängt an, mich mich tief, hart und schnell zu stoßen. Ich schnappe nach Luft. Er tut mir nicht weh oder so, dafür bin ich viel zu gut geschmiert. Und es ist auch nicht in der Doggy-Haltung, wo sein Schwanz bei jedem Stoß gegen meine innere Krümmung arbeitet. Aber es ist klar, so wie er mich gerade fickt, denkt er ausschließlich an sich. Ich weiß von vorgestern, dass er ziemlich gut darin ist, sich auf mich einzustellen, und das heißt, am Anfang erst einmal langsam und zärtlich, so wie vorgestern. Ab dem bestimmten Punkt genieße ich die harten Stöße dann sehr, aber um dahin zu kommen, muss ich erst einmal langsam in Schwingung versetzt werden.


So, wie er mich jetzt fickt aber, kann es zudem nicht lange dauern, bis...

Und tatsächlich. Nach kaum drei Minuten hartem Ritt fängt er an zu keuchen und zu stöhnen. Und dann kommt er heftig in mir. Ich kann es spüren, wie er zuckt. Fuck!

Kaum ist er fertig, zieht er ihn raus, streift das Kondom ab und entsorgt es im Mülleimer.

Ich liege schwer atmend immer noch auf dem Rücken. Mir gespreizten Beinen und glühender, klitschnasser, enttäuschter Pussy.

„Nice“, sagt er locker, während er zur Küchenzeile geht und sich ein Glas Wasser einfüllt. „Du könntest dann gleich mal meine Klamotten in den Trockner packen, wenn es nicht zu viele Umstände macht.“

Ich starre ihn ungläubig an. Der Trockner steht im Keller.

Er zuckt mit den Schultern. „Du bist immerhin noch richtig angezogen, ich nicht. Also hopp.“


Wie in Trance erhebe ich mich. Ich nehm seine nassen Kleider in die Hand und mache mich tatsächlich auf den Weg in den Keller.

Wenn ich mir das so durchlese, klingt wer wie der letzte Arsch. Was ich auch kurz so gefühlt habe. Aber als ich beim Fahrstuhl ankomme, grinse ich schon wieder übers ganze Gesicht. 

Hä? Bist du jetzt völlig doof geworden, Lisi? Der Typ fährt hier die Karikatur eines Vollmachos auf, und du findest das jetzt plötzlich gut, oder was?


Also gut. Time-Out.

Es gibt da so ein paar Dinge, die ich mir an der Stelle nochmal ins Gedächtnis rufe, was ich hiermit wiederhole, damit man es nachvollziehen kann.

1. Der Abend ist noch nicht vorbei. Der Trockner wird mindestens ne Stunde bis Anderthalb brauchen, bis die Klamotten trocken sind. Diese Zeit werden wir nutzen und ich weiß, ich werde auf noch meine Kosten kommen dabei. Oh, das werde ich, da habe ich überhaupt keine Sorge, denn:

2. Er hat genau gespürt, in welchem Film ich unterwegs war. Und hat genau das passende Drehbuch dazu hervorgezaubert. Die heimliche Geliebte, die nur der Befriedigung der niederen Gelüste ihres Liebhabers dient. Die sich aufbretzelt für ihn, und zum Dank mega gedisrespected wird. Meinen devoten Headspace voll aufgegriffen und vertieft. Und falls das möglich war, bin ich jetzt noch härter horny als vorhin. Und das nicht nur sexuell, sondern irgendwie auch emotional.

3. Das hat mich so scharf gemacht, dass ich trotz allem fast gekommen wäre dabei. Noch eine Minute und er hätte mich gehabt.

4. Was das i-Tüpfelchen ist. Ich habe das nicht extra erwähnt, aber natürlich ist er Sonntag nicht einfach auf meinem Bett und Leben verschwunden und jetzt wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Wir haben ultra viel geschrieben und auch telefoniert zwischendurch. Und natürlich über das geredet, was Sonntag alles passiert ist. Darum weiß er natürlich, dass so großartig es im Großen und Ganzen auch gewesen ist unser erstes mal, es da eine Sache gab, an der ich seit zwei Tagen ganz schön kauen muss. Und das waren seine Orgasmusprobleme. Wir haben da viel drüber geredet. Und er hat mir immer wieder versichert, dass es an ihm liegt, dass er eben nervös war, wahnsinnig angespannt, weil er alles richtig und gut machen wollte und dass es ihm immer mal wieder passiert ist, dass er Probleme hatte, sich beim ersten mal mit jemand Neuem fallen lassen zu können.

Und trotzdem war da dieses Gefühl bei mir, dass es eben doch an mir lag. Dass er mich nicht attraktiv findet, dass ich ihn nervös mache, dass ich so kompliziert bin, dass er sich so anstrengen muss, es mir recht zu machen, dass er nicht kommen kann.

Tja. Er kann. In kaum drei bis vier Minuten. So egoistisch und ignorant seine Aktion eben auf den ersten Blick aussah, so respektlos und demütigend, in Wahrheit war es auch ein Geschenk an mein Selbstvertrauen. So irre und paradox sich das anhören mag. Er hat mir gezeigt, dass er sich jetzt bei mir fallen lassen kann.



Als ich wieder zurück in mein Apartment komme, empfängt er mich mit einem warmen Lächeln. Ich lächele zurück. Bis ich merke, dass sein warmes Lächeln sich in Richtung Raubtiergrinsen verschiebt.

„Zieh das Kleid aus, Lisi. Ich habe eine Überraschung für dich!“

Das klingt doch vielversprechend. Das Kleid hat einen Reißverschluss auf der Rückseite.

Hilfst du mir?“, flöte ich, und drehe mich um. Natürlich lässt er sich das nicht zweimal sagen. Während er langsam den Reißverschluss öffnet, bedeckt er meinen Nacken mit Küssen.


„Ich mag deine Frisur!“, sagt er. Kaum ist der Verschluss offen, spüre ich seine Hände auf meinen Brüsten. Ich schäle mich aus dem Kleid, während er hinter mir steht, sein Gesicht in meinem Nacken und seinen Händen auf meinem Körper. Die ich erst einmal eine Weile genießen darf. Bevor er mich wieder in Richtung Bett schiebt.

„Zeit, dich einer deiner Ängste zu stellen, Lisi. Jetzt werden wir mal sehen, wie es um deine Triebigkeit bestellt ist.“

Was meint er, mich meinen Ängsten zu stellen? Das wird mir klar, als ich Seile dort liegen sehe.

O.k., ich weiß es, aber um es nachvollziehen zu können, muss ich es wohl erklären.

Ich habe ja schon erwähnt, dass wir auf eine lange Geschichte gemeinsamen Kopfkinos zurück blicken können. Verschiedene Aspekte habe ich schon beschrieben. Das Spanking. Das Spielen mit der Lust. Dominanz. Jetzt neu: Benutzt werden. Und da gibt es eine Sache, die mich in der Theorie unglaublich anteased. Vor deren Umsetzung ich aber ein bisschen Angst habe, weil es mit sehr starken Emotionen für mich spielt. Ich mag es ja, wenn ich die Kontrolle abgeben und mich hingeben kann. Das wissen wir. Aber in der letzten Konsequenz schreckt es mich, wenn es kein Hintertürchen gibt. Natürlich haben wir ein Safe-Wort. Also ganz ohne Hintertürchen ist nichts. Es geht eher um Aktion und Reaktion. Ich bin auch in der devoten, passiven Rolle gerne ein bisschen aktiv. Provozieren, reizen, Kommentare/Widerworte geben, wehren, mich entziehen... Bei dieser einen Sache, die uns da im Kopf so kickt, wäre ich jedoch auf komplette Passivität reduziert. Ich kann nur daliegen und es hin nehmen. Das ist der Reiz. Aber das ist auch die Angst dabei.

Eigentlich wollten wir das schon beim ersten Mal testen. Haben uns aber dann dagegen entschieden. Erst kennen lernen, Vertrauen schaffen. Insofern ist es etwas gewagt von ihm, das jetzt vorzuschlagen. Aber ja, es war Thema in unseren zwischenzeitlichen Chats. Ich möchte es. Grundsätzlich.

Und ich verstehe, wo das jetzt heute her kommt. Weil es im direkten Widerspruch zu dem Narrativ steht, das ich anfangs eingeführt hatte. Dass es heute nur darum geht, dass er bequem seine Lust befriedigt bekommt von der Gespielin, die für ihn die Beine breit macht.

Puh.

O.k.

Lassen wir uns also darauf ein. Es ist eben so, ich bin gerade so horny, dass ich schreien könnte. Und in einem extrem devoten Headspace. Und bessere Voraussetzungen gibt es nicht.

Lasset also die Spiele beginnen.


Er macht das nicht zum ersten Mal, das merkt man sofort. Auch diese Technik beherrscht er souverän. Er beginnt damit, meine Frisur auseinander zu nehmen, und alle Haarnadeln und -Spangen heraus zu ziehen. Kurze Zeit später finde ich mich dann völlig nackt rücklings auf dem Bett liegend vor. meine Arme und Beine sind von mir gestreckt wie bei einem großen X. An den Gelenken mit Seilen gebunden, die zu den vier Pfosten meines französischen Bettes führen und dort befestigt sind. Ich bin hilflos gefesselt. Gespreizt. Für ihn. Wie vorhin. Nur völlig anders.

Ich weiß, was jetzt kommen wird. Wir haben oft genug zusammen davon fantasiert. Trotzdem ist es geradezu elektrisierend, als seine Lippen das erste mal sanft meinen Bauch berühren.

Er küsst sich Stück für Stück an meinem Körper entlang nach unten, bis sein Kopf auf der Höhe meines Schambeins ist. Es sind wieder seine Finger, die den ersten Kontakt herstellen. Vorsichtig teilt er meine Schamlippen. Dann fährt er ganz langsam mit zwei Fingern am Eingang zu meiner Vagina entlang.

„Und du tust so, als ob es allein meine Geilheit wäre, die uns heute hier zusammen geführt hat! Du böses Mädchen. Schau hin!“ Triumphierend hält er mir die Finger dann vors Gesicht. Natürlich sind sie mit einer glitzernd feuchten Schicht bedeckt.

Und das ist das Letzte, das ich eine Weile sehe, bevor es schwarz wird vor meinen Augen. Buchstäblich. Er legt mir ein Tuch über die Augen, hebt meinen Kopf leicht an und verknotet es da.

In dem Maße, in dem mir der Seh-Sinn genommen wird, verstärken sich alle anderen Sinnesreize. Das Kribbeln seiner Hände, die jetzt mit meinen Nippeln spielen, ist nichts im Vergleich zu dem, was meinen Körper durchfährt, als ich seine Zunge das erste Mal über meinen Venushügel lecken spüre.

Er ist erfahren. Und er weiß, was ich mag. Er liebkost und reizt meine Vulva ein bisschen, aber bald konzentriert er seine Aufmerksamkeit ganz auf meine empfindlichste Stelle. Mit der Spitze umfährt er die noch unter ihrer Haut verborgene Clit. Mir ist heiß und gleichzeitig fühle ich ein Schaudern durch meinen Körper gehen. Es ist wirklich ein derb krasses Gefühl. Ich bin sehr empfindsam, wenn ich geleckt werde. Im Normalfall versuche ich, den Kopf, der mich verwöhnt, mit den Händen zu packen, und zu dirigieren. Aber ich bin gefesselt. Also sollte ich die Schenkel schließen, um diese gemeine wundervolle Zunge auszusperren. Aber ich bin gefesselt. Ich liege hilflos, ausgeliefert, gespreizt vor ihm und kann es einfach nur geschehen lassen. Seine Zunge, die jetzt fordernder über meine Klitoris fährt. Vor und zurück, links und rechts. Seine Hände haben mittlerweile wieder den Weg zu meinen Brüsten gefunden. Scheint, als ob er jetzt vor mir auf dem Bauch liegt. Seine Schultern jedenfalls pressen sich gegen die Innenseite meiner Oberschenkel, was das Gefühl des Gespreiztwerdens noch verstärkt. Das ist der Moment, in dem sich kribbelnd die ersten Wellen ankündigen. Er hört meinen Atem, nehme ich an, jedenfalls legt er vorsichtig noch einen Zahn zu. Und da ist es, ja, seine Finger quetschen meine Nippel zusammen. Das ist der Zünder. Und ich explodiere!

Das erste mal.


Welcher Teufel hat mich eigentlich geritten, diesem Mann so viele meiner intimsten Geheimnisse zu verraten. Und ihm damit diese schier grenzenlose Macht über mich zu geben.

Zum Beispiel habe ich in einem Anflug selbst für meine Verhältnisse unglaublicher Blödheit anvertraut, dass ich nur ganz kurze Erholungsphasen nach einem Orgasmus brauche. Warum Lisi? Er hört gar nicht richtig auf, mich zu verwöhnen, nimmt nur etwas das Tempo und den Druck zurück. Aber keine zwei Minuten später legt er wieder richtig los. Ich zerre an meinen Fesseln, ich winde mich, so geil ist die Lust, die er mir bereitet, dass ich ihn wegschieben will von mir, weil es kaum auszuhalten ist. Aber keine Chance. Das einzige, wo die Energie hin kann, die sich aufstaut, sind meine Stimmbänder. Das einzige, was ich tun kann, ist seufzen, stöhnen, schreien, und zuletzt weinen, als mich der zweite Orgasmus durchschüttelt.

Danach bleibt es eine Weile beim Keuchen. Es ist heiß und stickig im Zimmer. Und ich bin völlig außer Atem. Er lässt kurz von meiner fast schon überreizten Klitoris ab und küsst zärtlich meine Schenkel. Aber er ist ein verdammter Sadist. Also setzt er zum dritten Mal an. Wieder winde ich mich in den Seilen. Aber inzwischen bin ich so weit drüber, seine Zunge schafft es einfach nicht mehr, mich über die Schwelle zu bringen.

Ein geringerer Mann hätte jetzt vielleicht aufgegeben. Aber er nicht. Ihr erinnert euch noch an die Box mit Spielzeugen? Nicht? Tja, er schon. Ich habe sie noch nicht wieder aufgeräumt. Was daran liegt, dass ich sie ein oder zweimal gebraucht habe seit Sonntag.

Zu dem Zeitpunkt sehe ich natürlich nicht, was er tut. Ich spüre nur, wie er sich zurück zieht, spüre das Bett wackeln, als er aufsteht. Erwarte, dass es hell wird, dass er mir die Augenbinde abnimmt. Stattdessen höre ich ihn irgendwie herum hantieren. Höre ihn herum wühlen. Einen Klick. Und dann ein wohlbekanntes Summen. Als mir klar wird, was dieses Summen erzeugt, zerre ich wieder an meinen Fesseln. Ich fange an zu betteln. „Bitte nicht! Gnade! Pause! Ich kann nicht mehr!“

Weder Pause noch Gnade werden mir gewährt. Einen Augenblick später durchfährt es mich, als er meinen Lieblings-Vibrator direkt an meine Vulva anlegt. Auf mittelhoher Stufe. Das ist fast zu viel des Guten jetzt. Fast. Ich schaffe es, mich etwas zu entspannen und auf das verwöhnende Summen einzulassen. Und was macht er? Was macht dieser Mistkerl von einem Sadisten? Er schaltet den Vibrator ab. Ich knurre vor Frustration.

„Ich denke, da fehlt noch etwas.“

Seine Hände tasten wieder nach meinen Brüsten. Spielen mit meinen Nippeln, bis sie wieder richtig hart stehen. Und dann...

Schmerz!

Ein scharfer, beißender Schmerz durchzuckt meinen Körper! Das sind nicht seine Finger! Er hat meine Nippelklemmen gefunden. Dieser ...

Zack, springt der Vibrator wieder an. Ich hasse ihn gerade so sehr!

Er dreht die Vibration noch eine Stufe höher. Dann presst sich die Kuppe an meine Vulva. Und weil es offenbar noch nicht genug ist, schiebt er mir genüsslich einen meiner Dildos in die Vagina.

Das wars. Ich kann es nicht mehr halten. Es beginnt in der Klitoris wie ein kleines Gewitter. Der Beckenboden zieht sich zusammen. Alles zieht sich zusammen. Ich spüre den Dildo hart und dick in mir Widerstand leisten als sich meine Muskeln anspannen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Und ich schreie. Ohne Mist, ich schreie!

„Du unartiges, böses Mädchen“, flüstert er. „So gierig und unersättlich. Spielst mir hier die prüde, missbrauchte Geliebte vor. Und dann lässt du dich so gehen. Ts. Ts. Ts. Du weißt, dass ich dich dafür noch bestrafen werde?“

Langsam komme ich wieder zu Atem.


Nachdem er mich losgebunden hat, nimmt er mich in den Arm. Ich werfe mich ihm förmlich an den Hals, als ob ich ihn gar nicht fest genug an mich pressen könnte. So sitzen wir da, eine ganze Weile. Von ihm einfach nur so still gehalten zu werden ist fast eine intensivere Erfahrung als die drei Orgasmen, die er mir geschenkt hat. Dann lassen wir uns irgendwann einfach nach hinten aufs Bett fallen und bleiben aneinander gekuschelt liegen, während draußen das Gewitter in die nächste Runde geht. Die Balkontür steht offen. Es ist angenehm kühl geworden im Raum.

Die Balkontür steht offen.

Fuck. Und ich hab hier rumgebrüllt wie am Spieß.


Wenn das jetzt nur eine Geschichte wäre, würde ich es hier enden lassen. Leider ist das wahre Leben manchmal weniger poetisch. Und die Protagonisten ein bisschen blöd.

Jetzt, retrospektiv wäre das ein guter Abschluss gewesen. In der Situation sehe ich es anders.

Ich liege an ihn gekuschelt auf dem Bett und bemerke irgendwann seine Erektion. Natürlich. Er ist am Anfang mal gekommen. Aber dann hat er mich gefesselt, geleckt, mit dem Vibrator zum Höhepunkt gequält. Natürlich steht er ihm. Was bin ich doch für eine Egoistin. Ich bin jetzt drei mal gekommen. Er nur einmal.

Das kann ich so nicht stehen lassen (pun intended!)

Aber was jetzt kommt, ist die Wiederauflage einer der frustrierendsten Erfahrungen meines aktuelleren Lebens. Er liegt auf dem Rücken, ich beuge mich über ihm und habe seinen schönen, dicken, harten Schwanz im Mund. Er räkelt sich und stöhnt wohlig. Irgendwann windet er sich und stöhnt gequält. Ich schaffe es einfach nicht, ihm die Erlösung zu verschaffen, die ich ihm so sehr wünsche.

Es ist einfach so unfair. Er leckt mich ohne Probleme zweimal zum Orgasmus. Und ich schaffe es einfach nicht, ihn oral zu befriedigen. Dabei ist das an sich meine Königsdisziplin. Und ich würde es ja verstehen, wenn er Blowjobs nicht mögen würde. Aber er steht so hart wie es nur geht und er stöhnt und genießt es doch offensichtlich. Warum zum Geier kommt er dann nicht. Drei mal atmet er schneller, drei mal denke ich, jetzt ist es gleich soweit, jetzt habe ich ihn! Aber nein! Nichts.

Irgendwann streicht er zärtlich über meine Schulter. „Ist o.k., Lisi, das wird heute so nichts mehr.“ Aber ich akzeptiere es nicht! Bis er mich irgendwann fest an der Schulter packt und mich von meinem Schwanz weg schiebt. „Genug, es ist zu intensiv. Es geht heute nicht, o.k.?“

Wie kann das sein? Vorhin ist er in mir nach drei Minuten gekommen! Er kann es doch!

„Ist o.k., wirklich.“

„Nein, es ist nicht o.k.! Ich lasse dich auf keinen Fall so unbefriedigt nach Hause gehen heute!“

„Es macht mir nichts. Ich bin doch vorhin schon gekommen.“

„Aber mir macht es was! Mit mir macht es was!“

„Na gut. Gib Kondome.“


Er schläft noch einmal mit mir, sehr zärtlich dieses mal. Zu Beginn sitzt er auf dem Bett, ich sitze breitbeinig auf seinem Schoß und reite ihn. Er hat mich an den Hüften gepackt und bestimmt das Tempo. Irgendwann legt er sich auf den Rücken. Ich bleibe auf ihm. Tatsächlich bin ich wieder erregt genug, dass er sich richtig gut anfühlt in mir. Und normal wäre das eine 100%-Garantie für mich zu kommen, in dieser Stellung und mit so einem Schwanz in mir. Aber nach dem, was er vorher mit mir angestellt hat, stehen die Chancen bei 0. Was völlig o.k. für mich ist. Jetzt geht es nur noch um ihn und seine Lust. So wie am Anfang, was an sich eine schöne Symmetrie für den Nachmittag ergibt.

Er verpasst mir jetzt sanfte Klapse auf den Po und gibt mir somit den Takt an, in dem er geritten werden will. Er stößt mir sein Becken entgegen, immer drängender. Und dann schaffen wir es doch noch. Er keucht, er stöhnt, er grunzt. Und dann kommt er endlich.

Letztlich war er dann doch wieder über drei Stunden bei mir. Soviel zu „mal kurz vorbeikommen und die Mätresse besteigen.“

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