Most Wanted

Tillman (M/F)



Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Manchmal glaub ich, es war einfach ganz plötzlich da. Und dann wieder bin ich mir sicher, es hat sich ganz leise, still und heimlich unauffällig angeschlichen.

Es ist offensichtlich, und ich kann es nicht länger weg ignorieren.
Diese Erkenntnis kommt natürlich, wie in solchen Fällen eigentlich immer, genau im passenden Moment: sprich morgens um halb fünf, wo ich doch dringend schlafen müsste.

In jedem Fall ist es nicht meine Schuld. Ich hätt es auch gar nicht verhindern können, weil ich konnt es ja nicht kommen sehen. Egal, ob es sich jetzt angeschlichen hat, oder mich plötzlich überfallen. Diese Erkenntnis bringt mich dann allerdings auch genau null weiter. Ich lieg da, im Gästebett von Noras Familie, und mein Herz rast.

Draußen wirds schon langsam hell. Die beschissenen Vögel haben das auch schon bemerkt, und begrüßen den Morgen mit extatischem Gezwitscher. Grad, als obs der erste Morgen wäre, den sie erleben. Könnt ich fliegen, oder hätt was zum werfen, wärs jedenfalls ihr letzter Morgen.

So ziehe ich mir stattdessen das Kissen über den Kopf, presse es gegen mein Gesicht, um Licht und Ton von mir weg zu halten.

Ohhhh, das war ein Fehler, wird es mir bewusst. Es ist der Geruch... liegts daran, dass Augen und Ohren verschlossen die Nase noch empfindlicher ist, oder daran, dass ich jetzt die Quelle des bereits latent vorhandenen Geruchs halt auch direkt gegen mein Riechorgan presse? Egal. Jetzt bin ich wach, und verstehe auch endlich, was mich nicht schlafen lässt. Was meine Gedanken schon seit Stunden um das selbe Thema kreisen lässt.

Offenbar ist es sein Kissen. Und es riecht natürlich nach ihm. Nein, es ist regelrecht durchtränkt von seinem Duft. Kein Wunder, dass ich nicht schlafen kann. Kein Wunder, dass mein Herz rast. Danke dafür, Nora. Hättest kein anderes Kissen nehmen können? Aber gut, Nora war auch alles andere als nüchtern, als sie mir das Bett gerichtet hat. Kurz nachdem uns klar geworden ist, dass ich vielleicht doch besser nimmer nach Hause fahre heut nacht.

Und so muss ein Mädchen eben tun, was ein Mädchen tun muss. Ich schlüpfe aus meinen Klamotten. Erst das Shirt, dann der Slip. Ich zappele mich frei, peinlich darauf bedacht, nur ja keinen Zentimeter nackte Haut unter der Bettdecke hervor schaun zu lassen, und damit womöglich die kalte Luft in den warmen Kokon herein.
Ich räkel mich zwischen dem rauen Stoff des Spannbettuchs und dem glatten Bezug der Bettdecke. Das fühlt sich herrlich unartig an. Ich hab die Augen fest geschlossen, und immer noch das Kissen mit seinem Duft über meinem Gesicht liegen. Meine Hände streicheln über meinen Körper, und ich stelle mir so bildlich wie ich kann vor, es sind seine. Es dauert keine drei Minuten, bis ich zum ersten mal komme. Aber das war zu schnell, viel zu schnell, das reicht nicht, um die Spannung abzubauen, es war mehr wie ein Teaser zum eigentlichen Film. Ein Aperitif sozusagen, der mich erst richtig hungrig macht für den Hauptgang. Also fange ich an, mir eine Geschichte zurecht zu spinnen. Ein Film für mein Kopfkino. Buch & Regie Lisi Kawaii. Hauptdarsteller: Er. Tillman S.

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Meine Eltern sind nicht geschieden. Noch nicht, müsste man wohl sagen. Sie arbeiten gerade daran. Und „gerade“ dauert jetzt halt schon zwei oder drei Jahre. Daheim herrscht Kriegszustand. Monatelang der kalte Krieg, der dann jederzeit in eine offene Schlacht ausbrechen kann. Und ich stehe dazwischen. Zwischen zwei komplett auf sich selbst und ihre gegenseitige Feindschaft fixierten Egomanen, die sich meine Eltern schimpfen. Ab und an erinnern sie sich mal daran, dass es mich auch noch gibt. Dann darf ich wahlweise Blauhelm, Verbündete oder Kollateralschaden spielen.

Manchmal erinnern sie sich sogar dran, dass ich ja schließlich ihre Tochter bin, und sie versuchen, jahrelang vernachlässigte Erziehung in zehn Minuten nachzuholen. Meistens heißt es dann „Du bist genau wie dein Vater“ oder wahlweise „...deine Mutter“.

Es wäre untertrieben zu sagen, dass es daheim etwas unwohnlich ist. Es ist mehr so wie eine Höhle, in der ein wütender Feuerdrache und ein beleidigter Frostmagier gezwungenermaßen gemeinsam Unterschlupf gefunden haben, und dann durch einen Erdrutsch eingeschlossen wurden. Tatsächlich bin ich im Moment überall anders lieber als zuhause. Sogar die Schule kommt mir erholsam vor im Vergleich.

Und so kommt nahtlos Nora ins Spiel. Nora ist meine beste Freundin. Ich beneide sie und ihre jüngere Schwester. Denn sie haben es hinter sich. Ihre Eltern haben sich scheiden lassen, als sie noch ganz klein war. Und sie hat den Streit gar nicht mitbekommen. Vor ich glaub sieben Jahren oder so ist dann schließlich Tillman hier eingezogen. Tillman ist der Freund von Noras Mum. Und Tillman ist cool. Das sagt jeder. Ich glaube, Tillman ist um den Dreh in etwa so alt wie mein Dad. Aber er wirkt minimum zehn Jahre jünger.

Ich bin in letzter Zeit oft hier bei Nora und ihrer Familie. Schön zu sehen, wie Menschen auch miteinander sein können. Ich find auch das Verhältnis zwischen Tillman und seinen beiden Stieftöchtern sehr interessant. Es ist von gegenseitigem Respekt geprägt, aber oft auch sehr flapsig und informell. Es gibt nämlich tatsächlich Erwachsene, die es fertig bringen, sich mit Teenagern normal zu unterhalten, und nicht in einer völlig anderen Welt leben. Ich kenne auch Noras echten Vater. Der ist nett. Aber kein Vergleich mit Tillman.

Tilman ist so ein Mensch, wenn der in einen Raum kommt, dann kann man fast sehen, wie sich die Geometrie so verändert, dass er im Mittelpunkt steht. Und der Raum und alles andere fängt dann an, sich um ihn zu drehen. Es ist komisch, ich habe so etwas selten erlebt, aber er hat eine unglaubliche Präsenz. Vielleicht liegt es an seiner Stimme, die so tief und sonor ist. Eine Stimme, die man einfach gerne hört. Und die automatisch alles, was sie erzählt, unglaublich interessant und bedeutungsvoll macht. Oder eben charmant, unterhaltsam und witzig.

Und es ist natürlich dieser Geruch. Ich bin ein Nasenmensch, aber ich finde es unmöglich, Gerüche zu beschreiben. Trotzdem muss man es versuchen. Bei ihm ist es die Mischung aus dem Waschmittel seiner Klamotten, seinem Duschgel und einem teuren Deo. Gepaart mit seinem Eigenduft, der auf eine wahnsinnig sinnliche Art maskulin ist. Irgendwann habe ich ihn mal spontan umarmt, und mein Gesicht an seine Brust gedrückt. Das war denke ich der Moment, an dem ich zum ersten mal bewusst wahrgenommen habe, wie lecker Tillman riecht.

Und dann sieht er auch noch gut aus. Also an sich gar nicht mein Typ. Weil natürlich viel zu alt. Und ich steh bei Jungs mehr so auf modern androgyn. Das ist er jetzt halt mal gar nicht. Groß, schlank, ja das schon. Haare auf wenige Millimeter gekürzt, markantes Kinn, hohe Stirn. Aber wunderschöne blaue Augen. Und ein umwerfendes Lächeln. Verschmitzt irgendwie.

Und da ist noch etwas. Vielleicht sein bester Trick. Tillman ist nämlich in der Lage, dir seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Und dieser Satz ist nicht mal annähernd in der Lage zu beschreiben, wie sich das anfühlt. Dann schaut er dich an, nimmt dich in deinem ganzen Wesen wahr, und hört dir zu. Und dabei merkst du, er nimmt dich ernst, du bist ihm wichtig. Und das ist ein Gefühl wie eine wohlig warme Dusche mit glitzerndem pinken schaumigen Einhornwasser. Es ist wie wenn er dich zu sich in die Mitte des Universums holt. Da fühlt man sich drei Meter groß. Das geht nicht nur mir so. Das sehe ich an den anderen Personen im Raum genauso. Und oft wetteifern „seine drei Frauen“, wie er seine Familie im Scherz nennt, geradezu um diese Aufmerksamkeit.

Als es bei mir daheim dann mal wieder richtig schlimm geworden ist, hat mir Noras Mum spontan angeboten, jederzeit herkommen zu dürfen. Und auch über Nacht zu bleiben. Dann hat sie kurz gestockt, und zu Tillman geschaut. Der hat zuerst sie angeschaut, dann mich, und dann haben sich seine Lippen zu diesem hinreißenden Lächeln geformt. „Natürlich. Du bist uns hier immer willkommen, Lisi.“

Und auf dieses Angebot bin ich inzwischen oft zurück gekommen. Immer hierher geflohen, wenn es daheim nimmer auszuhalten war.

So stehe ich dann jetzt heute mal wieder an der Tür. Meine Eltern haben sich am frühen Abend zur Abwechslung mal wieder so richtig in die Wolle bekommen, und als mein Vater um acht sein Zeug gepackt und die Tür hinter sich zugeknallt hat, und meine Mutter, die noch nicht fertig war, sich anschickte, ein neues Opfer für ihre Wut zu finden, hab ich schnell meine Overnight-Bag gegriffen, und mich ebenfalls in die Nacht verdrückt. Wenn auch weniger demonstrativ als Dad.

Tillman macht mir die Tür auf, und schaut einigermaßen überrascht, als er mich sieht. Nach einem kurzen Moment des Zögerns tritt er einen Schritt zurück. „Hi Lisi. Hab nicht mit dir gerechnet. Komm rein, wenn du magst. Aber du weißt, dass Nora nicht da ist? Die drei Damen sind übers Wochenende in irgend so ein Spa gefahren. Zum Glück hab ich was zu arbeiten, und hatte ne Ausrede. Ähm. Also wenn es dich nicht stört, dass wir heute ganz allein wären...“

Ne, das stört mich überhaupt nicht. Das heißt, ich hab ihn heute ganz für mich. Seine ganze Aufmerksamkeit. Ich hasse mein Leben gerade, und so eine metaphorische schöne warme Dusche ist genau das, was ich jetzt brauche.

Kurze Zeit später sitzen wir am Küchentisch. Er zeigt seinen besorgten Blick, und schaut mir direkt in die Augen. Ich spüre die Wärme in mir hochsteigen. Und mit ihr nehme ich wieder seinen Duft wahr. Ich atme ihn tief ein, kann gar nicht anders. Das versetzt mich wieder jäh zurück an diese Nacht vor ein paar Wochen, und meine Erkenntnis, dass meine Gefühle für diesen Mann alles andere als familiär sind. Unwillkürlich zucke ich zusammen, als ich einen Schauder der Erregung über meinen ganzen Körper kriechen spüre. Ich senke die Augen, um mich aus dem Bann seines Blickes zu befreien.

„Lisi, geht es dir gut? Du zitterst ja. Hast du schon was zu Abend gegessen?“ Er legt seine Hand beruhigend auf meine, erzielt aber genau den gegenteiligen Effekt. Ein Kribbeln am ganzen Körper wie wenn mich ein kleiner freundlicher Blitz getroffen hätte. Ich kann nicht anders, und lege meine zweite Hand auf seine. Will ihn fest halten. Ich merke, er ist überrascht von von so viel Nähe, aber er reagiert natürlich souverän. Tätschelt mit der letzten verbleibenden Hand freundschaftlich meinen Handrücken, und zieht seine erste aus dem Handsandwich heraus. Dann steht er auf, dreht sich umund fokussiert demonstrativ den Kühlschrank. Öffnet ihn, schaut hinein.
„Ich hab aber gar nichts da, seh ich grad. Hab ja nicht mit Besuch gerechnet. Soll ich uns ne Pizza bestellen?“

Jaja, alles, was du willst. Natürlich, er hat gespürt, dass da etwas in der Luft lag, konnte es aber nicht einordnen, schätze ich, und jetzt ist er froh, sich auf vertrauterem Terrain zu bewegen, wie dem Bestellen der Pizza. Schöne, alltägliche, profane, harmlose Dinge entscheiden. Welcher Pizzadienst, welche Zutaten, welche Größe. Das sind gute Ablenkungen. Normalität.

Bis die Pizza endlich kommt, sind wir aber wieder tief im Gespräch. Er beschenkt mich mit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit, und weil es sich mal wieder so sensationell anfühlt, und ich nicht will, dass es aufhört, erzähle ich ihm mehr, als ich eigentlich will. Und vielleicht überdramatisiere ich auch ein wenig. Er blickt mich die ganze Zeit ernst an, nickt ab und zu ermunternd, brummt zustimmend, zeigt durch gut getimetes Nachfragen, dass er voll bei der Sache ist. Und man sieht, es ist ihm nicht gleichgültig. Mehrfach runzelt er seine schöne Stirn. Der perfekte Zuhörer. Aber seine Hände behält er jetzt schön bei sich.

Dann klingelt es an der Tür, und die Pizza ist da. Er nimmt sie entgegen, gönnt sich drei Zeilen Smalltalk mit dem Fahrer, zahlt, gibt Trinkgeld, alles ganz lässig. Er schneidet die Pizza im Karton in zwei Hälften, und richtet zwei Teller damit her. Und als er mir den Teller mit meiner halben Pizza rüberschiebt, berühren sich unsere Hände erneut. Nur für einen ganz kurzen Augenblick. Und wieder durchfährt mich der Blitz. Nur jetzt ist es ein richtiges Gewitter. Diese beiläufige zufällige Berührung lässt mein Herz einen Schlag aussetzen. Ich kann einfach nicht anders, ich lege meine Hand wieder auf seinen Handrücken. Und ich schwör, dieses Mal hat er den Blitz auch gespürt, denn er schaut mir kurz in die Augen, fast bedauernd, als er seine Hand langsam, aber bestimmt zurück zieht.

Tja, und nach der Pizza kommt der Sturz in das Eisbecken. Das Bittere an seinem Zaubertrick mit der Aufmerksamkeit ist nämlich, wie hart der Entzug ist. Also wenn einem diese Aufmerksamkeit wieder entzogen wird. Als wir mit dem Essen fertig sind, verkündet er „Sorry, Lisi. Das war nett. Aber ich muss wirklich noch was arbeiten. Du kannst dich im Wohnzimmer ausbreiten, wenn du magst. Den Fernseher und die Konsolen kennst du ja. Fühl dich ganz wie daheim. Ich bin im Arbeitszimmer, wenn du was brauchst. Aber bitte nur stören, wenns wirklich wichtig ist, ich will das heute fertig bekommen.“

Also sitze ich allein im Wohnzimmer auf dem großen Familiensofa und zappe mich gelangweilt durch die Sender. Ich überlege kurz, ob „Ich brauche dringend jemanden, den ich in Mario-Kart rasieren kann“ das Kriterium „wirklich wichtig“ erfüllt. Aber ich denke mal: vermutlich nicht.

Genervt schlendere ich in die Küche, und durchforste den Kühlschrank. Ich soll mich ja ganz wie daheim fühlen, hat es geheißen. Also nehme ich mir ein kaltes Bier. Ich mag Bier an sich gar nicht so. Aber was anderes hat es nicht. Ich schlurfe mit der Flasche zurück zur Couch. Und nach dem zweiten Schluck komme ich mir irgendwie assi vor. Ich hab noch nie alleine getrunken. Also gehe ich nochmal zum Kühlschrank, und hole ne zweite Flasche. Mit den beiden Flaschen in der Hand klopfe ich an die Tür vom Arbeitszimmer.

„Ja? Brauchst Du was, Lisi?“
„Ich hab mir gedacht, du hast vielleicht Lust auf n Bier?“ frage ich.
„Voll lieb von dir, aber ich muss mich hier echt konzentrieren. Später vielleicht.“
„Und ne Runde Mario-Kart vielleicht?“ Ich weiß, er liebt das Spiel.
Tiefer Seufzer. „Lisi, tut mir leid. Nicht, dass ich keinen Bock hätte, aber das hier ist grad wichtig. Später vielleicht.“
„Wie lange ist später?
„Was weiß ich? Ne Stunde vielleicht?“
„Vielleicht geh ich einfach ins Bett“, sage ich leicht genervt.
„Oder das. Fühl dich ganz wie daheim“, sagt er mehr so beiläufig, mit den Augen schon wieder am Monitor.

Nach eineinhalb Stunden habe ich erst das eine, dann das zweite Bier ausgetrunken. Bitter. Es kommt immer noch nichts im Fernsehen. Und er hat sich nicht sehen lassen.

Und da legt es bei mir einen Schalter um.

Ins Bett gehen kann ich, hat er gesagt. Ganz wie zuhause fühlen soll ich mich, hat er gesagt. Erst war er so nett und aufmerksam, und dann setzt er mich plötzlich auf die Blocklist.

Na warte, Tillman. Du weißt nicht, was du da getriggert hast.

Also gehe ich Zähne putzen und dann ziehe ich mich aus, und lege mich ins Bett. Kaum habe ich die Tür geschlossen, höre ich ihn im Flur aus dem Arbeitszimmer kommen. Hat der etwa gewartet, bis ich weg bin? Ich höre ihn ins Bad gehen, ich höre den Wasserhahn. Und dann geht die Tür auf, und er steht im Zimmer. Wie ihm die Gesichtszüge entgleisen, als er mich sieht - allein das war es wert.

„Was zum Geier soll das werden, Lisi?“ zischt er.
„Sag du's mir“, entgegne ich schnippisch.
Er kommt ins Zimmer, und bleibt neben dem Bett stehen, die Arme vor dem Brustkorb verschränkt schaut er auf mich herunter. Ich schaue zu ihm hinauf, und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Du hast gesagt, ich soll ins Bett gehen, und mich wie daheim fühlen.“
„Sehr witzig. Komm jetzt bitte aus meinem Bett raus, und gehe ins Gästezimmer.“
„Ich kann nicht“, antworte ich noch frecher grinsend.
„Ach, und warum nicht?“
„Ich bin nicht richtig angezogen.“ Dabei räkele ich mich unter seiner Bettdecke. Sein Blick fällt auf den Stapel meiner Klamotten am Boden. Inklusive BH und Slip.
„Mach keinen Scheiß.“
„Ist aber so“, sage ich, und lasse die Bettdecke ein bisschen nach unten rutschen, bis er den Ansatz meiner Boobies sehen kann.
„Ich verstehe“, sagt er.
Und ohne eine Miene zu verziehen, greift er nach einem Zipfel der Bettdecke, und reißt sie mit einem Ruck vom Bett. Der Punkt ist, ich hab tatsächlich nichts an. Gar nichts. Ich fand das eine prickelnde Vorstellung. So wie neulich im Gästebett. Nackt zwischen den Laken, seinen Duft in der Nase. Aber jetzt, als ich die kalte Luft auf meinem nackten Körper spüre, und er mich immer noch mit versteinerter Miene mustert, würde ich am Liebsten im Boden versinken. Oder aufspringen, und die Flucht ergreifen. Doch ich bin wie gelähmt.
„Also habe ich mir das vorhin doch nicht eingebildet“, sagt er mehr zu sich selbst. „Nur wollte ich es nicht wahrhaben. Lisa, du bist wirklich eine umwerfend schöne junge Frau. Aber das geht nicht. Gar nicht. Was glaubst du denn, was du hier tust? Willst du meine Beziehung ruinieren? Hast du mal an Nora gedacht? Gerade du müsstest doch wissen, wie es sich anfühlt, wenn eine Familie zerbricht.“

Das sitzt natürlich. Aber trotzdem steht er da, und starrt meinen nackten Körper an. Macht keinerlei Anstalten, mir meine Klamotten zu reichen die doch direkt vor seinen Füßen auf dem Boden liegen. Steht weiter da mit verschränken Armen, und das, wie mir auffällt, auch noch direkt im Weg zwischen mir und der Tür. „Du hast recht. Sorry. Lass mich einfach raus, und wir vergessen das, ja?“

„Ich weiß nicht. Jetzt, wo ich grad mal deine ungeteilte Aufmerksamkeit habe, würde ich das gerne nutzen, um ein paar Dinge klar zu stellen. Was bei dir zuhause gerade abgeht, ist schrecklich, aber kein Grund, dir auf Teufel komm raus, deine Bestätigung woanders zu holen. Du bist 18 und selbstverantwortlich. Du solltest wissen, dass sowas hier ein NoGo ist. Aber ich nehme mal an, deine lieben Eltern haben dich in ihrem ganzen Streit die letzten Jahre nicht nur emotional vernachlässigt. Sie haben in der Zeit offenbar auch versäumt, dich anständig zu erziehen. Und ich hätte gute Lust, das an der Stelle grad mal nachzuholen.“

Was meint er damit? Was hat er vor?
Langsam kommt er auf mich zu, und ich sehe, wie er sich dabei die Ärmel seines Hemdes hochkrempelt. Insgesamt eine sehr bedeutungsvolle Geste, auch wenn mir nicht ganz klar ist, was sie bedeutet.

Wobei ich hab da so eine Ahnung. Es hat was damit zu tun, wie er „erziehen“ gesagt hat. Da war ein recht ominöser Unterton drin. Aber das würde er doch nicht tun, oder? Ich spüre eine fiese Gänsehaut meinen Rücken hoch krabbeln.

Klar, an der Stelle hätte ich mich einfach übers Bett wegrollen und aus der Tür flüchten sollen. Aber ich bewege mich nicht. Kann mich nicht bewegen. Will es ehrlich gesagt auch gar nicht. Obwohl er mir gerade echt unheimlich ist, fesselt mich die Situation doch regelrecht.

Ich spüre seine Hand an meinem Unterarm. Fest und bestimmt packt er mich, und zieht mich hoch, bis ich neben ihm stehe. Neben ihm fühle ich mich noch nackter, er ist ja immer noch vollständig angezogen. Und dass er über einen Kopf größer ist als ich, macht die Sache nicht besser. Klein, hilflos und ausgeliefert fühle ich mich. Er setzt sich auf die Bettkante ich stehe vor ihm er hält immer noch meinen Arm fest im Griff. Mit der anderen versuche ich mir zumindest einen rudimentären Rest an Würde zu bewahren, und meine Nacktheit zu bedecken.

„Weißt du, was ich jetzt mit dir machen werde?“ fragt er.
„W-was?“, stottere ich.
„Etwas, was man schon vor ner ganzen Weile hätte tun sollen. Ich werde dich übers Knie legen, du kleines Biest.
„W-was?“, füge ich total schlagfertig hinzu.
„Ich werde dich übers Knie legen, und dir ausgiebig den Hintern versohlen. Und weißt du was? Ich denke, ich werde es genießen.“
„Des... des kannst ned machen!“, stammele ich entsetzt.
„Kann ich nicht? Ich bin bisher davon ausgegangen, man kann sich auch nicht einfach nackt ins Bett eines fremden Mannes legen. Offenbar können wir beide einen Haufen Sachen, mit denen man nicht rechnen würde, hmm?“
Er meint das echt ernst. Ich habe davon geträumt, dass er meine intimsten Körperstellen berührt, aber doch nicht so. Ich versuche kurz, mich loszureißen, aber er ist nicht nur stärker als ich, sondern auch sehr geschickt. Er gibt kurz nach, und als ich vor Überraschung ins Stolpern komme, nutzt er meine Ausgleichsbewegung, um mich quer über seinen Schoß fallen zu lassen. Meine Hand landet dabei auf meinem Rücken, immer noch fest in seinem Griff.

Und ich spüre ein vertrautes Kribbeln im Unterleib.

Aber, ne, so klappt das nicht. Das passt nicht zu ihm. Er würde nicht so körperlich vorgehen. Er ist gut trainiert, keine Frage, aber ich denke, Tillman ist mehr der verbale Typ.

Ich stehe also vor ihm. Komplett nackt, versuche ich mit der einen Hand meine Boobies, mit der anderen meine Pussy zu bedecken. Er komplett bekleidet, jetzt wieder mit verschränkten Armen, schaut auf mich runter. Ich habe den Kopf gesenkt, schaue auf meine Füße.

„Lisi, Lisi, was machst du nur für Sachen?“, sagt er mit dieser sonoren weichen Stimme. Er greift mit seiner Hand unter mein Kinn, und hebt meinen Kopf an, so dass ich ihn ins Gesicht schauen muss. Seine warmen blauen Augen blicken in meine braunen, und durch sie hindurch in mein Innerstes. „Was soll ich nur mit dir machen?“

Auch wenn ich grad echt ein bisschen Angst hab vor ihm, will ich, dass er mich gut findet. Ich will, dass er mich schön findet, dass er mich will. Weil mich die Vorstellung total wuschig macht.
Also antworte ich frecher, als ich mich eigentlich fühle:
„Weiß nicht, was machst du denn gewöhnlich so mit nackten Mädchen in deinem Bett?“ Und klimper ein bisschen kokett mit den Wimpern. Womöglich grinse ich sogar ein wenig dabei.

Bevor er den Mund aufmacht, merk ich schon, dass es eine ausgesprochen blöde Antwort war. Ich kann direkt sehen, wie sich sein Gesichtsausdruck verändert, wie sein Blick härter wird, seine Lippen schmaler, wie sich seine Stirn in Falten legt.

„Du findest das also noch lustig? Lisi, ich kann ja verstehen, dass du dich gerade nach Zuwendung sehnst, aber...“

Nope, das funktioniert nicht. Das wohlige Kribbeln hat schlagartig nachgelassen. Verständnisvoll ist zwar realistisch, aber total unsexy. Spulen wir zurück.

Ich liege in seinem Bett, habe mir die Daunendecke mit dem glatten satinartigen Stoff bis zum Kinn hoch gezogen. Er steht vor mir am Fußende vom Bett, und schaut schweigend vorwurfsvoll auf mich herunter. Ich rutsche unruhig hin und her. Spüre den glatten Stoff der Decke auf meinem Bauch und meinen Boobs, und den etwas raueren des Lakens an meinem nackten Po. Ein Schaudern läuft durch meinen Körper, als ich mir meiner Nacktheit bewusst werde, und meiner damit einhergehenden Hilflosigkeit. Ich bin ihm ausgeliefert, und er weiß das. Er hat den Klamottenhaufen neben dem Bett bereits registriert. Was sich eben noch verrucht und sexy angefühlt hat, ist jetzt mega peinlich.

Er könnte natürlich einfach aus dem Zimmer gehen, und mir somit Gelegenheit geben, mich anzuziehen, und zu verschwinden. Aber das tut er nicht. Er steht da, und mustert mich. Fixiert mich mit seinen blauen Augen. Und ich starre ihn an, wie ein Reh die Scheinwerfer eines herannahenden Autos.

„Und jetzt?“, fragt er? „Fühlst du dich cool? Denkst du, der Tillman, der ist doch so ein Gentleman, der wird mir schon nichts tun? Fühlst du dich, als ob du die Situation kontrollierst?“

Ne, tu ich nicht, gar nicht. Im Gegenteil. Was wird er mit mir machen? Warum bleibt er so verdammt ruhig und souverän? Und warum verspüre ich wieder dieses Ziehen im Unterleib, noch heftiger als vorhin?

„Also gut Lisi, dann zeig doch mal.“ Er greift die Decke, und zieht sie ganz langsam zu sich her. Und ich bin völlig unfähig, mich zu wehren, liege da, und lass es einfach geschehen.

„Wow“, sagt er, als er kurz darauf meine Boobs entblößt hat. Instinktiv lege ich meine Hände schützend über meine Brüste. Warum sind meine Nippel steinhart? So kalt ist es doch gar nicht.

Ich verspüre erneut einen Zug an der Decke. Ich versuche jetzt gleichzeitig mit einer Hand die Decke fest zu halten, und mit der anderen meine Boobies zu verdecken. Das kann nicht gut gehen. Es gibt einen Ruck, und ich liege bis zu den Oberschenkeln komplett nackt vor ihm.

„Ich verstehe“, sagt er nur. „Ziemlich beeindruckend“, fügt er hinzu. „Du bist wirklich eine sehr schöne junge Frau. Ich fühle mich geschmeichelt. Und unter anderen Umständen wäre ich vermutlich besser in der Lage, das angemessen wert zu schätzen, aber so wie die Dinge nun mal sind, liebe Lisi, geht das hier einfach gar nicht. Was denkst du dir eigentlich, hm?“

„Es... es tut mir leid Tillman, ehrlich. Lass mich einfach meine Klamotten nehmen, und verschwinden, und wir vergessen das Ganze, o.k.?“

„Oh nein, junge Dame, so einfach kommst du mir nicht davon!“

Der Satz ist schon ganz schön cheesy, vor Allem die "Junge Dame" aber es wirkt.

„Das wird Konsequenzen haben, das ist dir doch wohl klar, oder?“

„Ko... Konsequenzen? Was für Konsequenzen?“

„Nun, das kommt darauf an. Wir könnten so tun, als wär das hier nie passiert, und uns die nächsten Wochen und Monate aus dem Weg gehen oder ständig peinlich berührte Situationen erleben. Und ich werde nie wieder ruhigen Gewissens allein mit dir in einem Raum sein können, ohne Sorge zu haben, dass du so etwas noch mal versuchst. Weil weder du noch ich das hier jemals vergessen werden. Weil ich dich nackt gesehen habe, weil du mich wie ich annehme verführen wolltest, und weil ich dich abgewiesen habe.“

Da hat er leider nicht unrecht.

„Oder wir schaffen das auf eine andere Art aus der Welt. Auf eine Art, die klar macht, dass das ein Ausrutscher war, dass du einsiehst, dass es ein Fehler war, und dafür deine gerechte Strafe akzeptierst. Auf meine Art.“

Beim Wort „Strafe“ breitet sich das Kribbeln über den ganzen Körper aus.

„Was... Was hast du vor?“
„Etwas, was jemand schon vor ner ganzen Weile hätte tun sollen. Ich werde dich übers Knie legen, du kleines Biest.“
„W-was?“
„Ich werde dich übers Knie legen, und dir ausgiebig den süßen Hintern versohlen. Und weißt du was? Ich denke, ich werde es genießen.“
„Des... des kannst ned machen!“, stammele ich entsetzt.

Aber er kann.

Ich finde mich unversehens quer über seinem Schoß liegend wieder. Er sitzt auf dem Bett, ich liege mit der Brust und den Beinen flach auf der Matratze, mein Becken auf seinen Beinen. Mein Po ist in die Höhe gereckt. Ihm, seinen Augen, seinen Händen entgegen. Biege ich mich extra ein wenig ins Hohlkreuz für ihn? Kann schon sein.

Aber ich fühle mich nicht länger unsicher und ängstlich. Natürlich bin ich ihm noch schonungsloser ausgeliefert als vorhin, natürlich präsentiert sich meine Nacktheit noch stärker. Aber da sind drei oder vier Aspekte, die mich beruhigen. Erstens: er weiß, was er tut, und ich weiß jetzt, was er tun wird. Die Unsicherheit ist weg. Er hat eine Lösung gefunden. Es ist schön, sich seiner Führung und seiner Souveränität zu überlassen. Ein großer Teil dieser Peinlichkeit ist weg. Zweitens: Ich spüre seine körperliche Nähe. Nicht auf die Art, die ich vorhin im Sinn hatte, aber doch direkt und prägnant. Und irgendwie wahnsinnig intim. Drittens. Mit der körperlichen Nähe kommt wieder sein Duft. Mein Gesicht liegt auf seinem Laken, und ich atme ihn quasi mit jedem Atemzug ein. Viertens: Die Situation hat völlig unerwartet etwas ungeheuer Erotisches. Allerdings so ganz genau weiß ich nicht, was mich erwartet. Mir hat noch nie jemand den Hintern versohlt. Ich glaube meinen Eltern war ich nie wichtig genug, nicht mal um mich auf diese altmodische bequeme Art zu erziehen. Fünftens also: Ich spüre, ich bin ihm wichtig. Er macht das hier, weil ihm etwas an mir liegt. Auch wenn es gleich weh tun wird, davon ist auszugehen, er ist nicht der Typ für Bluffs, ist das hier die Chance, dass hinterher alles wieder gut sein wird. Und das tut gut.

Ich spüre seine warme Hand auf meinem nackten Po. Es ist eine sanfte, aber elektrisierende Berührung. Er streichelt über meine Backen.

„Du hast wirklich einen wunderschönen Po, Lisi. Fast tut es mir ein bisschen leid, was ich jetzt tun muss. Aber nur fast.“

Und damit landet seine Hand mit einem satten Klatscher auf meinem Hintern. Bevor ich richtig realisiere, was da gerade passiert, bevor mein Hirn richtig in der Lage ist, das heiße Brennen voll wahr zu nehmen, landet bereits der nächste. Und das fester als der davor.

Ab da gibt es kein Halten mehr. Patsch um Patsch trifft seine Hand meinen schutzlos hingereckten Po, jeder neue Hieb reitet auf der Welle des Schmerzes des Vorgängers. Meine Hand fährt nach hinten, um meinen armen Hintern vor dieser grausamen Behandlung zu schützen, aber er packt mich gekonnt mit seiner freien Hand, und dreht mir den Arm auf den Rücken, gerade so weit, dass es noch nicht weh tut. Als meine Beine unkontrolliert anfangen zu zappeln, schlingt er sein rechtes Bein über meine Oberschenkel, so dass ich zwischen seinen Beinen eingeklemmt bin, aber mein armer Po immer noch seiner unbarmherzigen Bestrafung ausgeliefert ist. Denn bei all dem gerät er nicht mal ansatzweise aus dem Takt. Ich weiß nicht, wie lange es geht, oder wie viele Schläge ich bekomme. Ich weiß nur, irgendwann kann ich es nicht mehr halten. Ich beiße in sein Kopfkissen, und der Stoff dämpft mein Stöhnen.

Ich bin endlich richtig gekommen.

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Mittlerweile ist es fast hell draußen. Zum Vogelgezwitscher gesellt sich das Geräusch des erwachenden Großstadtverkehrs. Ich liege in Noras Gästebett. Meine Eltern sind nicht dabei sich scheiden zu lassen, und ich bin wieder das wohlbehütete Mädchen aus dem glücklichen liebevollen Elternhaus. Und ich bin froh, dass ich gekommen bin, bevor ich mich entscheiden musste, ob Tillman mich nicht doch noch gefickt hätte. Denn irgendwie hätte das glaube ich meinen Respekt vor ihm beschädigt, wenn ich mir das wirklich realistisch hätte vorstellen können.

Ich drehe mich wieder auf den Rücken, schließe die Augen, und bin wenige Sekunden später endlich eingeschlafen. 


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