Manchmal hasse ich es auch, eine Frau im gesellschaftlichen Kontext zu sein.
Ich rede jetzt nicht von Alltagssexismus, Genderpaygap (die es in meinem Arbeitsfeld zum Glück nicht gibt) oder der allgegenwärtigen Angst vor (sexueller/sexualisierter) Gewalt.
Darüber reden wir (zum Glück inzwischen) regelmäßig.
Ich habe da (auch zum Glück) bisher wenig Selbsterlebtes beizutragen.
Was mich heute mal wieder nervt, ist dass Jungs einfach Jungs sind und sein dürfen. Auch wenn die Jungs schon 45 sind. Das heißt aber auch, dass Mädchen ganz schnell lernen müssen, die Erwachsenene zu sein. Verantwortungsvoll, vorausplanend, diplomatisch, rücksichtsvoll.
Meine Erziehung lässt mir keine Wahl. Egal, worum es geht. Ich versuche immer, eine gute Lösung für alle zu finden, nicht nur für mich. Und mit dem Konzept gehe ich in eine Diskussion mit Leuten, deren Lösungsvorschlag ausschließlich für sie selbst passt.
Und die dann einen Kompromiss erwarten. Dass ich von meinem allgemeinverträglichen einen Schritt auf ihren egozentrischen Standpunkt zu mache. Ohne zu sehen, dass mein Standpunkt diesen Schritt schon beinhaltet, von meinem reinen Eigennutz weg.
Manchmal würde ich mir echt gerne mal wieder den Luxus gönnen, mental einfach wieder 13 zu sein. Scheiß auf Impulskontrolle durch den inneren Zensor. Hallo, spontane Bedürfnisbefriedigung. Hallo Lustprinzip! Carpe Diem und morgen die Sintflut.
Aber ich bin die Frau. Ich bin die Erwachsene. Ich muss die Konsequenzen bedenken für uns beide. Ok du hast deinen Standpunkt klar gemacht. Aber gibs zu: würde ich morgen nackt in deinem Schlafzimmer stehen, wären dir die Konsequenzen erst mal egal. Nachher würdest du jammern.
Und ich wäre schuld, weil ich deine Ehe kaputt gemacht hätte. Und das weiß ich, und deswegen tue ich das nicht. Weil ich die Erwachsene bin. Obwohl du fast 20 Jahre älter bist als ich. Ich muss mich zusammenreißen. Immer wieder.
Ich nehm Rücksicht. Ich beiße mir auf die Zunge. Ich schlucke meine Gefühle für dich runter. Ich halte an unserer Freundschaft fest. Und du? Du flirtest mit mir, ohne Rücksicht auf Verluste, du spielst wie ein Teenie mit dem Feuer, und ich darf aufpassen, dass du dich nicht verbrennst daran.
Und wenn es dir trotzdem mal zu heiß wird, verpisst du dich einfach mal für drei Monate aus meinem Leben. Und dann stehst du wieder da, ausgeruht und erholt, und es geht von Neuem los. Und ich lasse mich natürlich wieder darauf ein, weil du eben du bist, und ich dich halt mag.
Weil ich dich in deiner Art sehr schätze, und dich als Freund unglaublich vermissen würde. Und das Schlimmste: ich mag eigentlich genau deine unkonventionelle, jungenhafte Art. Ich wär nur gerne mal das Mädchen. Und fänds schön, wenn du dann der Erwachsene wärst.
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