Most Wanted

Bon Voyage 2 - das schönste Mädchen der Welt (F/M)

 

Nachdem Lena seine Kabine verlassen hatte, brauchte Alex noch ein paar Minuten, um runter zu kommen. War das gerade wirklich passiert? Das dumpfe Brennen an seinem Hintern war ein offensichtlicher Beweis. Trotzdem kam ihm die ganze Situation mehr als surreal vor. Er hätte jetzt dringend jemanden zum Reden gebraucht.

Aber als er am Zeltplatz ankam, stand Lena zusammen mit Yasmin und Lukas. Keine Chance, mit ihr allein zu sprechen. Und er hatte ihr versprochen, die Sache keinem anderen zu erzählen. Da hätte es die Drohung, ihn bloßzustellen, gar nicht gebraucht.

Auch auf der Fahrt zum Einkaufszentrum bot sich keine Gelegenheit. Lena saß mit Yasmin hinten, Lukas vorne auf dem Beifahrersitz. Die Mädchen unterhielten sich leise, während Lukas versuchte, Alex in ein Gespräch über Musik zu verwickeln, und darüber, welche Playlist sie auf der Fahrt hören sollten. Alex war das im Moment ziemlich egal. Er versuchte immer noch zu verarbeiten, was vorhin in der Dusche passiert war. Dazu wäre irgendeine Reaktion von Lenas Seite durchaus hilfreich gewesen, und so suchte er mehrmals Augenkontakt im Rückspiegel mit ihr aufzunehmen. Aber ihre einzige Reaktion war ein vorwurfsvolles „Alex, konzentriere Dich auf die Straße!“, als er einen wilden Schlenker machen musste, um einem plötzlich aufgetauchten Motorrad auszuweichen.

Im Einkaufszentrum verschwand Lena mit ihrer Freundin in Richtung Pharmacie, so dass er den Einkauf zusammen mit Lukas erledigen musste.

Und auch auf der Rückfahrt gelang es ihm nicht, Lenas Aufmerksamkeit auch nur für einen Moment für sich zu haben. Yasmin hatte sie voll in Beschlag genommen, und selbst Lukas schien das langsam etwas unheimlich zu werden.

Als sie zurück auf dem Campingplatz mit dem Ausladen der Einkäufe fertig waren, fiel Alex auf, dass Lena und Yasmin nirgends zu sehen waren. Sie blieben noch eine ganze Weile verschwunden.

Alex beschloss, sich abzulenken, und eine Runde surfen zu gehen. Leider war der Wind, der mittags noch recht vielversprechend ausgesehen hatte, inzwischen stark abgeflaut. Am Strand traf er Lukas wieder, der etwas abseits der anderen stand, Alex aber zu sich her winkte, als er ihn sah.

Alex, Du wolltest mir doch mal beibringen, wie das geht. Wie schaut's aus?“

Klar, warum nicht. Bisschen wenig Wind eigentlich, aber für die ersten Schritte auf dem Brett sollte es gehen. Kaum Wellen, das ist schon mal gut“, fügte Alex noch hinzu.

Nach drei halbherzigen Versuchen im hüfttiefen Wasser weit genug entfernt von den Ohren der anderen rückte Lukas dann mit seinem eigentlichen Anliegen heraus.

Alex, hast Du vorhin mitbekommen, worum es ging?“

Was meinst Du?“

Yasmin ist auf einmal so komisch. Und naja, Du bist doch so dicke mit Lena. Vielleicht hat sie Dir was erzählt?“

Wer? Lena?“

Naja, so wie die beiden heute den ganzen Tag miteinander getuschelt haben.“

Weiß nicht, ob es da um Dich ging“, sagte Alex gedankenverloren, und wollte sich im nächsten Moment schon die Zunge abbeißen.

Was, um wen denn sonst?“, fragte Lukas. „Hey, Du meinst doch wohl nicht, Yasmin hat einen anderen? Hat Lena da was gesagt?“ 

Ein Glück war Lukas so mit sich und seinem Ego beschäftigt, dass er nicht bemerkt hatte, wie er selbst sich gerade fast verplappert hätte, dachte Alex.

Nö, Lena hat gar nichts über dich oder Yasmin erzählt. Was war denn da eigentlich mit der Apotheke?“, fragte er Lukas schnell, um das Thema zu wechseln.

Ach, irgendwelche Frauenprobleme, nix Ernstes. Juckt wohl ein bisschen da unten bei ihr. Hey, das bleibt aber trotzdem unter uns, ja?“

Natürlich, Lukas.“

Cool, bist echt n Gentleman, Alex.“

Auch im Verlauf des weiteren Nachmittags konnte er Lena nirgends finden. Offenbar ging sie ihm aus dem Weg. Kein Wunder eigentlich. Immerhin war das alles echt peinlich. Was hatte er sich denn auch gedacht. Er beschloss, es für heute aufzugeben. Irgendwann hatte sie sich vermutlich wieder abgeregt, und war bereit für ein klärendes Gespräch. Und solange würde er eben mit diesem kiloschweren Ball aus glühendem Metall in seinem Magen herum laufen müssen.
Missmutig besorgte er sich ein gekühltes Heineken im Campingplatz-Bistro und suchte sich dann eine halbwegs ruhige Ecke am Strand. Aber selbst das kühle Bier und der Blick auf die türkisfarbenen Wellen konnten seine Stimmung nicht heben.

Lass uns mal eine Runde spazieren gehen“, riss ihn ihre Stimme aus seinen Gedanken. Überrascht schaute er zu ihr auf. Und spürte sofort einen Kloß im Hals. Sie trug ein bauchfreies Crop-Top und eine dieser ultrakurzen Jeans-Shorts, die seit einigen Jahren aus der Sommermode nicht mehr weg zu denken waren. Das brachte ihre wohlgeformten, braungebrannten Beine und ihre schmale Taille prominent zur Geltung. Schon komisch. Der Bikini zeigte rein objektiv mehr Haut, aber das Ensemble hier wirkte fast unanständig offenherzig.

Sie führte ihn am Strand entlang hinauf in die flachen Dünen, folgte dann einem Trampelpfad durch den Strandhafer. Schweigend ging er neben ihr, versuchte sich in Gedanken auf das folgende Gespräch vorzubereiten, überlegte, was er ihr sagen wollte. Und was er sie fragen wollte.

Es schien, als endete der Weg an einem Gestrüpp aus niedrigen windschiefen Bäumen, aber als sie dort angekommen waren, konnte er sehen, dass der Weg weiter in das Dickicht hinein ging.

Drinnen hatte sich eine kleine Lichtung mit sandigem Boden gebildet, umgeben von einem blickdichten Gestrüpp und einigen höheren Bäumen. Auf dem Boden lag ein abgebrochener Baumstamm und zu seiner Überraschung eine wohl bekannte Picknickdecke.

Lena ließ sich darauf nieder, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum, und sah ihn dann auffordernd an. Als er nicht sofort reagierte, klopfte sie mit der Hand neben sich auf den Boden.

Nachdem er sich zu ihr gesetzt hatte, streckte sie ihre Hand nach seinem Bier aus. Wortlos reichte er die Flasche an sie weiter. Sie nahm einen tiefen Schluck, und lehnte sich dann weiter zurück, den Blick nach oben zum blauen Himmel über ihnen.

Ganz nett hier, oder?“, fragte sie. „Yasmin hat mir die Stelle vorher gezeigt. Hier war sie immer mit Lukas. Naja, in den nächsten Tagen werden die zwei den Platz wohl eher nicht brauchen, was?“

War das ein schadenfrohes Grinsen?

Lena, wir müssen reden!“, platzte es aus Alex heraus.

Reden wir denn nicht?“, fragte sie unschuldig.

Lena, Du weißt doch, was ich meine, oder?“

Hmm, also es gäb' da schon so ein paar Dinge über die ich gerne reden würde. Aber ich nehme an, Du meinst jetzt nicht die aktuelle geopolitische Lage, oder?“

Alex runzelte die Stirn.

Mensch, Alex, wo ist Dein Humor geblieben? Also gut, wo sollen wir anfangen?“

Was da vorhin unter der Dusche passiert ist.“

Du meinst, als ich Dir 'einen runter geholt' habe? Hat es Dir nicht gefallen?“

Doch, aber...“

Und jetzt denkst Du darüber nach, wie Du Dich revanchieren kannst?“

Was, nein, ja, ich weiß nicht.“ Er spürte, wie er rot wurde.

Nein, ich frag mich halt, was das alles bedeutet", schob er hinterher.

Das bedeutet, dass mir klar geworden ist, dass ich dich doch noch etwas mehr mag, als ich erst gedacht habe.“

O.k., aber was ist mit Flo?“

Weißt Du, Alex“, sagte sie nach einer kurzen, aber unangenehmen Pause, „wenn ein Mädchen Dir sagt, dass sie dich mag, dann gibt es da eine ganze Menge guter und sehr guter Antworten. Und es gibt weniger gute Antworten. Und dann kann man natürlich auch total blöd antworten.
Gut wäre z.B. gewesen 'ich mag Dich auch sehr' oder sowas. Nicht so gut wäre ein 'ich weiß'. Und die Frage nach Flo fiel jetzt mehr so in die ganz blöde Kategorie.“

Verdammt, natürlich mag ich dich. Wir sind seit Jahren befreundet, und ich kämpfe ständig darum, dich nicht zu sehr zu mögen. Aber jetzt frag ich mich halt, wo das hinführt. Und was meintest du eben mit revanchieren?“

Ach Alex, du hattest ja heute Mittag schon deinen Spaß. Und glaub mir, es war durchaus anregend für mich, aber ich finde, du schuldest mir was. Und da habe ich mir gedacht, lass uns doch mal raus finden, wie es so um deine Französischkenntnisse bestellt ist.“
Dabei räkelte sie sich genüsslich, und rieb unmissverständlich ihre Oberschenkel aneinander. Alex spürte seine Shorts enger werden. Meinte sie das jetzt ernst?

Aber o.k., vielleicht sollten wir wirklich zuerst über ein paar Sachen reden. Warum hast du nach Flo gefragt?“

Weil er dein Freund ist, vielleicht? Und o.k., ja, er ist gerade nicht hier, aber... aber... Und du sagst, du hast gemerkt, dass du mich mehr magst als gedacht? Wann kam denn diese Erkenntnis bitte? Heute Morgen?“

Nein, natürlich nicht. Ich weiß das schon länger. Und ich weiß, worauf Du hinaus willst. Flo schüchtert dich ganz schön ein, oder? Du fragst dich jetzt vermutlich, wenn sie mit jemandem wie Flo zusammen ist, was will sie dann mit mir? Ah, ich sehe, dass ich Recht habe. Oder? Sei ehrlich.“

Na, schon irgendwie.“

O.k., Alex, wie lange kennen wir uns jetzt? Ewig? Und wie lange sind wir befreundet? Seit vier Jahren oder so? Was denkst du, wie gut du mich kennst?“

Seit heute bin ich mir da gar nicht mehr sicher.“

Lena erhob sich. Nun stand sie vor ihm, und schaute buchstäblich auf ihn herunter. Dazu verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. Hatte er sie verärgert?

Das ist doch mal ein guter Ansatz, aber du kennst mich vermutlich besser als die meisten anderen, ich hab dir Sachen von mir erzählt, die wissen nicht mal Yassi oder Marie. Aber ja, es gibt eben auch Dinge, die du von mir nicht weißt. So wie es ja wohl Dinge gibt, die du mir nicht sagst.
Heute sind wir aber mal zur Abwechslung ganz ehrlich zueinander, o.k.? Testfrage: Bist du heimlich seit Jahren in mich verliebt?“

Ja.“ Er spürte, dass er noch roter wurde. Seine Ohren glühten förmlich.

O.k., geht doch. Du hast aber nie was gesagt, sondern immer versucht, das zu unterdrücken, oder? Weil du dachtest du hast keine Chance, aber auch unsere Freundschaft nicht kaputt machen wolltest, hab ich Recht?“

Ja.“

O.k., Alex, sorry, dass ich dich damit quäle, aber du wolltest es, und dann reden wir jetzt eben über Flo. Flo ist der Hammer. Intelligent, ehrgeizig und verdammt gutaussehend. Witzig, charmant, eloquent ist er auch, und er hat wirklich ein Talent, überall rein zu passen. Jeder mag den Flo. Mit ihm kannst du auf die Kirchweih gehen, oder in die Oper. Er ist ein grandioser Tänzer. In der Disco und auf dem Abschlussball. Er ist immer der perfekte Partner. Und der perfekte Schwiegersohn... Und wirklich komplett und vollständig...“

Was?“

Schwul“, vollendete sie nach einer kurzen Kunstpause den Satz.

Was?!“

Ja, Flo ist schwul.“

Was, wie, seit wann weißt du das?“

Ach, ich weiß das doch schon von Anfang an.“

Aber ihr wart das perfekte Paar. Immer. Warum hast Du dann... warum hast Du nicht?“

Du verstehst es nicht, oder Alex? Natürlich waren wir das perfekte Paar. Genau darum geht es doch.“

Nein, ich glaub, ich verstehe gar nichts mehr.“

Ach, mein lieber, süßer, guter, naiver Alex. Natürlich verstehst du es nicht. Wie solltest du auch?“

Sie nahm noch einen Schluck Bier. Alex schwieg schmollend, dachte über die Bezeichnungen nach.

Sag mal Alex, findest du mich attraktiv?“, fragte Lena etwa eine halbe Minute später.

Attraktiv? Verdammt Lena, du bist zum Niederknien schön. Manchmal kann ich dich nicht ansehen, ohne rot zu werden, so schön bist du! Du bist... das schönste Mädchen der Welt!“

Sie lachte hell auf. „Du bist süß, aber jetzt übertreibst du. Naja. Zumindest das schönste Mädchen der Schule, wenn man den Umfragen glauben darf. Glaub nicht, ich bekomme das nicht mit. Ich bin vielleicht blond, aber blöd bin ich nicht.“ Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger.

Natürlich nicht.“

Aber gut. Wenn du mich doch so schön findest, nehmen wir mal an, du würdest mich nicht kennen, und würdest mich in einer Disco oder so treffen, hättest du mich angesprochen?“

Ich geh nicht in Discos, aber nein. Vermutlich nicht. Nein, hätte ich mir nicht getraut. Zumindest nicht nüchtern.“

Und warum nicht? Du bist doch ein netter Kerl. Und schlecht ausschauen tust du auch nicht. Könnte ein Mädchen nicht glücklich werden mit jemandem wie dir?“

Was weiß ich denn? Frag die Mädels! Aber na ja, ich würde schon denken, dass ich bei dir keine Chance hätte.“

Ah. Und was denkst du, was für Jungs würden mich ansprechen?“

Na, solche wie Flo, also in heterosexuell halt.“

Tja, was soll ich dir sagen, solche wie den Flo gibt es leider gar nicht so oft. Bisher habe ich tatsächlich erst einen kennen gelernt. Nein, Ich sage dir, welche Typen ein Mädchen wie mich ansprechen: Jungs mit einem sehr ausgeprägten Selbstvertrauen. Das Problem dabei ist nur, dass in 99% der Fälle bei solchen Typen das Selbstvertrauen nicht gerade auf einer realistischen Selbsteinschätzung beruht. Viel eher, weil sie glauben, Mädchen beeindrucken Sachen wie Pumpen im Fitnessstudio, billiges Axe-Deo, der teure BMW vor der Tür, und in vielen Fällen, weil du es selber angesprochen hast, hat Alkohol auch eine ganz üble Wirkung auf die Selbsteinschätzung. Aber weißt du, ich bin halt wählerisch. Ich lege Wert auf andere Dinge. Dazu kommt, wie du vielleicht heute Mittag gemerkt hast, dass ich gerne selbst das Alphatier in einer Beziehung bin. Ich tauge so gar nicht als Trophäe über dem Kamin.
Und jetzt sag ich dir noch was. Single sein ist auch keine Option. Ein Mädchen, das aussieht wie ich, und offenbar niemanden hat, die hat halt keine Sekunde Ruhe. Egal, wo sie hingeht, die Typen sind überall und warten auf ihre Chance. Und selbst wenn sie einen Freund hat, gibt es noch genug Typen, die das nicht abhält. Die versuchen dann den Freund abzuschätzen und werden sie trotzdem anbaggern, wenn sie sich dem Freund überlegen fühlen. Bis dahin, dass sie ihn offen herausfordern oder sogar bedrohen.

Tja, und das ist der Punkt, an dem ein Freund, der in allem perfekt ist, so wie der Flo, wirklich nützlich ist.“

Krass. Aber warum, wenn er nicht auf Mädchen steht, also was hat er, also ich meine...“

Was der Flo davon hatte? Na eine ganze Menge. Eigentlich das Gleiche wie ich. Zum einen ging es ihm ja genauso. Er sieht eben wahnsinnig gut aus. O.k., Mädchen sind vielleicht nicht so assig und aggro wie Jungs beim Baggern, aber er meinte, dass es schon ganz schön nervig sein kann, ständig umschwärmt und angeflirtet zu werden. Und manche sind wirklich hartnäckig. Und creepy. 

Natürlich hätte er ja einfach sagen können, dass er nicht auf Mädchen steht. Klar. Aber stell dir mal vor, was das in einem Kaff wie bei uns bedeutet. Er war doch in jedem Scheiß-Verein. Im Tennisclub, o.k., das ist eine Sache, aber glaubst du die Herren Fußballer oder die Jungs von den Kirchweihbuben oder all die anderen hätten einen offen Schwulen bei sich geduldet? Und was glaubst du hätten die ganzen Typen in der Schule mit ihm gemacht? Die alle eifersüchtig waren darauf, wie er aussah, und wie beliebt er bei dem Mädchen war. Die hätten doch ihre Chance gewittert, ihm das heimzuzahlen. 

Für ihn war das jedenfalls eine super praktische Lösung, genau wie für mich. Die Leute haben uns in Ruhe gelassen, und wenn wir mal unseren Spaß wollten, sind wir halt nach München oder so gefahren. Das war immer lustig. Gemeinsam Typen aufreißen gehen.“

So langsam ergaben einige Dinge, die ihm vielleicht hätten merkwürdig erscheinen sollen, einen gewissen Sinn. Dass Flo z.B. nie eifersüchtig auf ihn gewesen war, weil er so viel Zeit mit Lena verbrachte. Wenn er stundenlang mit ihr auf ihrem Bett gesessen und Netflix geschaut hatte. Dass er sogar ein oder zweimal bei ihr übernachtet hatte.

Wow. Also das hätte ich nie gedacht.“

Ich weiß, wir waren gut, oder?“

Alter!“

Tja, an dem Konstrukt gab's nur leider ein oder zwei Schönheitsfehler.“

Ach wirklich?“

Sarkasmus, Alex? Lass es einfach. Passt nicht zu dir...
Naja, ich hatte einen perfekten Freund nach außen hin, und wenn ich es gebraucht habe, meinen unverbindlichen Spaß. Aber was halt gefehlt hat, war so die Ebene des vertrauten Seelenverwandten zum Liebhaben.“

Sie nahm noch einen Schluck.

Aber dafür hatte ich ja dich.“

Das musste er erst einmal sinken lassen.

O.k., Alex, das war jetzt vielleicht ein bisschen hart für dich, aber ich bin noch nicht fertig. Die Sache ist nämlich die. Das hat daheim super funktioniert, weil jeder den Flo gekannt hat. Hier funktioniert es aber nicht. Weißt du, was die Typen hier zu mir sagen, wenn ich ihnen mitteile, dass ich einen Freund habe? 'Où est-il?' Wo ist er? Nicht, dass sie mir das nicht abnehmen, aber es ist klar eine Herausforderung. Was taugt denn ein Freund, der so eine Frau alleine lässt?

So wie ich das sehe, ist da eine Stelle frei geworden. Zumal der Flo jetzt ja an einem besseren Ort ist.“

Sie lachte, als sie sah, dass Alex' Gesichtsausdruck sogar noch entsetzter wirken konnte als eben schon.

Na, in München an der Uni, du Doofi. Da kann er endlich so schwul sein, wie er sein möchte. Schön für ihn. Aber ich brauche jemanden an meiner Seite - einen, der etwas her macht. Jemand Neuen. Und da kommst dann du ins Spiel.“

Ich soll dein neuer schwuler Alibi-Freund werden?“, fragte er hohl.

Was hab ich dir über Sarkasmus gesagt?
Nein, ich biete dir einen anderen Deal an. Du darfst mein richtiger Freund sein. Ganz offiziell. Natürlich nach meinen Regeln, ist klar, oder? Für hier bist du nämlich genau der richtige. Hat mir vorhin sogar Yasmin bestätigt, dass du inzwischen echt was her machst. Du bist der Freund, der hier ist, der die nervigen Typen fern hält. Und im Gegensatz zu Flo darfst, und sollst du mich anfassen. Also, wenn ich es möchte, natürlich. Und der Bonus ist, ich verbringe ja eh wirklich gern Zeit mit dir. Ich mag dich sehr, weißt du. Und nett anzusehen bist du auch. Vor Allem oben ohne am Strand. Also Alex. Du bist verliebt in mich, hast du eben selbst zugegeben.

Das hier ist deine Chance. Du kannst mich haben.“

Alex starrte sie mit offenem Mund einfach nur an.

War es nicht das, wovon du geträumt hast?“

Aber doch nicht so!“

Tja, anders gibt es mich aber nicht. Da sind immer Zugeständnisse, die man machen muss.“

In Alex' Kopf schellten alle Alarmglocken. Aber gleichzeitig pochte das Herz in seiner Brust wie wild, und in seinem Bauch schlugen die Schmetterlinge Purzelbäume. Lena wollte mit ihm zusammen sein?

Der Rest seines Eises schmolz, als sie ihn anlächelte, und sie wieder da war, diese strahlende Unschuldsmiene, die er so gut kannte, und der er noch nie hatte widerstehen können. 
Als ob sie dieses Gespräch gerade nie geführt hätten. Aber da war noch etwas anderes in ihrem Blick.



Lena war sich nicht sicher, ob sie es nicht übertrieben hatte gerade. Aber es hatte sich so unglaublich befreiend angefühlt, das alles mal los zu werden. Oder zumindest einiges davon. Alex zunehmend entgeisterter Gesichtsausdruck hatten sie dann etwas gebremst. Und jetzt tat er ihr fast ein bisschen leid. Sie hatte gerade das Denkmal, das er in all den Jahren von ihr errichtet hatte, ziemlich brutal zertrümmert. Und damit vermutlich viel von seinem Weltbild. Es war ein Risiko, keine Frage, aber sie wollte, und das wurde ihr gerade klar, dass er es erfuhr. Sie wollte, dass er nicht nur sein Bild von ihr, sondern eben die echte Lena lieben würde. Trotz alledem, was sie ihm gerade erzählt hatte. Oder besser noch: gerade deswegen.

Außerdem es war immer gut, bestimmte Fronten gleich am Anfang zu klären. Zumindest grundsätzlich. So ganz hatte der liebe Alex nämlich noch keine Ahnung, worauf er sich einlassen würde, auch wenn sie ihm heute morgen einen kleinen Vorgeschmack gegeben hatte.

Sie konnte nicht aus ihrer Haut, und das würde sie nie können. Einerseits tat er ihr leid, wie er nun so vor ihr stand, völlig überrumpelt, den festen Boden unter seinen Füßen weggerissen. Auf der anderen Seite genoss sie es auch. Hey, er war schließlich Surfer. Er sollte damit klar kommen, keinen Boden unter den Füßen zu haben.
Und das Spannungsfeld der beiden Impulse, das Mitgefühl und die echte tiefe Zuneigung zu ihm, mit dem Wunsch, ihn jetzt einfach nur in den Arm zu nehmen und zu trösten, auf der einen Seite, aber die Lust, ihn zu besitzen, und ihn weiter zu quälen, auf der anderen, das ließ einen wohligen Schauer über ihren Rücken kriechen. Natürlich würde er ja sagen. Er gehörte ihr, und das schon immer, auch wenn er es vielleicht selber nicht gemerkt hatte.

Aber langsam wurde sie ungeduldig. Alex schien gelähmt wie ein Kaninchen im plötzlichen Scheinwerferlicht. Zeit, ihm etwas auf die Sprünge zu helfen.

Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, fasste sie ihr Crop-Top am unteren Saum, und zog es langsam, Zentimeter für Zentimeter nach oben. Sie konnte sehen, wie seine Augen immer größer wurden, als er begriff, dass sie nichts darunter trug.

Alex wurde in dem Moment klar, dass sein Hirn keine Chance hatte gegen sein Herz, die Schlacht war verloren, in dem Moment, als sein Schwanz eine zweite Front eröffnete.

Fuck, Lena...“, stöhnte er.

Ne, noch nicht, Alex, sorry. Da gibt es erst noch ein paar Dinge zu klären“, erwiderte sie lächelnd.

Weißt du, was ich vorhin sehr süß von dir gefunden habe? Als du gesagt hast, du fändest mich zum Niederknien schön. Also los. Beweis es.“

Wie bitte?“, fragte er ehrlich verblüfft von diesem erneuten Wechsel der Richtung, die das Gespräch nahm.

Ach Alex“, flötete sie, „erinnerst du dich nicht? Ich möchte von dir, dass du dich artig bei mir für den Spaß heute Mittag revanchierst. Und mir zeigst, wie gut du in französisch bist.“

Sie genoss seine Verlegenheit.

Und ich will dich nicht unter Druck setzen oder so, aber sieh es schon besser als eine mündliche Prüfung. Ich habe nämlich gewisse Erwartungen an meinen zukünftigen Freund. Also, wenn du die Prüfung bestehst, bist du dabei.“

Aber...“

Keine Sorge, Alex, mir ist doch klar, dass du das noch nie gemacht hast. Ich weiß, dass du noch Jungfrau bist. Das macht es ja so spannend.“

Was? Woher willst du das wissen?!“

Na, weil du es mir sonst erzählt hättest, wenn es da jemanden gegeben hätte“, sagte sie. Und in Gedanken fügte sie hinzu: weil ich es nicht erlaubt hätte, weil du mir gehört hast die ganze Zeit, und das jedes Mädchen im Ort verstanden hatte.

Alex ließ den Kopf hängen. Zeit ihn wieder etwas aufzubauen.

Aber das lasse ich natürlich in die Bewertung mit einfließen. Mir ist klar, dass du mich jetzt hier nicht in ein paar Minuten perfekt zum Orgasmus lecken wirst. Aber darum geht es mir auch gar nicht. Ich möchte deine Hingabe spüren. Deine Bereitschaft, neues auszuprobieren. Deinen Ehrgeiz, schnell zu lernen. Und dass du alles tust, um mich glücklich zu machen. Denn das musst du auch wissen, Alex. Wenn du mich glücklich machst, kann ich dich sehr glücklich machen. Aber wenn nicht, dann...
dann wird das Konsequenzen haben. Wie heute Mittag. Verstehst du?“

Vielleicht nicht ganz der richtige Ton, aber er durfte ruhig wissen, worauf er sich einließ.

Kopf hoch, Alex, ich bin mir sicher, mit ein bisschen Nacherziehung wirst du der perfekte Freund. Du bist doch jetzt schon ganz gut darin, alles zu tun, damit ich glücklich bin. Du hast jahrelange Übung. Und was die speziellen Anforderungen angeht: Ich verrate dir mal ein Geheimnis. Es kommt weniger darauf an, die richtigen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge zu drücken, als darauf wie man und vor Allem wer sie drückt. Das bringt die Knöpfe nämlich eh völlig durcheinander. Und ich helfe dir bei den Knöpfen. Sei einfach du selbst dabei.“

Sie fixierte ihn, und öffnete betont langsam den Kopf an ihrer Shorts.

Wichtig ist, sich nicht gleich wie ein Geier auf das Ziel zu stürzen, sondern es erst ein bisschen einzukreisen. Wenn du das gut machst, wird es von ganz allein sein Köpfchen aus dem Nest hervor strecken, um herauszufinden, was da los ist.“

Sie öffnete den Reißverschluss. Alex quollen fast die Augen über, als ihm klar wurde, dass auch unter dieser ultrakurzen Shorts nichts war außer Lenas Haut.

Lena konnte sehen, wie er komplett in Bann geschlagen war von diesem Anblick. Siegesgewiss lächelnd zog sie die Hose ganz aus, und ging einen Schritt auf ihn zu. Wie hypnotisiert kam er ihr entgegen. Er richtete sich von seiner sitzenden zu einer knienden Position auf.

Einen Augenblick später spürte sie seinen heißen Atem auf ihrem Bauch. Sie griff sich eine Hand voll seiner Haare, und drückte sein Gesicht an sich. „Küss mich!“, befahl sie. Seine Lippen auf ihrem Bauch fühlten sich unglaublich sinnlich an.

Es dauerte nicht lange, und sie hatte sich auf den Rücken gelegt, den Oberkörper gegen den Baumstamm gelehnt, ihre Beine leicht gespreizt. Er lag vor ihr auf dem Bauch, mit seinem Gesicht nur Zentimeter von ihrer Pussy entfernt.

Sieh es dir genau an. Gefällt es dir, was du siehst?“

Ja“, hauchte er kaum hörbar.

küss mich dort. Jetzt. Hmmm, genau so. Lass mich auch deine Zunge spüren. Genau, fahre die Spalte nach. Außen herum. Mach weiter.“

Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Es fühlte sich wirklich gut an.

Jetzt ein bisschen nach oben wandern mit der Zunge. Ja, da genau. Keine Sorge, die Kleine versteckt sich noch. Schau, hier musst du mit den Fingern ein bisschen auseinander ziehen.“

Sie zeigte es ihm mit den eigenen Fingern.

Ja, ahh, nicht so heftig. Vorsichtig. Madame möchte höflich umworben werden, bevor man sie zum Tanz ausführt. Ja, so ist besser. Mach genau so weiter.“

Das ließ sich schon mal gut an. Wie sie es erwartet hatte. Natürlich hatte er keine Erfahrung, aber das machte er mit Hingabe und seiner Bereitschaft, ihren Anweisungen zu folgen, wieder wett. Ja, das konnte etwas werden mit ihm. Und es war höchste Zeit gewesen. Sie war nämlich nicht ganz ehrlich zu ihm, was die Motive und das Dilemma anging, in dem sie war.

O.k., Alex, jetzt ein bisschen schneller. Lass die Zunge etwas kreisen. Nicht so weit. Ja, so ist gut, mach so weiter.“

Die Dinge hatten sich verändert, natürlich. Jetzt nach dem Abi war das kein Wunder. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, wie schnell das passieren würde. Es ging nicht nur darum, dass Flo sie hier nicht mehr unantastbar machte. Zu ihrem Entsetzen hatte sie fest stellen müssen, dass auch ihr Alex hier für die anderen nicht mehr tabu war. Sie war wirklich sauer gewesen als sie gesehen hatte, wie sich Sofia an ihn ran geschmissen hatte. Wie sie immer wieder frech ihren Arsch in Alex' Schritt gepresst hatte, als er ihr das Surfen beigebracht hatte. Das hätte sich die Bitch zuhause nie getraut. Aber hier dachte sie wohl, dass alle Regeln plötzlich nicht mehr gelten würden.

Wenigstens hatte das Mädchen den Hinweis dann verstanden, und sich verdünnisiert, nachdem Lena ihr nochmal klar gemacht hatte, wem Alex gehörte.

Ah, der Gedanke an den Moment, als in Sofias Blick der Widerstand zusammengebrochen war, als sie eingesehen hatte, dass sie nicht gewinnen konnte. Das hatte sich fast so gut angefühlt wie das, was Alex gerade mit ihr machte. Inzwischen hatte er den Dreh raus, und spürte instinktiv an ihrer Reaktion, wie es ging.

Allerdings eines fehlte noch zum Abheben. Was sie wirklich mehr als alles andere erregte, war das Verlangen ihrer Partner zu spüren. Alex' Verlangen nach ihr. Das brauchte sie jetzt.

O.k., Alex, ich verrate dir jetzt ein Geheimnis: Vergiss niemals die Brüste. Die Brustwarzen sind die wichtigsten erogenen Zonen.“

Sie grinste, als Alex versuchte, ihre Brüste zu berühren, ohne seine Position zu verlassen. Er streckte seine Arme nach ihr aus, aber bequem erreichen konnte er sie nicht. Wie er sich abmühte, war total süß. War das gemein?

Warte Alex, ich zeige dir jetzt die ultimative Stellung, um mich zu verwöhnen. Dreh dich um. Leg dich auf den Rücken.“

Sie erhob sich aus ihrer Lage, und ließ sich dann vorsichtig in der Hocke auf Alex' Gesicht nieder, mit ihrer Pussy genau auf seinem Mund. Dann bewegte sie langsam ihr Becken, bis sie seine Zunge wieder an der richtigen Stelle spürte.

Gut, jetzt mach weiter. Hmm, o.k. Jetzt gib mir deine Hände.“

Sie nahm seine Hände und führte sie zu ihren Brüsten. Sie spürte ein Beben durch seinen Körper gehen, als seine Hände das erste mal richtig auf ihren Rundungen zu liegen kamen. Das fühlte sich vielversprechend an. Sie griff hinter sich, unter den Bund seiner Bermudas, und fand seinen Schwanz stramm und fest stehen. Sehr schön. Er begehrte sie. Er wollte sie. Er stand stramm für sie. Mit den Fingern schob sie seine Vorhaut zurück, und spürte an ihrer Handfläche wie feucht seine Eichel war. Sie verteilte das Precum mit einem Finger neckisch auf seinem pulsierenden Schwanz.

Ein Zucken lief durch seinen Körper. Na, da machte sich aber jemand falsche Hoffnungen. Hier ging es um ihre Lust, um ihren Höhepunkt. Stehen sollte er für sie. Vor Begehren tropfen. Aber kommen würde er heute nicht mehr, beschloss sie. Auch als Strafe dafür, dass er Sofias Spiel nicht durchschaut hatte. Oh, das war gut, das war der Weg. Sie würde noch viele Gründe finden, ihn zu strafen.

Sie griff wieder nach seinen Händen, und dirigierte ihn, ihre harten, erwartungsvollen Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen.

Das war der Moment, an dem sie die ersten Wellen anbranden spürte. Verdammt war das gut.

Alex, hör jetzt nicht auf!“

Sie packte seine Finger, die immer noch an ihren Nippeln spielten, und presste sie zusammen. Er verstand sofort, und drückte zu. Das war es. Als der süße Schmerz sie durchfuhr, warf sie den Kopf zurück, stöhnte, und presste ihr Becken auf Alex' Gesicht, bis die letzte Welle voll ausgekostet war.

Wow. So hart war sie schon lange nicht mehr gekommen.

Als die Sterne vor ihren Augen aufgehört hatten zu tanzen, stand sie langsam auf, griff nach ihrer Jeans, und begann sich anzuziehen.

Alex erwachte aus seiner Trance. Er schaute fragend zu ihr auf.

Mhhh, das war recht gut Alex. Ich würde sagen, du hast die Prüfung bestanden. Ach, und was das angeht“, sie griff durch die Hose nach seinem Schwanz, der immer noch steinhart und bereit stand, „der hatte für heute genug Spaß. Kein Grund, es gleich zu übertreiben.“

Aber Lena...“, sagte er flehend.

Nix aber. Komm, steh auf. Denk an Fußball oder so. Je schneller das Zelt in deiner Hose verschwunden ist, desto eher können wir zurück zu den anderen, und die frohe Botschaft verkünden, dass wir jetzt offiziell zusammen sind. Die werden Augen machen, glaubst du nicht? Schau, dass du dir keinen Tennisarm holst von den vielen High-Fives, die du bekommen wirst.

Ach noch was: Yasmin wird Lukas' Versöhnungsangebot annehmen, und zu ihm ins Zelt ziehen. Das heißt, ich muss jetzt ganz alleine und einsam in meinem großen Zelt schlafen. Das willst du doch nicht, oder? Siehst du. Ich zeige dir dann nachher, wo du dein Zeug hintun kannst.“

Mit hängendem Kopf trottete er hinter Lena her den Pfad zurück zum Campingplatz. Sein Hirn meinte sarkastisch 'siehste' zu seinem Schwanz, der immer noch nicht ganz verstanden zu haben schien, was hier gerade passiert war. Aber sein Herz tanzte Walzer mit sich selbst. Er war mit Lena zusammen, und alle Welt würde es wissen.


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