Offenbar war er ebenfalls von seiner Freundin durchgestyled worden. Da war er selbst ja noch vergleichsweise glimpflich davon gekommen.
Marie war derweil beschäftigt, ihren Kram in seinen Kofferraum zu laden. Was zum Geier schleppten die Mädchen alles mit? Zuletzt hatte Lena sogar noch eine ganze Reisetasche voller Klamotten neben Maries Alu-Boxen und -Koffer gepackt.
Offenbar gab es da eine tiefe Felsen-Bucht, ein gutes Stück die Küste entlang, die als so etwas wie ein Geheimtipp einer Foto-Community galt. Marie hatte das entdeckt. Schwer zu erreichen, und deshalb, vor Allem so früh im Sommer, meist einsam - ein idealer Fotospot also. Marie versuchte auf ihrer Karten-App anhand einer Wegbeschreibung, die sie im Netz gefunden hatte, den Weg zu finden. Aber zunächst folgten sie einfach der A50 Richtung Marseille.
Alex saß am Steuer, und Lukas wieder auf dem Beifahrersitz. Er hatte sein Samsung mit der Musikanlage verbunden, und spielte den DJ.
„Hier, das ist geil, das gefällt dir sicher! Der Beat ist echt nice“
Bässe wummerten durch das Auto, als Lukas das mittlerweile sechste Electro-Stück abspielte, das sich für Alex exakt gleich anhörte, wie die fünf Titel davor. Und wie so ziemlich 90% aller Electro-Stücke, die er kannte. Wenigstens blieb ihm heute der Ausflug ins tiefe, dunkle Tal des deutschen Gangster-Raps erspart, das er das letzte mal mit Lukas im Auto erdulden hatte müssen. Es waren die kleinen Dinge, für die man dankbar sein musste.
Lukas nickte demonstrativ im Takt, und schaute Alex dabei auffordernd an. Dann, als der Beat nach einem 08/15-Break wieder hochdrehte, formte sich sein Mund zu einem Duck-Face. Er hob den Arm, ballte die Faust, und als der Beat erwartungsgemäß für einen Takt aus, und dann in voller Intensität wieder einsetzte, fuchtelte er wild mit dem Arm herum.
„So geil, oder Alex? Das ballert so hart!“
„Jaja, das ballert hart, Lukas.“
„Ich weiß nicht, wie man das nicht feiern kann. Aber ich finde es gut, dass du dich so auf die Straße konzentrierst, Digger. Was hörst du denn so für Musik?“
„Andere“, erwiderte Alex.
„Warte, ich hab ne Idee! Das hier ist geil.“
Lukas würgte den Track ab, und einen Moment später drang der nächste identische Beat aus den Boxen.
Das hier war auf dem besten Weg, eine wirklich lange Fahrt zu werden, dachte Alex.
Als sie sich dem Ziel näherten, übernahm Marie die Führung. Vom Rücksitz aus dirigierte sie Alex über einige kaum als solche erkennbare Straßen durch den Wald.
„Mach mal die Musik leiser, Lukas. Alex muss sich konzentrieren.
Leiser, Lukas...
Noch leiser...
Ah, so ist gut“, lobte sie Lukas, als der genervt die Musik ganz abschaltete.
Alex war froh, außerdem hatte Marie Recht. Tatsächlich folgten sie jetzt einer Schotterpiste, die ziemlich steil den Hang hinab führte, und an einigen Stellen stark zerfurcht war. Von wegen Retro-Bilder. Lena hatte vermutlich geahnt, was sie erwartete, und das ihrem heiß geliebten nagelneuen 1er-BMW nicht zumuten wollen.
Als sie dann schließlich an einem kleinen Parkplatz angekommen waren, musste Alex doch widerwillig zugeben, dass der Anblick atemberaubend war. Die Bucht mit ihrem türkisblauen Wasser fraß sich wie ein Fjord durch die hellen Kalksteinfelsen, die zu beiden Seiten steil und schroff aufragten. Am hinteren Ende der Bucht gab es einen kleinen Sandstrand mit fast weißem Sand. Am anderen Ende konnte man gerade noch so das offene Meer erahnen.
„Kein Netz“, murmelte Lukas nur, den Blick auf sein Handy gerichtet.
Kaum waren sie ausgestiegen, übernahm Marie das Kommando. Zunächst suchte sie einen Platz im Schatten unter einem dicht belaubten Baum, zu dem die Jungs unter ihrer Aufsicht ihre Ausrüstung schleppten. Danach teilte sie den Ort in Zonen ein. Der Parkplatz rings um den Kombi wurde zum Umkleidebereich erklärt, und somit für die Jungs zwischen den Fotosessions tabu. Zuletzt maulte sie noch Lukas an, der für die Getränke zuständig gewesen war, und offenbar zu wenig Wasser, aber dafür mehrere Dosen Bier in die Kühlbox gepackt hatte.
Dann nahm sie sich die Mädchen vor.
„Also sorry, Lena aber neben Yasmin schaust du blass aus. Da müssen wir nachher drüber. Sonst beschwerst du dich hinterher wieder und ich muss dich in Photoshop nachschminken wie beim letzten Mal. Heute machen wir das gleich!“
Sie ließ hörbar die Riegel eines nicht gerade kleinen Schminkkoffers aufschnappen.
„Ich würde vorschlagen, wir machen erst einmal ein paar Strandfotos in den Kleidern erst nur von euch, dann mit den Jungs. Danach zum Abkühlen eine Runde Bade-Bilder und als Letztes vor der Mittagspause ein paar Boobie-Shots im Bikini. Also los, Ladys, umziehen. Hopp Hopp. Und ihr Jungs: geht woanders spielen. Aber bleibt am Vormittag auf der linken Seite der Bucht, damit ihr mir nicht ins Bild latscht!
Vom Strand her klang das Kichern der Mädchen, und immer wieder Maries Stimme, die Anweisungen gab. Alex hatte sich einen ruhigen Platz im Schatten gesucht. Lukas war ihm gefolgt.
„Gibt grad nix für uns zu tun, oder?“
„Scheint so.“
Da Alex offenbar nicht an einer Unterhaltung interessiert war, schob sich Lukas seine EarPods ins Ohr.
Schon lustig, dachte sich Alex, als er dem Treiben am Strand aus sicherer Entfernung zusah. Marie war sonst eher die Stille, Unauffällige in dem Trio. Normal gab Lena den Ton an, oder manchmal auch Yasmin. Aber heute hatte offenbar Marie das Sagen, und sie führte ein strenges Kommando.
Tatsächlich wurde ihm bewusst, dass er von Marie so gut wie nichts wusste. Wenn Lena von ihren Freundinnen erzählt hatte, war es meistens um Yasmin gegangen. Yasmin schien seiner Meinung nach einen Hang zur Drama-Queen zu haben.
Auf jeden Fall spielte sich Yasmin deutlich mehr in den Vordergrund. Und neben Lena war es für ein Mädchen vermutlich so schon schwer genug, gesehen zu werden.
Lena. Sie fehlte ihm gerade. Alleine mit ihr hier an diesem Traumstrand, das hätte das Paradies sein können. Aber jetzt gerade schien sie ihm so unerreichbar wie früher. In ihrem leichten, hellen Sommerkleid sah sie aus wie eine Schauspielerin. Dazu kam auch noch, dass sie dank Maries Gesichtsbemalung irgendwie fremd wirkte.
Normalerweise schminkte Lena sich nur ganz dezent. Sie war eine klassische Naturschönheit, und beschränkte sich darauf in den seltenen Fällen, wenn sie feiern gehen wollte oder so, die Augen leicht zu betonen.
Anders als Yasmin, die vermutlich jeden Morgen mehrere Stunden mit Spachtel und Farbroller vor dem Spiegel verbrachte. Ihr Gesicht glich meist einer Maske. Ob die vielen Schichten Farbe ihre Bewegung einschränkten, oder sie von Natur aus keine besonders ausdrucksstarke Mimik hatte, konnte er nicht sagen. Jedenfalls schien sie mit einer übereifrigen Gestik den fehlenden Ausdruck im Gesicht zu kompensieren. Wie sie gerade unten am Strand gegenüber Marie demonstrierte. Irgendetwas passte ihr nicht. Marie stand nur mit verschränkten Armen da, und starrte sie an.
Eigentlich war Yasmin ein bildhübsches Mädchen. Mit ihren vollen, dunkelbraunen Haaren und ihren mandelförmigen Augen in der selben Farbe war sie ein perfekter Kontrast zu Lena.
Warum sie immer mehrere Lagen Aufheller benutzte, und in ihre schönen dunklen Haare blonde Strähnchen hatte färben lassen, erschloss sich Alex nicht. Insgesamt schien es ihm, als betriebe sie einen unglaublichen Aufwand dafür, letztlich genauso auszusehen wie gefühlt tausende anderer Mädchen zur Zeit.
Was so gesehen super zu Lukas passte, wenn man davon ausging, sein Frauengeschmack wäre ähnlich individuell wie sein Musikgeschmack.
Marie war, wenn man sich die Mühe machte, sie mal genauer anzusehen, eigentlich ganz interessant. Er hatte keine Ahnung, welche Haarfarbe sie von Natur aus hatte, er war sich nur ziemlich sicher, dass es nicht dieses leuchtende Kupferrot war. Wobei rot schon passte zu ihrem eher blassen Teint, den Sommersprossen und den hellen Augen. Im Gegensatz zu den anderen beiden war ihr MakeUp weder dezent noch gleichmäßig maskenhaft. Sie mochte es knallig und pointiert. Auch heute trug sie einen leuchtend roten Lippenstift, viel schwarze Wimperntusche und einen bläulichen Lidschatten.
Und heute war sie die Chefin.
Inzwischen waren Lukas und er zu den Mädchen an den Strand gerufen worden. Zeit für die Pärchenfotos. Sie sollten Hand in Hand mit ihrer jeweiligen Freundin am Strand entlang spazieren.
„Alex, komm mal her! Du glänzt!“ Marie sah vom Display ihrer Kamera auf. „Komm mit, da müssen wir pudern.“
„Was?“, entgegnete er entsetzt.
„Keine Widerrede!“ Sie wedelte mit einem Pinsel vor seinem Gesicht herum. „Warte, ich hab gleich den korrekten Farbton.“
„Ich will dieses Zeug nicht im Gesicht haben!“
Er versuchte, dem Pinsel auszuweichen.
„Lena! Dein Freund ist schon wieder bockig!“
„Alex, stell dich nicht an, und lass Marie machen, sie weiß, was sie tut!“, ertönte Lenas Stimme.
„Hör besser auf deine Freundin, wenn du weißt, was gut für dich ist.“
Alex verbiss sich eine Bemerkung, und kniff die Augen zusammen, als sie ihm die Stirn und die Wangen puderte.
„Alex, aufrecht! Brust raus, Schultern nach hinten! Du gehst, als ob du einen Rollator brauchst“, rief sie ihm ein paar Minuten später zu.
„Und Lukas, du bewegst dich wie ein Storch! O.k. ich weiß der Sand wird langsam heiß, aber nehmt euch ein Beispiel an euren Ladies! Je eher ihr fertig seid, desto eher können wir ne Runde ins Wasser!“
„Da hört ihr es: Marie hat heute ihre Bossy Pants an.“
Wenig später hatten sie die Tortur hinter sich gebracht. Marie hatte noch ein paar Fotos geschossen, als sie zu viert ins Wasser gegangen waren. Dann war sie nach gekommen. Jetzt tobten Marie, Lukas und Yasmin gemeinsam durch das Wasser. Alex hielt ein wenig Abstand. Von hinten schlangen sich Arme um seine Brust.
„Und, wie findest du meinen neuen Bikini?“, fragte Lena.
Was sollte er sagen? Heiß? Nuttig? Er hatte ihn vorher, als sie ins Wasser gingen, schon ausgiebig bewundert.
„Das Weiß macht sich gut auf deiner brauen Haut“, versuchte er es diplomatisch.
„Und wie findest du den Tanga? Zu gewagt?“
Von hinten überließ der Schnitt des Höschens tatsächlich wenig der Fantasie. Da hätte sie zum Eincremen jedenfalls nichts mehr zur Seite schieben brauchen.
„Steht dir, du hast jedenfalls den Po dafür.“
„Im Gegensatz zu Yassi meinst du? Sie wollte unbedingt den Gleichen haben.“
„Das habe ich nicht gesagt, aber ja, bei ihr sitzt die Form weniger gut, sie ist irgendwie... breiter und... ähm flacher.“
„Aha. Ich sehe, du hast dir den Hintern meiner Freundin ziemlich genau angesehen, hab ich Recht, du böser Junge?“ Inzwischen hatte sie sich eng an ihn geschmiegt.
„Glaub mir, wenn ich dir sage, der einzige Po, der mich hier interessiert ist deiner.“
„Hmmm, galant. Und, wie gut gefällt dir mein Po in dem Teil? Wollen mal sehen, ja?“
Alex hatte schon darauf gewartet. Trotzdem musste er ein Stöhnen unterdrücken, als ihre Hand an seinem Bauch hinunter fuhr. Das Wasser war zwar nicht gerade eisig, trotzdem fühlte sich die Wärme ihrer Hand unglaublich gut auf der Haut an, vor Allem, als sie ihm völlig ungeniert in die Hose fuhr und sich um seinen Schwanz legte, der natürlich wenige Augenblicke später parat stand.
„Oh, was haben wir denn da?“, fragte sie mit gespielter Überraschung. „Gilt das mir, oder Yasmins Arsch?“ Sie begann, ihre Hand zu bewegen, in der Art von der sie inzwischen wusste, dass sie ihm am Besten gefiel. Langsam, über die ganze Länge. „Hmm?“
„Du hast mir gefehlt“, sagte er nur, und legte seine Arme um sie. „Wann können wir zurück zum Campingplatz, und ein bisschen allein sein?“
„Ach, so gerne ich jetzt ein paar Stunden Alleinzeit mit dir hätte, und natürlich mit ihm, muss das noch warten, fürchte ich. Wir haben heute schon noch ein bisschen was vor.“
Er grunzte widerwillig.
„Und ich finde, wir sind gerade sehr unhöflich, uns so abzusondern. Komm, las uns mal zu den anderen gehen.“
Ohne ihre Hand von seinem Stück zu nehmen, drehte sie sich um und bewegte sich auf die anderen zu. Sie führte ihn wie an einer Leine hinter sich her.
Erst, als sie die Gruppe fast erreicht hatten, ließ sie ihn los. Lena wurde von den beiden anderen Mädchen freudig empfangen. Sie umarmten sich, und begannen Arm in Arm im Wasser herum zu hüpfen, dass die Gischt nur so spritzte.
Sie hatte ihre Sache mal wieder gut gemacht, dachte er bitter, als er spürte, dass seine Erektion immer noch nicht nachlassen wollte. Er versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als auf die drei Paar Brüste, die gerade in ein paar Metern Entfernung auf und ab wippten. Er schloss die Augen.
„Woran denkst du gerade?“, fragte Lukas.
„An Fußball“, entgegnete Alex wahrheitsgemäß.
„Echt? Was ist dein Lieblingsclub? Bayern schon wieder Meister dieses Jahr, was? Naja, Lewandowski war auch echt der Hammer die Saison!“
Lukas schien froh, endlich ein Thema gefunden zu haben, und es folgte ein langer Monolog, dem Alex kaum folgen konnte.
„Ist dieses Jahr nicht Frauen-WM?“, fragte Alex in einer Atempause.
„Was? Kann sein. Ach da spielt doch diese eine Blonde für Deutschland. Die ist ja auch mal ein heißes Gerät! Aber da finde ich Beach Volleyball besser zum Anschauen. In den knappen Bikinis. Und wenn sie sich dann gegenseitig auf den Arsch klatschen. Fast wie Porno, oder?“
„Weiß nicht, ich schaue keine Pornos. Und Fußball eigentlich auch nicht.“
Wenigstens hatte die kurze Unterhaltung mit Lukas geholfen, seine unter der Wasserlinie befindlichen Probleme abklingen zu lassen.
Bei dem letzten Programmpunkt vor der Mittagspause, den Boobie-Shots, wie Marie es nannte, wurden die Jungs wieder fortgeschickt. Lena und Yasmin lagen nebeneinander auf dem Rücken am Strand, und Marie kauerte bei deren Köpfen, und versuchte, das beste Licht und den besten Winkel zu finden, wie sich die braungebrannten Wölbungen vor dem blauen Meer als Hintergrund in Szene setzen ließen.
Zack, war er wieder abgemeldet. Marie, Lena und Yasmin kicherten und gackerten. Offenbar hatten sie Spaß. Er kam sich nicht das erste mal heute überflüssig und deplatziert vor.
„Welche von den drei hat die Besten, denkst du?“, fragte Lukas. „Klar, Yasmin hat die Größten. Und Lenas sind echt perfekt geformt. Aber Maries sind auch nicht schlecht, oder?“
„Lukas, nichts für ungut, aber ich denke nicht, dass ich über Brüste reden will. Und schon gar nicht über die von meiner Freundin oder deren Freundinnen.“
„O.k., verstehe ich. Ich mein ja bloß. Fällt einem halt so auf. Alex? Bist du noch da, oder denkst du schon wieder an Frauenfußball?“
„Ja, sowas in der Art.“
„Na dann stör ich dich mal nicht weiter.“ Lukas stand auf, und schlenderte betont lässig mit den Händen in den Hosentaschen in Richtung Parkplatz. Auf dem Weg kickte er einen Stein vor sich her, der Alex' Auto schlussendlich nur um Haaresbreite verfehlte.
Alex' Gedanken kehrten zu dem Thema zurück, das ihn am frühen Morgen schon beschäftigt hatte. Es war klar, er war bis über beide Ohren verliebt in Lena. Jetzt, wo es real war, hatte er seinen Gefühlen freien Lauf gelassen und alle Dämme waren gebrochen. Dass sie wirklich ein Paar waren, das war die Erfüllung eines Traumes. Die Realität aber bedeutete, dass sich damit viele Dinge veränderten. Jetzt musste er Zeit mit ihren langweiligen Freunden verbringen anstatt mit seinen Freunden zu surfen. Die halbe Jahrgangsstufe hasste ihn außerdem. Warum war alles immer nur so kompliziert, sobald Liebe ins Spiel kam?
Mittagspause. Inzwischen war es ziemlich heiß geworden. Lena und Yasmin hatten sich wieder ihre Sommerkleider drüber gezogen. Man versammelte sich rings um das Auto auf dem schattigen Parkplatz.
„Na toll, wir haben fast nichts mehr zu trinken“, beschwerte sich Yasmin.
„Ach, fragt Lukas, der hat genug Bier für alle mit gebracht“, warf Alex gehässig ein.
Yasmin warf Lukas einen wütenden Blick zu. Lukas warf Alex einen wütenden Blick zu. Lenas Blick, den sie erst Alex, dann Yasmin und schließlich Lukas zuwarf, war schwerer zu deuten.
„O.k. In dem Fall werden mein Schatz und ich eine kleine Tour machen. Ich habe im letzten Ort an der Straße oben eine Épicerie gesehen. Wir besorgen ein paar kalte Getränke und was zu essen“, schlug sie dann vor.
„Gute Idee“, bestätigte Yasmin.
Der Kombi quälte sich die Schotterpiste den Berg hinauf. Alex konzentrierte sich aufs Fahren. Trotzdem fiel ihm auf, dass Lena ungewohnt still war neben ihm.
„Alex, da vorne an der Serpentine geht ein Waldweg ab, könntest du da bitte mal kurz anhalten?“, fragte sie ruhig.
„Noch ein Stückchen weiter in den Wald. Hier ist gut.“
Alex stellte den Motor ab. Es war still hier, die Bäume warfen einen grünen Schatten. Die Straße war nicht mehr zu sehen.
„Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein, Freundchen?“, zischte Lena. Alex zuckte zusammen, als sie sich zu ihm umdrehte. Er war sich sicher, dass er sie noch nie so sauer gesehen hatte.
Lena gab sich nun nicht länger Mühe, ihre Wut zu verbergen, die schon vor einigen Stunden in ihr zu kochen begonnen hatte, und immer heißer und heißer geworden war.
„Das sind meine Freunde, Alex! Da kann ich ja wohl erwarten, dass du sie entsprechend behandelst. Stattdessen zickst du Yasmin an, bist Marie gegenüber bockig, und behandelst Lukas von oben herab. Ich muss mich fragen lassen, ob ich meinen Freund nicht im Griff hätte! Ich! Und das Schlimmste: Du stachelst auch noch Lukas an, selbst bockig zu werden, hat mir Yasmin erzählt.“
„Aber Lukas...“, versuchte Alex, sich raus zu reden.
„Ja, ich weiß, der Lukas ist nicht der hellste Stern am Firmament, aber meine Güte, Yasmin findet ihn gut, und ganz ehrlich: wenigstens bemüht er sich, dir gegenüber nett zu sein. Sei mal froh, dass es Lukas ist. Der Typ, den sie vorher hatte, hätte dir schon längst ne Faust gegeben für dein Verhalten.“
Sie bemerkte, dass Alex wieder rote Ohren bekam. Er schien in seinem Sitz zu schrumpfen.
„Wirklich, ich bin stinksauer auf dich. Ich bekomme echt schon Kopfschmerzen deinetwegen! Ich wollte einfach nur einen schönen Tag haben, zusammen mit den Menschen, die mir wichtig sind. Wollte einfach nur, dass sich alle verstehen und Spaß zusammen haben, aber du machst mit deiner Laune alles kaputt. Seit wir ins Auto gestiegen sind, führst du dich auf, als ob die Welt sich nur um dich dreht. Du musst meine Freunde ja nicht mögen, aber denke mal daran, dass ich sie mag, und behandle sie entsprechend, ja? Weil sonst wird das mit uns nämlich nichts, hast du verstanden? Ich hab dich echt lieb, und würde dich gerne behalten, aber wenn du dich in mein Leben hier schon nicht zumindest ein bisschen einfügen kannst, wie soll das dann später, zuhause funktionieren? Ich will einen Mann an meiner Seite, kein trotziges Kleinkind!“
„Es tut mir leid, Lena, wirklich.“
„Das hoffe ich. Und ich werde jetzt dafür sorgen, dass du es auch nicht so schnell vergisst.“
Sie griff nach hinten, zur Rückbank, nach ihrer Reisetasche, die sie dort abgelegt hatte. Als sie die Hand einen Augenblick später wieder hervorzog, hielt sie eine ihm wohlbekannte schwarze Haarbürste. Shit.
„O.k., Alex, erinnerst du dich, was wir heute morgen besprochen haben? Was habe ich gesagt, passiert, wenn du nicht brav bist?“
Alex spürte einen Kloß im Hals.
„Beantworte meine Frage. Was habe ich gesagt, wird passieren?“
Alex starrte sie nur entgeistert an.
„Falls du es vergessen haben solltest, helfe ich dir auf die Sprünge! Ich habe gesagt, ich werde dich bestrafen, wenn du nicht brav bist. Also was werde ich tun? Los, Alex. Sag es.“
„Duwirstmichbestrafen“, murmelte er
„Wie bitte, ich habe dich nicht verstanden. Kannst du es vielleicht nochmal etwas deutlicher sagen?“
„Du wirst mich bestrafen.“
„Richtig. Das werde ich. Und zwar jetzt. Bringen wir es hinter uns.“
„Aber Lena...“
„Kein Aber mehr!“
Sie öffnete die Beifahrertür, stieg aus und schob ihren Sitz ganz nach vorne. Das Gleiche machte sie mit dem Fahrersitz, nachdem Alex ausgestiegen war.
Dann nahm sie auf der Rückbank Platz, und winkte Alex zu sich.
„So, unartige Jungs, die nicht brav sind, werden übers Knie gelegt, hast du verstanden? Also los! Rüber mit dir.“
Alex zögerte einen Moment, dann kletterte er zu ihr auf die Rückbank, und nahm die gewünschte Postion ein.
„Was soll das werden, Alex?“
„Was, was meinst du?“
„Wenn ich dir den Arsch versohle, dann den Nackten, klar? Außerdem will ich nicht, dass deine nasse Badehose mir das Kleid versaut. Also noch mal hoch, Hose runter, und dann wieder hinlegen.“
Alex erhob sich, und zog folgsam seine Badeshorts herunter. Lena konnte sehen, dass er mit zwiespältigen Gefühlen zu kämpfen hatte. Sein Penis war schon wieder halb erigiert.
„Was ist das denn, Freundchen?“, frage sie streng. Sie griff nach ihm, um zu demonstrieren, was sie meinte. Mit der anderen Hand zog sie den Saum ihres Kleides hoch und raffte es bis zur Taille. „Zur Sicherheit“, sagte sie. Alex starrte auf ihre nackten Oberschenkel. Und den nackten Rest. Offenbar hatte sie das nasse Bikinihöschen aus- aber kein anderes angezogen.
Sie dirigierte ihn an seinem zunehmend härter werdenden Schwanz in Position. Das Teil selbst klemmte sie sich zwischen die Schenkel, als Alex auf ihrem Schoß zu liegen kam. Es war schmeichelhaft, wie er immer sofort auf ihre Nähe reagierte, aber jetzt gerade hatte sie keinen Nerv dafür. Wenn sie mit ihm fertig war, würde sich das eh erledigt haben. Dieses mal würde er seine Lektion lernen.
Sie hob den Arm und ließ dann die Haarbürste mit der glatten Seite klatschend auf seinen nackten Hintern herab sausen. Dieses Mal war es kein neckisches Spiel, um ihre Dominanz zu demonstrieren. Nein, das hier war eine Strafe, und das würde er spüren.
Alex begann zu zappeln, als die Haarbürste in immer schnellerem Takt auf seinen schutzlosen Hintern knallte. Eigentlich hatte sie mit mehr Widerstand gerechnet. Oder zumindest Widerspruch. Aber er lag da, und nahm es hin. Offenbar hatte er wirklich ein schlechtes Gewissen.
Nach einigen Minuten, in denen die Haarbürste unerbittlich ihren Tanz fortsetzte, fing er an zu wimmern, und schließlich zu schluchzen. „Es... tut mir... leid!“, wiederholte er immer und immer wieder. Sein Penis hing mittlerweile schlaff zwischen ihren Beinen herab. Als das Zappeln in Strampeln überging, legte sie ein Bein über seine Oberschenkel, und klemmte seinen Körper zwischen ihren durchtrainierten Schenkeln ein, ohne einmal aus dem Takt zu kommen.
Mittlerweile war der komplette Hintern tief rot. Sie hatte nicht mitgezählt, aber so langsam wurde ihr Arm müde. Und sie merkte, dass ihre Wut verraucht war. Dafür breitete sich ein anderes Gefühl in ihrem Bauch aus. Ein warmes Gefühl. Ein warmes, feuchtes Gefühl. Sie hoffte, dass sie nicht bereits auf Alex' Rücksitz tropfte.
„Verstehen wir uns jetzt?“
„Lena, bitte, es tut mir so leid.“
"Gut." Sie legte die Haarbürste auf den Beifahrersitz und versetzte ihm noch einen herzhaften Klatscher mit der Hand auf jede Pobacke.
„Ich vergebe dir. Aber sei jetzt besser brav den Rest vom Tag!“
„Es tut mir leid, dass ich dich in so eine blöde Situation gebracht habe“, schniefte er.
„Schon gut, jetzt ist es vorbei.“
„Nein, Lena, es ist nicht vorbei. Lass mich dir zeigen, wie leid es mir tut, und dass ich alles mache, damit du glücklich bist.“
„Hmm, was meinst du?“, fragte sie sichtlich überrascht von dieser Wendung.
„Lass uns die Rücksitze umklappen, und leg dich auf den Rücken, dann zeige ich es dir.“ War das wirklich ihr Alex? Na, aber das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Tatsächlich mochte sie es, wenn Jungs Initiative zeigten. Das hieß, dass sie begehrt wurde.
Kaum hatte sie sich auf den Rücken gelegt, spürte sie Alex heißen Atem auf ihrem Bauch.
Eines musste man ihm lassen, er war ein guter Schüler, mit einer schnellen Auffassungsgabe und einer steilen Lernkurve. Er ließ sich gerade so viel Zeit wie nötig, um zur Sache zu kommen. Sie stöhnte auf, als seine Zunge die richtige Stelle erreichte. Und dann ließ er sie kreisen, wie sie es ihm gezeigt hatte. Aber er hatte es heute auch leicht. Er konnte das nicht wissen, aber ihm den Hintern zu versohlen, so wie eben, und danach seine Hingabe zu spüren, da gab es kaum etwas, was sie in vergleichbarem Maße erregte. Gerne hätte sie ihn jetzt richtig in sich gespürt. Aber dafür war die Zeit noch nicht gekommen. Und es hätte die Situation verfälscht. Sie dachte kurz nach, ob sie ihn bitten sollte, wenigstens einen oder zwei Finger einzuführen, aber diese Überlegung kam zu einem schnellen Ende, als Alex seine Arme ausstreckte, und nach ihren Brüsten griff. Dieses mal war er besser positioniert, und es gelang ihm, sie bequem zu erreichen.
Die Mischung aus seiner eifrigen Zunge, dem Spanking als Vorspiel, sowie dem sanften Druck, den seine Finger jetzt auf ihre harten Warzen ausübten, brachten sie schnell und sicher über die Schwelle. Sie stöhnte lustvoll, im Wissen, dass sie hier niemand hören konnte. Sie presste Alex' Kopf in ihren Schoß, bis sie erschöpft zusammensackte.
„Mann, Alex, woher wusstest du, dass ich genau das gebraucht habe? Meine Kopfschmerzen sind wie weg geblasen!“
Sie schaute zu ihm herunter. Er hatte sich auf die Seite gedreht, und grinste sie etwas verlegen an.
„Und wie ich sehe, steht er dir wieder! Naja, ich nehme an, die Ursache für dein Verhalten war wohl wie so oft überschüssiges Testosteron. Ich denke, dem kann zum Glück abgeholfen werden. Leg dich hin.“
Eigentlich mochte sie es ja, ihn hinzuhalten, es raus zu zögern. Aber jetzt waren sie schon länger hier als geplant, und es würde Marie und Yasmin wohl kaum schwer fallen, zu erraten, was sie aufgehalten hatten. Auch wenn sie natürlich keine Ahnung von den Details hatten, würde ihre Vermutung schon in ungefähr die richtige Richtung gehen.
Insofern stand ihm wohl eine weitere Überraschung bevor. Sie griff nach seinem harten Schwanz, und begann sofort, ihn schnell und kräftig zu reiben. Er stöhnte überrascht auf. Es dauerte keine zwei Minuten, bis er keuchend kam.
„Ja, so schnell kann es gehen. Weißt du, ich glaube, ich sollte das in Zukunft immer machen, bevor wir unter Menschen gehen. Männer sind einfach sozialverträglicher, wenn sie nicht so unter Druck stehen.“
Auf dem Rückweg vom Laden hinunter zum Meer, war bereits alle schlechte Stimmung verflogen. Er schämte sich nur ein bisschen. Sie hatte Recht gehabt. Tatsächlich war er so damit beschäftigt gewesen, Lukas nicht mögen zu wollen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, dass für ihn die Situation vermutlich genauso blöd war wie für ihn.
„Weißt du, ich hab ja nix gegen Lukas, ich weiß nur einfach nicht, was ich mit ihm reden soll.“
„Hmm, ihr habt aber doch viele Gemeinsamkeiten.“
„Was? Er redet über Musik, oder eher das, was er für Musik hält, über Autos, Fußball und über Ti... ähm Frauen. Da finde ich echt keine Schnittpunkte.“
„Wirklich? Ich sehe da eine ganz wichtige Gemeinsamkeit: Ihr seid beide mit einer tollen, wunderschönen Frau mit sehr hohen Ansprüchen zusammen, die ihr eigentlich gar nicht verdient habt“, lachte sie.
„Für dich gilt das vermutlich, aber für Yasmin?“
„Vorsicht, Alex, dünnes Eis. Aber tatsächlich ist er viel ärmer dran als du.“
„Na, auf jeden Fall. Ich bin schließlich mit dir zusammen!“
„Richtig. Und ich habe im Gegensatz zu Yasmin einen Weg gefunden, damit umzugehen, wenn ich sauer auf dich bin. Da solltest du glücklich sein.“
Alex rutschte unbewusst auf seinem Sitz herum. Sein Hintern brannte immer noch in einem dumpfen Schmerz.
„Ich soll glücklich sein, dass meine Freundin mir den Hintern versohlt?“, fragte er.
„Na, aber hallo. Denn das ist meine Art, dir auf liebevolle, fürsorgliche Weise zu zeigen, dass du eine Grenze übertreten hast. Aber danach ist die Sache aus der Welt und alles ist wieder gut. Außer deinen Sitzbeschwerden vielleicht, aber die werden morgen, spätestens übermorgen auch weg sein.
Yasmin hingegen schmollt in so einem Fall. Wenns sein muss, tagelang. Yasmin kann wirklich nachtragend sein, und einen Groll über lange Zeit auf kleiner Flamme köcheln lassen. Sie hat passiv aggressiv quasi erfunden. Und in der Zeit muss er zu Kreuze kriechen. Ununterbrochen. Glaub mir, mit Lukas willst du nicht tauschen.“
Von der Seite hatte er es noch nie gesehen. Aber es stimmte schon. Vor nicht einmal 20 Minuten war Lena noch stocksauer auf ihn gewesen, und jetzt, redeten sie schon wieder ganz normal miteinander. Er beschloss, Lukas eine Chance zu geben. Ach, was sollte es, er beschloss dem ganzen Tag noch eine Chance zu geben.
„Lukas, lass uns mal ein paar Meter zusammen den Weg da gehen“, sprach er ihn an, als die Mädchen nach der Pause ihre Fotosession fortzusetzen begannen.
„Hm, was willst du, Alex?“
„O.k., puh, also Lena hat mir gerade gehörig die Meinung gesagt, dass ich mich assig verhalten habe, und naja... sie hatte Recht. Deshalb wollte ich mich bei dir entschuldigen.“
„Du also auch, ja? Traut man Lena gar nicht zu, wenn man sie nicht kennt, hmm? Was glaubst du, hab ich mir vorhin von Yasmin anhören dürfen, als ihr weg wart?“
Er griff in die Kühlbox.
„Bierchen?“
„Klar, warum nicht?“
„Weißt du, was das Schlimmste ist, Alex? Dass man immer Angst hat, irgendwas falsch zu machen, und dann kommt einer her, der es besser macht, und nimmt sie dir weg."
Mittlerweile waren sie ein paar 100 Meter weit dem schmalen Wanderweg die Klippen hoch gefolgt. Lukas schien sich zu entspannen.
"Yasmin ist wirklich ne tolle Frau. Aber auch echt fordernd. Und dann macht man irgendwas falsch, und weiß manchmal noch nicht mal was, und dann schaut sie einen mit diesem Blick an! Geht dir das auch so? Ich mein Lena ist ja auch auf so eine einschüchternde Art hübsch. Und du musst das mal beobachten. So wie ich Angst hab vor Dem Blick von Yasmin, so haben Yasmin und Marie Angst vor Dem Blick von Lena.“
„Ich kenne den Blick, den du meinst“, sagte Alex. Unterbewusst rieb er sich den Hintern. Dann dachte er an das, was seine Freundin ihm vorher über Yasmins Schmollen erzählt hatte.
„Wenigstens ist Lena sehr offen und direkt, wenn ihr etwas nicht passt.“
„Hmmm, das kann ich mir sogar vorstellen bei ihr. Schon krass, oder? Manchmal hab ich echt schon daran gedacht, hinzuschmeißen. Aber dann schauen sie dich wieder mit diesem Anderen Blick an, und du schmilzt dahin wie ein Stück Butter, hab ich Recht? Ich sags dir, das sind Hexen! Und ich sag dir noch was: deine ist die Oberhexe. Mein Respekt, Alter, dass du dich das getraut hast.“
„Ehrlich gesagt, ich habe es mir nicht getraut. Vergiss einfach, was Lena rum erzählt hat. Das war ihre Initiative, und naja, sie kann recht überzeugend sein.“
„Ha, das glaub ich dir aufs Wort. Wenn so ein Mädchen wie Yasmin oder Lena sagt, dass sie dich will, dann denkst du nicht mehr mit dem Kopf, oder? Das ist so ein krasses Gefühl, wie wenn deine Mannschaft den Pokal holt, und du hast das entscheidende Tor geschossen. Ich glaub, keine Droge der Welt macht dich so high, wie wenn ein 10-er-Mädchen dir sagt, dass sie in dich verliebt ist.“
„10-ner?“, fragte Alex irritiert.
„Na du weißt schon: 10 von 10 Kerlen würden, wenn sie dürften.“
„Oh, o.k., das ist... schon ein bisschen sexistisch, oder?“
„Ach, als ob Mädchen nicht genau so wären. Yassi hält dich übrigens für ne 5.“
Alex schaute Lukas irritiert an.
„Ey, sie ist wählerisch, bei ihr hat noch niemand mehr als eine 7 bekommen. Selbst Channing Tatum nicht.“
„Wer?“
„Na, der Typ aus Magic Mike.“
„Ach, der“, entgegnete Alex verwirrt. Er hatte noch nie von dem Mann gehört.
„Das Blöde ist aber, wenn deine Freundin eine 9 oder 10 ist, dann schauen auch 90 bis 100 % der Typen ihr nach. Starren sie ständig an. Und ich finde es mega creepy, wenn alle die Frau angaffen, mit der du unterwegs bist.
Und weißt du, was vielleicht noch schlimmer ist? Wenn die Typen dich dann so hasserfüllt anschauen, und du weißt, sie warten nur darauf, dass du auf die Fresse fällst, und den Weg frei machst. Falls du weißt, was ich meine.“
„Ja, Lukas, das weiß ich tatsächlich.“
„Du merkst es auch schon, oder? So ein Mädchen hat man nie für sich alleine.“
Alex seufzte tief. „Da sagst du was.“
„Aber weißt du was, Alex?“
„Was?“
„Ach nix. Ist nur so... immer als einziger Kerl mit drei Mädchen unterwegs zu sein... na ja. Ich finds jedenfalls cool, dass wir mal richtig reden konnten.“
Zu seiner Überraschung stellte Alex fest, dass er Lukas da zustimmen konnte. Beste Freunde würden sie vermutlich nie werden, dazu gab es zu viel an ihm, das ihn nervte. Aber zumindest gab es eine Ebene, auf der man miteinander klar kommen konnte.
Es war komisch, aber diese Erkenntnis half ihm, die ganze Situation in einem anderen Licht zu sehen. Er hatte sich gegen seine Vorbehalte darauf eingelassen, Lukas etwas besser kennen zu lernen, und war positiv überrascht worden. Das half ihm, auch dem Rest eine Chance zu geben. Zu seiner Verblüffung musste er dann fest stellen, dass ihm, als er sich erst einmal darauf eingelassen hatte, das Posing für die Fotos sogar richtig Spaß machte. Das sah man den Bildern später auch an. Das beste Foto, da waren sich alle einig, war eines, das zufällig entstanden war, und nicht gestellt. Alex hatte Lena in einem ruhigen Moment von hinten umarmt, und Lena hatte sich gegen ihn gelehnt, und lächelnd zu ihm aufgesehen. Marie hatte einfach draufgehalten und abgedrückt. Es hatte sich ganz natürlich angefühlt. Da wusste Alex natürlich noch nicht, was dieses Bild für Folgen haben würde. Das und das andere.
Im Verlauf des Tages wurde es zunehmend heißer, und so beschlossen sie, den Abstecher nach Toulon ausfallen zu lassen und stattdessen direkt zum Campingplatz zurück zu fahren. Alex gefiel dieser Vorschlag, auch die anderen waren nicht unglücklich darüber, außer Marie.
„Na toll. Wir wollten schließlich noch ins Starbucks dort!“
„Einen Kaffee kannst du dir doch auch am Campingplatz holen“, warf Lukas ein.
„Es geht mir nicht um einen Kaffee, Du Spack. Ich brauche ein gescheites WLAN, um die Pics hochzuladen.“
„WLAN gibt's auch am Campingplatz“, sagte Lena.
„Danke, Frau IT-Spezialistin. Ja klar! Als ob ich bei der Holzleitung da heute noch irgendwas gebacken kriegen würde!“, schimpfte Marie.
„Zur Not fahren wir morgen nach Toulon. Yassi hat schon voll die Kopfschmerzen von der Hitze. Lass uns einfach zum Campingplatz fahren, und ausruhen.“
„Ich hab ihr gesagt, sie soll sich einen Hut aufsetzen in der Sonne mit ihren dunklen Haaren! Aber 'neee, ich bin doch keine Ooooma! Ich setz mir doch keinen Huuuut auf!' Echt mal. Die Diva hat Kopfweh, der Hippie sowieso keinen Bock, der Bierkönig wie immer keinen Plan, aber alle wollen sie heim. Nur, was ich will, interessiert keinen. Danke für gar nichts.“
Alex warf einen besorgten Blick zu Lena in den Rückspiegel. Da sah er ihn zum ersten mal Den Blick, von dem Lukas gesprochen hatte. Und was war er froh, dass der Marie galt und nicht ihm.
„Alex, wir fahren zurück zum Campingplatz. Wir müssen uns glaube ich alle mal dringend abkühlen“, sagte Lena ganz ruhig.
Niemand erhob mehr Einwände.
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