Most Wanted

Das Programm - Die Geschichte bis jetzt

Das Programm (M/F, F/F, F/M)

 












1)

Leonie bemühte sich, langsam und kontrolliert zu atmen. Hier im Korridor vor Zimmer 211 schien der typische Geruch des Gebäudes besonders konzentriert. Es roch nach altem Linoleum und dem dafür typischen industriellen Putzmittel. Es roch nach dem olfaktorischen Echo vieler Menschen, die teils die Prinzipien der Körperhygiene erst noch erlernen mussten. Es roch nach kaltem Kaffee und altem Papier.

Mit anderen Worten, es roch nach Schule. Eingedampft, destilliert. 

Ihre Beine trugen sie langsam, aber unausweichlich Schritt für Schritt für Schritt näher zu dem Büro von Herr Baumann und Frau Lazka. Obwohl sie sich mittlerweile anfühlten wie Wackelpudding. Heute würde sie also herausfinden, was hinter dieser Tür passierte. Natürlich hatte sie Geschichten gehört. Und sie hatte diesen Geschichten fasziniert gelauscht. Aber sie hatte sich nie ausgemalt, dass sie einmal selbst in der Rolle als Delinquentin an diese Tür klopfen würde. 

Und doch gab es kein zurück. Sie war eine der ersten, die sich Anfang des Schuljahrs für das neue Programm angemeldet hatte. Aber sie hatte nie damit gerechnet, dass es ihr wirklich passieren würde. Sie hatte es einfach insgesamt für ein gutes Konzept gehalten. Und für eine gute Hilfe bei ihrer persönlichen Motivation.

Der Tag heute hatte an sich so gut angefangen, bis Frau Lenner ausgerechnet dann sie bei der stichprobenhaften Hausaufgabenkontrolle ausgewählt hatte. Womit sie nun ihren dritten Strich erhalten hatte. Sie hatte es nicht vergessen. Sie hatte es nur nicht für wichtig gehalten. Wer brauchte schon Bio? Die ersten beiden Striche waren noch aus dem Winterhalbjahr. Es war total unfair, dass Frau Lenner darauf bestand, diese mit zu zählen. Nach dem Halbjahreszeugnis wurde doch alles zurück gesetzt, oder etwa nicht?

„Du nimmst am Programm teil, Leonie? Gratulation, damit bist du jetzt fällig. Komm nach der Stunde zu mir nach vorne, damit ich dir den Laufzettel ausfüllen kann.“

Das wäre auch diskreter gegangen. Danke, Frau Lenner. Und das selbstgefälliges Grinsen, als sie ihr das verkündet hatte, zeigte, dass die Lehrerin offenbar eine diebische Freude verspürte, wenn sie daran dachte, was Leonie nun blühte. Und es genoss, sie da hinein zu reiten.


 „Ja, herein!“, hörte sie die Stimme von Frau Haas durch die Tür, nachdem Leonie endlich den Mut aufgebracht hatte, zu klopfen.

Leonie betrat das kleine Vorzimmer und reichte der jungen brünetten Lehrerin hinter dem Tisch ihren Zettel.

„Ah, Leonie. Das ist dein erstes mal bei uns, hab ich Recht? Was hast du denn angestellt? Hmmm, drei Striche für nicht erbrachte Übungsleistungen. Nana, mal wieder etwas Besseres zu tun gehabt als Hausaufgaben zu machen bei dem schönen Wetter?“

„Habs einfach vergessen“, murmelte Leonie kleinlaut.

„Na dann betrachte es als kleine Gedächtnisstütze. Bist du mit dem Ablauf vertraut?“

„Nicht so richtig.“

„Dann fasse ich es noch einmal zusammen: Du hast dich freiwillig zum 'Schulprogramm zur Abschaffung notenbasierter Konsequenzen' für volljährige Schüler und Schülerinnen angemeldet. 

Das bedeutet, dass du mittels körperlicher Züchtigung bestraft wirst anstelle der bisher üblichen Verwaltungsstrafen. Die Strafen erfolgen durch Schläge auf das Gesäß. Es kommen verschiedene Instrumente zum Einsatz, je nach Schwere des Vergehens und dem pädagogischen Ermessen des Bestrafenden. Möglich sind Schläge mit der flachen Hand, Lederriemen oder Rohrstock. Letztere gibt es in verschiedenen Ausführungen mit unterschiedlich strenger Wirkung. 

Vorher und hinterher dokumentieren wir den Zustand der Erziehungsfläche für die Akten mit einer Kamera. Nachdem du deine Strafe erhalten hast, ist die Sache erledigt. Weitere Konsequenzen erwarten dich dafür dann nicht mehr. Allerdings wirken sich bereits erfolgte Strafen auf die Beurteilung späterer Verstöße aus. Wiederholungen werden in der Regel strenger bestraft. Also schau besser, dass du in Zukunft deine Aufgaben sorgfältig erledigst.

Zum Ablauf: Du weißt sicher, dass die Strafen bei uns an der Schule entweder von Herrn Baumann oder Frau Lazka ausgeführt werden. Dabei ist es Vorschrift, dass immer eine zweite Person aus dem Disziplinarteam bei einer Bestrafung anwesend sein muss, die aufpasst, dass alles sicher und entsprechend der Vorgaben vom Ministerium abläuft, und keine Übergriffe passieren. In der Regel bin ich das. 

Du kannst wählen, von wem du deine Bestrafung erhalten möchtest, von Herr Baumann oder Frau Lazka. Bevor du dich entscheidest, sollte ich bei der Gelegenheit vielleicht erwähnen, dass die Strafen in der Regel auf das zumindest teil-entblößte Gesäß verabreicht werden, sprich, du musst dich vermutlich untenrum bis auf die Unterhose ausziehen. In besonderen Fällen kann die Strafe aber zur Verschärfung auch auf den nackten Hintern verabreicht werden. In deine Fall vermutlich nicht, ich denke, du kommst recht milde davon, da es dein erstes Mal ist, und dein Vergehen nicht gerade schlimm war.

Und da dies dein erstes Mal ist, benötige ich außerdem nochmal eine Unterschrift für deine Einverständniserklärung. Hier“

Sie reichte Leonie ein Formular, das diese ohne weiter nachzudenken unterschrieb. Drei Striche bedeutete alternativ eine mündliche 6. Sie hatte keine Lust, sich den Abischnitt von ein paar blöden Hausaufgaben versauen zu lassen.

Nur wen sollte sie wählen? Leonie spürte, wie sie rot wurde. Frau Lazka hatte einen furchtbaren Ruf an der Schule. Aber der Gedanke, vor einem erwachsenen Mann die Hose herunter lassen zu müssen, um sich von ihm den Po versohlen zu lassen, verursachte einen regelrechten Knoten in ihrem Bauch. Insbesondere der Gedanke an Herr Baumann. Er war immer einer ihrer Lieblingslehrer an der Schule gewesen. Warum ausgerechnet er jetzt in dem Programm diese Rolle einnahm? 

Trotzdem. Die Lazka war ein sadistisches Miststück. Alle, die bereits in den 'Genuss' des Programms gekommen waren, und das Pech gehabt hatten, an sie zu geraten, waren sich einig, dass es ihr offenbar gefiel, Schüler und Schülerinnen leiden zu lassen. Dass sie aus nichtigstem Anlass Strafen verschärfte, es auskostete, immer ans Maximum des Erlaubten zu gehen. Der Baumann dagegen galt als streng, aber korrekt. So, wie er schon immer gewesen war.

„Ich, ich möchte, denke ich, zu Herr Baumann.“

„Ach, Mist, ich sehe gerade, der ist heute gar nicht mehr im Haus. Da müsstest du morgen noch mal wieder kommen. Macht aber nichts, du hast ja fünf Tage Zeit, bis du die Strafe antreten musst. Frau Lazka wäre allerdings heute schon verfügbar. Dann hättest du es hinter dir?“

„Nein, danke, ich werde morgen wieder kommen.“

Frau Haas griff nach dem Kalender auf dem Tisch.

„Donnerstag nachmittag, 14:45 Uhr wäre ein Termin frei. Laut deinem Stundenplan hast du 14:35 Unterricht. Dann trage ich dich also für Donnerstag ein, ja?“


 Nachdem Leonie das Zimmer 211 verlassen hatte, spürte sie, wie schlussendlich doch noch ihre Beine nachgaben. Sie lehnte sich an die Wand, und rang nach Luft. Morgen würde sie also das erste mal in ihrem Leben den Hintern versohlt bekommen. Mit runter gelassener Hose. Von einem Mann. Genaugenommen von einem Lehrer, den sie immer sehr geschätzt hatte, und zu dem sie bisher ein ausgesprochen gutes Verhältnis gehabt hatte. 

War es ein Fehler gewesen, sich ins Programm einzuschreiben?

Der Vorteil war natürlich, dass es dann vorbei war. Es würde keine bleibenden Schäden hinterlassen. Das war verboten. Anders als Verweise, die im Zeugnis vermerkt wurden, oder schlechte Noten, die einem erhalten blieben. Kurzfristige Schmerzen waren besser zu ertragen als langfristige Hypotheken.

Aber Herr Baumann... Was würde er von ihr denken? Und vor Allem, was würde sie ihm gegenüber empfinden. Hinterher, nachdem er das mit ihr gemacht hatte. Würde sie ihm jemals wieder in die Augen schauen können? Hatte sie sich wirklich richtig entschieden? Frau Lazka wäre kurzfristig vermutlich schlimmer zu ertragen gewesen, aber wenigstens hätte es nichts verändert, sie hätte sie unverändert einfach weiter hassen können, anstatt langfristig ihr Verhältnis zu Herr Baumann zu beeinträchtigen.

Aber der Punkt war noch ein anderer. Irgendwie sprach die Vorstellung sie auch an. Irgendwie hatte es etwas Intimes. Es gab eine besondere Verbindung zwischen Bestrafer und Bestrafter. Und das wollte sie nun auf keinen Fall mit einer Person erleben, die sie absolut nicht leiden konnte.



2)

Katarina Lazka blickte auf die teure Uhr an ihrem Handgelenk. Noch zwei Stunden bis Feierabend. Oliver war vermutlich schon aus dem Haus. Der Glückliche, bei dem Wetter. Sie spürte etwas Neid aufkommen. Aber andererseits hieß das auch, dass eventuelle spontane Maßnahmen allein in ihre Zuständigkeit fielen. Zudem bedeutete es, dass Franziska Haas assistierte. Sehr gut. Sie fühlte sich wohler dabei, wenn Oliver ihr nicht die ganze Zeit über die Schulter sah. 


Es war nicht so, dass sie ihn nicht mochte. Jeder mochte Oliver Baumann. Aber ihrer Meinung nach hatte er die falsche Einstellung zum Programm. Er verhätschelte seine Schüler und besonders die Schülerinnen. Es war eben kein Zufall, dass die meisten Mädchen ihn als Bestrafenden vorzogen, obwohl er in Mann war. Wie zum Ausgleich wählten die meisten Jungs sie. Ihr war das sehr recht. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich gerne nur noch auf die Jungs konzentriert. Es machte einfach mehr Spaß, frechen Jungs die Grenzen aufzuzeigen. Die hatten das auch nötiger in der Regel. Sie fand es nur unfair, dass auf diese Weise die wenigen Mädchen, die es doch nötig hatten, dann oft zu billig davon kamen. 

Sie öffnete die Tür ohne anzuklopfen.


 Franziska brauchte nicht aufzublicken, um zu wissen, wer gerade das Zimmer betreten hatte. „Hallo Frau Lazka“, sagte sie, „heute sind es noch zwei Termine. Paul S. aus der 13. und Anna-Lena aus der 12. Schon wieder.“

„Anna-Lena möchte zu mir? Na sowas, ich dachte, der hätte ich schon beim ersten mal ihre Flausen gründlich ausgetrieben. Seitdem ist sie ja Dauerkundin bei Oli... Herr Baumann“

Sie griff sich die beiden Formulare.

„Paul hat also im Klassenzimmer randaliert und Frau Gruner beleidigt, als sie ihn zur Ordnung rufen wollte? Das gibt den Lederriemen und den Rohrstock, würde ich sagen. Und Anna-Lena ist jetzt was? - Das fünfte Mal in zwei Monaten hier? Wieder wegen zig kleiner Verstöße gegen die Schulordnung? Typisch, immer das Gleiche: Schwatzen, Kaugummi kauen und Handy im Unterricht. Und was noch? Sie hat sich in Englisch während der Stunde geschminkt? Zudem noch zwei Vermerke wegen unangemessener Kleidung. Immer diese hautengen Leggins. Sie lernt es einfach nicht, oder? Na die wird ne Weile an mich denken! Das gibt den Rohrstock, dieses mal.

O.k., ich bin hinten, und mach mich kurz frisch. Bringe den Paul rein zu mir, sobald er da ist.“

Erwartungsvoll rieb sie sich die Hände. Es blieb noch genug Zeit. Sie zog ihren Lidstrich und die Konturen der Lippen nach. Dann öffnete sie ihre Haare, fuhr ein paar mal mit der Bürste hindurch und band sie schließlich zu einem Knoten, den sie am Hinterkopf hochgesteckt befestigte. Ihre Kostümjacke hängte sie an den Kleiderbügel hinter der Tür. Zuletzt trug sie noch ein paar Tropfen Parfum auf Hals und Dekolleté auf, um den muffigen Klassenzimmer-Geruch zu vertreiben. 

Sie griff sich einen mitteldicken Rohrstock aus dem Wandregal und ließ ihn prüfend durch die Luft pfeifen. Oh, würde sie das genießen. Sie wischte mit einem frischen Antiseptik-Tuch gründlich das biegsame Rattan ab.


 Es klopfte an der Zwischentür. Auf die Minute pünktlich. 

„Herein!“


Franziska betrat den Raum mit einem Schüler im Schlepptau.

„Paul S., Jahrgangsstufe 13. Nimmt am Programm teil, hat seine Einverständniserklärung bereits vor sechs Monaten unterschrieben und mündlich erneut bestätigt. Vergehen: Störung des Schulfriedens, Beschädigung von Schuleigentum, Gefährdung von Mitschülern und Mitschülerinnen durch Herumwerfen eines schweren Gegenstandes im Klassenzimmer während der Pause. Darüberhinaus respektloses Verhalten und Beleidigung gegenüber einer Lehrperson.“

Katharina musterte Paul. Ein hübscher Junge. Warme, braune, intelligente Augen, sofern man diese sehen konnte hinter dem Vorhang seiner mittelbraunen Haare, die frech in sein etwas rundes Gesicht hingen, das an der Schwelle vom Jungen zum Mann stand. 

Der hochgewachsene Schüler hatte seine Hände in den Hosentaschen, und grinste die beiden Frauen herausfordernd an. Sie kannte diesen selbstgefälligen Ausdruck, diese machohafte Körpersprache. Das war ein Versuch, den Helden zu spielen. Der Versuch, sich stark und selbstbewusst geben, um die berechtigte Angst vor dem, was kommen würde, zu verbergen. Ein Versuch, der ihrer Erfahrung nach bisher noch jedes mal gescheitert war. Dafür war sie schließlich die Expertin.

„Also gut, Paul. Das sind zwei unterschiedliche Kategorien, die wir unterschiedlich betrachten und bestrafen werden. Was war das für ein Gegenstand, den Sie herum geworfen haben?“

„Eine Colaflasche. Maurice ist mir schon den ganzen Tag damit auf den Sack gegangen.“

„1,5 Liter, PETT, etwa zu 3/4 gefüllt“, fügte Franziska hinzu, „wiegt mehr als ein Kilo. Hat einen Mitschüler am Arm getroffen, nur knapp den Kopf verfehlt. Im anschließenden Gerangel wurde ein Tisch umgeworfen, der zu Bruch ging und vom Hausmeister repariert werden muss.“

„O.k., Paul, das ist keine Kleinigkeit. Es hätte jemand verletzt werden können. Und dafür hätten Sie von der Schule fliegen können. Das werden wir also entsprechend streng bestrafen. Sehen Sie das hier?“

Sie hob einen braunen, etwa fünf Zentimeter breiten Riemen aus schwerem, dickem Leder vom Tisch auf, und hielt ihn Paul vors Gesicht.

„Das ist der Lederriemen Kategorie 2. Damit werde ich Ihnen zunächst 30 Schläge auf den Hintern verabreichen. Fünf für den Lärm, zehn für den kaputten Tisch und 15 für die Gefährdung anderer.

Dann ist da noch die Sache mit der Beleidigung von Frau Gruner. Was haben Sie zu ihr gesagt?“

„Ich habe sie eine humorlose vertrocknete alte Schachtel genannt, die das letzte mal vermutlich vor 30 Jahren gelacht hat.“ Paul grinste schelmisch.

„Ganz schön frech. Dafür bekommen Sie natürlich den Rohrstock. Beleidigungen von Lehrerinnen sind etwas, das wir hier keinesfalls durchgehen lassen. Normal würde ich Ihnen 25 geben. Aber in diesem Fall gebe ich Ihnen 20. Weil das, was Sie gesagt haben, zumindest nicht gelogen war.“

Paul wurde blass. „20, Frau Lazka? Muss das sein?“

„Möchten Sie doch lieber die 25? Ich kann auch bis 30 gehen.“

„Nein, danke, Frau Lazka. 20 passt schon.“

„Na dann. Frau Haas wird hier bleiben, und die Bestrafung bezeugen. Den ersten Teil werden wir bäuchlings auf der Liege dort vollziehen. Falls nötig, werde ich Sie fixieren. Es ist nämlich so: Sollten Sie versuchen, auszuweichen, Ihre Hand vor Ihren Hintern zu halten, oder gar aufzustehen und abzuhauen, zählt der Hieb nicht und wird wiederholt. Zudem werde ich gegebenenfalls Zusatz-Hiebe verhängen, wenn ich das Gefühl habe, Sie stellen sich zu sehr an. Den Rohrstock bekommen Sie über den Tisch gebeugt. Es sei denn, Sie möchten gleich über den Bock fixiert werden, um zu verhindern, dass Sie sich aus Versehen zusätzliche Hiebe einhandeln?“

„Nein, bloß nicht. Ich pack das schon“

„Hmm, das wird sich zeigen. Ziehen Sie jetzt Schuhe, Socken und Hose ganz aus. Wir werden sehen, was Sie für eine Unterhose tragen. Eventuell müssen Sie diese auch herunter ziehen.“

Man musste es Paul lassen, er schlug sich bisher noch halbwegs souverän. Lediglich die zunehmende Röte seiner Ohren verriet, was in ihm vorgehen musste.

„Was denken Sie, Frau Haas. Diese weite Boxershorts könnte die Wirkung der bevorstehenden Züchtigung auf nicht hinnehmbare Weise beeinträchtigen, habe ich Recht?“

Franziska grinste. „Da stimme ich Ihnen zu, Frau Lazka. Paul wird sie wohl ausziehen müssen. So spürt er das Leder ja kaum. Also los Paul. Runter damit. Du bekommst es heute auf den Nackten.“

Paul starrte Franziska entgeistert an. Dann warf er Frau Lazka einen flehentlichen Blick zu.

„Sie haben Frau Haas gehört, Paul. Glauben Sie mir, sie hat so etwas schon oft genug gesehen. Runter damit. Sie wollen doch nicht jetzt schon Zusatzhiebe verdienen?“

Die Röte hatte sich nun über sein gesamtes Gesicht ausgebreitet. Und das unverschämte Grinsen war auch endlich daraus verschwunden. Paul griff zögernd nach dem Bund seiner Shorts. Dann schloss er seine Augen und schob die Unterhose schließlich nach unten.

„Ah, das erklärt wohl, warum unser kleiner Paul sich heute so hat aufspielen müssen. Vielleicht sollte er fleißiger lernen und sich mal richtig anstrengen. Dann kann er sich in 20 Jahren vielleicht einen Porsche kaufen, um das da zu kompensieren“, sagte Franziska grinsend.

„Nana, Frau Haas. Wo bleibt ihre Professionalität?“ wies Frau Lazka ihre Assistentin ebenso grinsend zurecht.

Franziska übernahm nun die Vorbereitungen. „Also gut, Paul. Lege dich jetzt hier auf die Liege. Mit dem Kopf hierher. So ist gut. Sicher, dass ich dich nicht fixieren soll?“

„Bloß nicht!“

„Deine Entscheidung. Aber denke daran, was Frau Lazka über Zusatzstrafen gesagt hat. Vielleicht tust du dir einen Gefallen, wenn du dich hier mit den Händen fest hältst, das hilft den meisten.“ Sie deutete auf eine Querstange. So ist gut. Ich mache jetzt ein Foto von deinem Hintern für die Dokumentation.

Katharina genoss den Anblick. Paul war schlank, aber gut gebaut. Er hatte einen ziemlich hübschen Hintern, der von dem Polster in der Mitte der Liege auf ansprechende Art nach oben gedrückt wurde. Wunderbar präsentiert für die Aufmerksamkeit, die sie ihm gleich mit dem Lederriemen zuteil werden lassen würde. Mal sehen, wie lange es dauern würde, bis der ihm den Rest seiner Großkotzigkeit ausgetrieben hatte. Sie schätzte, so vielleicht zehn Hiebe.

Komisch. Sie kannte Paul kaum. Aber er galt als guter Schüler und gehörte eigentlich zu den Vernünftigeren. Soweit sie wusste, war er erst einmal hier gewesen. Oliver hatte ihm laut Protokoll sechs mit dem Rohrstock verabreicht, als Warnung. Das war ganz zu Anfang des Schuljahres gewesen. Seitdem war Paul nicht mehr aufgefallen. 

Nun ja, das half ihm jetzt auch nichts. Dieses mal war er so gründlich aufgefallen, dass man sich schon fast die Frage stellen musste, ob... Sie beschloss, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen, sondern sich auf die Aufgabe zu konzentrieren.

Der Schüler lag nun in der korrekten Position. Franziska nickte ihr kurz zu. Dann trat sie einige Schritte zurück. Katharina überlegte kurz, ob sie vielleicht besser ihre Schuhe wechseln sollte. In ihren Sportschuhen hätte sie vermutlich einen sichereren Stand. Aber das würde so schon gehen. Und sie fühlte sich einfach souveräner auf ihren acht Zentimeter hohen Absätzen. 

Sie trat neben den auf der Liege ausgestreckten Paul. Prüfend nahm sie Maß, indem sie den Lederriemen mit der linken Hand am vorderen Ende greifend an den nackten Hintern des jungen Mannes hielt, so dass sie beide Pobacken in einem Streich erwischen konnte. Dann hob sie den Lederriemen über die rechte Schulter und ließ ihn einen Augenblick später mit einem satten Klatschen auf die ihr dargebotene Erziehungsfläche knallen.

Sie hatte schon einigermaßen kräftig durchgezogen. Seine Reaktion bestätigte bereits jetzt den sich anbahnenden Erfolg. Er hatte laut hörbar nach Luft geschnappt, als ihn das Leder getroffen hatte. Jetzt wand er sich auf der Liege, während die Lehrerinnen dabei zusahen, wie sich der erste rote Abdruck des dicken Leders auf seinen weißen Backen zu bilden begann.

Katharina hob erneut den Riemen. Paul quittierte den folgenden Hieb mit einem leisen Wimmern. Vermutlich würde es nicht einmal bis zum Schlag Nummer zehn dauern, bevor sie die ersten Tränen zu sehen bekommen würden. Tja, da hatte sie mehr erwartet. Sie schätzte die Herausforderung. 

Der Riemen war so breit, dass nach dem sechsten Schlag bereits der ganze Hintern von einem ansprechenden Rotton überzogen war. Sie schlug nun mit etwas mehr Nachdruck zu. Bisher hatte es dann doch noch keine Tränen gegeben. Dafür bot sich ihr ein anderes Schauspiel. Jedes Mal, wenn das Leder den hochgereckten Hintern des Jungen getroffen hatte, wurde dessen Becken durch die Wucht in das Polster gedrückt, das dazu diente, seine Erziehungsfläche optimal zu präsentieren. Katharina grinste. Es sah fast so aus, als würde Paul das Kissen begatten. Typisch. Diese Jungs dachten eben immer nur an das Eine. 

Die Laute, die er von sich gab, klangen allerdings ganz eindeutig nicht nach Äußerungen der Wollust. 

Nach dem zehnten Schlag beschloss sie, eine kurze Pause einzulegen. Sie nickte Franziska zu, Diese verstand. Die junge Lehrerin beugte sich über den Schüler, sah ihm kurz prüfend ins Gesicht, dann fühlte sie seinen Puls.

„Alles in Ordnung, Sie können fortfahren.“

In diesem Moment hörte man ein deutliches Klopfen an der Tür zum Vorzimmer.

„Was zum...? Ich gehe mal kurz nach sehen.“

Franziska verließ den Strafraum. 


 „Anna-Lena, was machst du denn schon hier? Du bist über 30 Minuten zu früh. Warte bitte woanders, bis du dran bist. Vielleicht im Hof? Oder in der Bib?“

Katharina konnte die Antwort der Schülerin nicht verstehen, aber Franziskas Erwiderung:

„Das geht nicht. Du kannst nicht hier warten. Da ist noch jemand vor dir dran.“

„Frau Haas, auf ein Wort!“, rief Katharina. Ihr war gerade eine gemeine kleine Idee gekommen. Sie eilte ins Vorzimmer.

„Ja, Frau Lazka?“

„Vielleicht können wir heute eine Ausnahme machen? Anna-Lena soll ruhig hier warten“, sagte sie leise.

„Aber das ist doch gegen das Protokoll. Sie würde ja hören...“

„Eben. Soll sie ruhig ein bisschen schmoren und mit anhören, was Riemen und Rohrstock bei einem 13t-Klässler anrichten. So als kleiner Vorgeschmack darauf, was sie erwartet. Und ich denke, Paul wird es auch gut tun, wenn jemand mit bekommt, wie 'tapfer' er sich anstellt.“

Franziska grinste. 

„Sie sind der Boss. Heute.“

„Das bleibt unter uns, verstanden? Kein Grund, Oli... Herr Baumann davon zu erzählen.“

„O.k.“

„Also gut, Anna-Lena. Ausnahmsweise dürfen Sie heute hier im Vorraum warten. Dabei können Sie ja schon einmal gründlich darüber nachdenken, was Sie heute hier her geführt hat. Vermutlich hilft es Ihnen beim Nachdenken, wenn wir die Tür zum Nebenzimmer offen lassen.“





3)

'Was für ein Miststück', dachte sich Anna-Lena. Es war immer gut, wenn man sich auf Menschen verlassen konnte, auch im Bezug auf die schlechten Eigenschaften. Wenn es zum Beispiel darum ging, dass sich ein sadistisches Miststück wie ein sadistisches Miststück verhalten würde, wenn sich die Gelegenheit bot. Jeder wusste, dass sie ein Miststück war.

Trotzdem entschieden sich die meisten Jungs für sie als Bestraferin. Vermutlich kam es ihnen irgendwie homo vor, sich von einem Mann versohlen zu lassen. Zudem, das musste man Frau Lazka lassen, war sie auf eine strenge Art durchaus attraktiv. Groß und schlank und blond. Immer perfekt geschminkt und frisiert. Dazu kam, dass sie eine Vorliebe für hochhackige Schuhe, enge Röcke und figurbetonte Blusen hatte. Das schien bei vielen Jungs gewissen Vorstellungen auszulösen.

Natürlich wusste sie, dass Paul gerade da drinnen war. Der nette, liebe, hübsche Paul. Es war ja nicht so, dass es an dieser Schule irgendwie geheim blieb, wer einen Termin bei Frau 'Lassdas' oder Herr 'Haumann' hatte. Und dass Paul ordentlich den Hintern versohlt bekommen sollte, beherrschte das Flurgespräch schon seit Tagen, und ebenso ihre Gedanken. Das wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Auch wenn das hieß, dass sie heute selbst vom Miststück bestraft werden würde, statt wie gewohnt von Herr Haumann.

Man hatte ja so einiges gehört. Nun gut, dann würde sie eben heute herausfinden, ob die Gerüchte stimmten, und ob Frau Lazka im direkten Vergleich tatsächlich so viel strenger war als der gute alte 'Haumann'. Sie war erst einmal bei ihr gewesen, ganz zu Beginn des Schuljahrs. Damals hatte sie vermutlich noch nicht so recht zu ihrer jetzigen Form gefunden gehabt.

Ein lautes Klatschen riss sie aus den Gedanken. Gefolgt von einem Stöhnen. Das klang nach dem Lederriemen. Paul hatte sich mit der Aktion einiges eingebrockt, nahm sie an. Sie war gespannt, wie er sich unter Frau Lazkas berüchtigt strenger Hand halten würde. 

Anna-Lena schloss die Augen, und versuchte, sich die Situation im Nachbarzimmer bildlich vorzustellen. Leise zählte sie mit, wie oft es klatschte. Bisher hatte Paul sich recht tapfer gehalten, aber nach dem fünften Hieb war sie sicher, dass sie ein leises Schluchzen hören konnte. 

„Paul, reißen Sie sich mal zusammen. Wir sind mit dem Riemen gerade mal halb durch. Und hinterher bekommen Sie noch den Rohrstock. Denken Sie daran, dass im Nachbarzimmer eine Mitschülerin sitzt, die alles mit hört. Machen Sie dem Mädchen keine unnötige Angst“, hörte sie die Stimme des Miststücks. 

Ein weiteres lautes Klatschen war zu hören, gefolgt von Pauls Aufheulen.

„Paul, ich hatte Sie gewarnt. Dieser Hieb zählt nicht und wird wiederholt. Nehmen Sie jetzt die Hand dort weg. Beim nächsten Mal setzt es Zusatzhiebe.“

Anna-Lena biss sich auf die Unterlippe. Das war so viel besser als erwartet.

„So, das reicht. Frau Haas, fixieren Sie die Hände des Schülers. Paul, Sie erhalten nun drei zusätzliche Hiebe. Die hätten Sie sich sparen können mit ein bisschen mehr Selbstbeherrschung. Aber das mit der Selbstbeherrschung scheint ja generell Ihr Problem zu sein.“

Ab dem nächsten Schlag konnte Sie dann hören, wie Paul seinen Tränen freien Lauf ließ. Ja, der Lederriemen konnte diese Wirkung haben, wie sie wusste. 

Wenigstens bettelte er nicht. Noch nicht.

„Nun gut, Paul. Den ersten Teil Ihrer Strafe haben Sie überstanden. Ich gebe Ihnen fünf Minuten, um sich etwas zu beruhigen, dann wenden wir uns dem Rohrstock zu. Frau Haas, dokumentieren sie den Zwischenstatus und binden Sie den Schüler dann los. Ach, und besorgen Sie ihm eine Packung Taschentücher, das ist ja nicht zum Aushalten.“



 Anna-Lena hörte die Absätze des Miststücks auf dem Linoleum-Boden klackend näher kommen.

„Nun zu Ihnen, Anna-Lena. Sie kennen das Prozedere ja inzwischen. In Ihrem Fall war das mal wieder eine Reihe für sich genommen kleinerer Verstöße, aber Ihr nachhaltig uneinsichtiges Verhalten verlangt eine deutliche Reaktion. Da Sie offenbar so ein hartnäckiger Fall sind, denke ich, wir werden uns dieses mal nicht mit Kleinigkeiten aufhalten. Sie bekommen heute von mir 25 mit dem mittleren Rohrstock, damit Sie es sich ein für Allemal merken. Und das direkt auf den nackten Hintern. Wollen doch mal sehen, ob ich Ihr Verhalten nicht etwas nachhaltiger bessern kann, als Herr Baumann.

Wie der Rohrstock wirkt, können Sie dann in wenigen Minuten mit anhören, wenn Paul den zweiten Teil seiner Strafe erhält.“ 

Anna-Lena hatte nichts anderes erwartet. Sie bemühte sich, angemessen geknickt zu wirken.

„Ja, Frau Lazka.“

Das Miststück sah sie scharf an, offenbar hatte sie auf eine andere Reaktion gehofft, eine Reaktion, die ihr die Möglichkeit bot, die Schülerin vor ihr weiter zu maßregeln. Aber Anna-Lena war intelligent genug, ihr keine Front zu bieten.

„Dann hören Sie jetzt gut zu, Anna-Lena. Denn das ist genau das, was Sie auch erwartet!“

Frau Lazka nachte auf den Absätzen kehrt, und verschwand wieder im Nebenraum.



 „Also gut Paul. Die Pause ist vorbei. Beugen Sie sich nun über den Tisch dort. Beine auseinander. Runter mit dem Oberkörper. So ist gut. Bleiben Sie in dieser Position, wenn Sie es nicht noch schlimmer für sich machen wollen! Bereit?

20 Schläge. Von denen Sie jeden einzelnen verdient haben. Denken Sie gründlich nach, über Ihren Mangel an Respekt gegenüber Ihren Lehrern und Lehrerinnen. Zumindest Respekt vor dem Rohrstock werde ich Ihnen jetzt beibringen, das verspreche ich.“

Anna-Lena hielt den Atem an. Es dauerte nur einen Moment, dann hörte sie das vertraute Fauchen, mit dem der Stock die Luft zerteilte, gefolgt vom bellenden Klatschen, als er auf Pauls Hintern traf.

Paul stöhnte gequält auf. Der Arme war eine solche Behandlung sicher nicht gewohnt. Es klatschte erneut. Offenbar hatte Frau Lazka nicht vor, die Sache unnötig in die Länge zu ziehen.

Nach dem vierten Hieb hatte Paul wieder angefangen zu schluchzen. Als Frau Lazka dann eine Pause machte, und sagte: „10. Das war erst die Hälfte, Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Paul!“, weinte dieser bereits hemmungslos.

Auch wenn der Zeitpunkt unerbittlich näher rückte, an dem sie selbst in den zweifelhaften Genuss der gleichen Erfahrung kommen würde, die Paul gerade erlebte, und das sicher kein erfreulicher Ausblick war, so hatte es sich doch jetzt schon gelohnt. 

Der stolze Paul, der unter dem Rohrstock des Miststücks seinen Tränen freien Lauf ließ, das weckte zweierlei Gefühle in ihr. Die offene Schadenfreude, dass es mal einen von denen traf, sowie die Rührung und das tiefe Mitgefühl, das sie jetzt für den hübschen Jungen empfand. 

Perfekt wurde es, als Paul sich bei Schlag Nummer Dreizehn noch zwei Zusatz-Hiebe einhandelte, weil er die Hand vor den Po gehalten hatte. Das musste man ihm lassen, er kostete das Programm wirklich voll aus.

Selbst das Miststück schien sich vollends in die Sache zu versenken. Sie sparte sich weitere Kommentare und Ermahnungen, und konzentrierte sich voll auf den körperlichen Aspekt der Strafe. Die restlichen Hiebe verabreichte sie schweigend. Das Fauchen des Rohrs, das Klatschen auf der Haut, Pauls Stöhnen und Schluchzen, waren die einzigen Geräusche, die zu hören waren.

Bis Frau Lazka verkündete: 

„20. Hätten Sie sich zusammen gerissen, hätten Sie es sich jetzt hinter sich. Aber so stehen noch die beiden Zusatzhiebe aus.“

„Bitte, Frau Lazka, bitte nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Ich habe genug, ich habe meine Lektion gelernt, bitte nicht weiter schlagen!“, bettelte Paul verzweifelt.

„Nehmen Sie Ihre Hände weg, und begeben Sie sich zurück in die Strafposition, sonst...“, erwiderte das Miststück schneidend.

Ach, Paul. Armer Paul. Auf diese Weise brachte er es fertig, das Maß doch noch auf die klassischen 25 zu heben.



 Nachdem sie mit ihm fertig war, gönnte Frau Lazka Paul noch ein paar Minuten, um seine Fassung wieder zu finden. Dann forderte sie ihn nicht unfreundlich auf, sich zu erheben und wieder anzuziehen. 

Frau Haas betrat das Vorzimmer und lächelte Anna-Lena an. „So, wir müssen noch kurz das Zimmer und die Instrumente her richten. Du bist dann in zehn Minuten dran. Du kennst das ja. Sei lieb zu Paul, wenn er gleich zu dir raus kommt.“

Paul trippelte in Minischritten herein. Er hielt sich mit beiden Händen seinen Hintern. Langsam schien er seine Umgebung wahr zu nehmen, als Frau Haas hinter ihm die Tür schloss.

Sein Blick fiel auf die wartende Anna-Lena. Er erstarrte. Sein Gesicht lief sofort knallrot an, als ihm bewusst wurde, dass Anna-Lena Ohrenzeugin seiner Bestrafung geworden war.

„Na, Paul? 25 mit dem Rohrstock? Davor den Lederriemen? Keine Sorge, das Schlimmste ist in ein paar Stunden vorbei, und die Spuren spätestens in drei oder vier Tagen verschwunden.“

Paul sah sie einen Augenblick erschrocken an, dann entspannte er sich allerdings etwas. Vermutlich, weil das Mädchen so natürlich mit der Sache umging. Er schaffte es sogar so etwas Ähnliches wie ein Lächeln zustande zu bringen.

„Du hast wohl Erfahrung damit?“

„Oh ja. Ich bin halt ein unartiges Mädchen. Und du? Sag ehrlich: Wette verloren oder Mutprobe?“

„Kein Kommentar.“

„Dachte ich mir. Ähm Paul. Ich bin jetzt dann gleich dran. Und wenn du jemanden zum Quatschen brauchst... Ich fände es schön, wenn du auf mich wartest. Ich bräuchte nämlich glaube ich jemanden, der mich hinterher in den Arm nimmt.“

„Klar. Ich warte unten auf dich.“

„Dann bis später. Oh.“



 „Anna-Lena, Sie sind dran. Kommen Sie bitte herein. Sie wissen ja, was Sie erwartet. Bitte machen Sie sich untenherum frei. Wie angekündigt erfolgt die Züchtigung heute auf den Nackten. Das haben Sie ihrer Uneinsichtigkeit zu verdanken, Anna-Lena.“

Als sie Hose und den Slip herunter zog, spürte sie die vertraute Nervosität in ihrem Bauch aufsteigen. Sie war sich nur nicht ganz sicher, ob diese allein der bevorstehenden Züchtigung geschuldet war, oder vielleicht auch der draußen wartende Paul und sein Versprechen, sie hinterher in den Arm zu nehmen und zu trösten seinen Anteil daran hatte. 

"Gut. Nun beugen Sie sich über den Tisch. Sie kennen das ja. Denken Sie, dass Sie etwas mehr Selbstbeherrschung aufbringen können als Ihr Mitschüler, oder soll ich Sie lieber direkt auf Bock schnallen lassen?“

„Das wird nicht nötig sein, Frau Lazka.“ 

Das fehlte gerade noch. Sie würde sich nicht anstellen. Sie würde nicht weinen. Diesen Triumph würde sie dem Miststück nicht gönnen.

Der mutige Vorsatz sollte immerhin bis zum 15. Hieb halten.




4.

Oliver Baumann starrte auf den Zettel in seiner Hand. Dann auf den Schüler, der ihm gegenüber saß. Paul rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Kein Wunder. Er hatte gestern erst seinen Termin bei Katharina gehabt. Beim Sitzen dürfte er wohl noch einige Tage daran erinnert werden. Und die harten ungepolsterten Stühle im Haus würden es ihm nicht einfacher machen.

Umso ärgerlicher, dass der Junge schon wieder hier saß. Wieder betrachtete Herr Baumann den Zettel. Er runzelte die Stirn. Natürlich hatte die Lehrerin, die Paul erwischt hatte, nicht wissen können, dass er wenige Minuten zuvor erst eine Begegnung mit Frau Lazka gehabt hatte. Und sie hätte so oder so ein Auge zudrücken können. Aber gut. Regeln waren Regeln. Allerdings gab es Regeln, und es gab Regeln. Wobei man auch sagen musste, in diesem Fall hatte die Regel einen guten Grund.

„O.k., Paul. Dann erzähle mal, was du um diese Zeit im Nordflügel zu suchen hattest. Du weißt, die Flure in den beiden oberen Stockwerken sind nachmittags für Schüler und Schülerinnen tabu. Und seit gestern müsstest du eigentlich auch wissen, warum. Also. Was wolltest du da? Warum bist du nach deiner Bestrafung nicht einfach nach Hause gegangen?“

„Ich habe auf jemanden gewartet.“

„Soso. Gewartet. Ich frage jetzt nicht auf wen, weil es mich nichts angeht, aber die Frage ist: Warum hast du nicht im Hof gewartet? Oder an einem anderen Ort? Warum im 2. Stock im Nordflügel?“

„Wissen Sie was, Herr Baumann? Sie sind korrekt. Das weiß jeder. Also sag ich es Ihnen einfach, o.k.? Ich habe auf Anna-Lena gewartet. Sie war nach mir dran. Bei Frau Lazka.“

Herr Baumann stutzte. Anna-Lena war bei Katharina gewesen? Das überraschte ihn etwas.

„Dann weißt du auch, was das Problem ist, oder? Du weißt, warum es verboten ist, sich dort nachmittags aufzuhalten.“

„Natürlich. Weil man da hören kann, was in Zimmer 211 passiert. Aber ich dachte mir halt, nachdem Anna-Lena mich gebeten hatte zu warten, und insbesondere nachdem sie meine Bestrafung mit angehört hatte, wäre es nur fair, wenn ich höre, wie sie sich anstellt.“

Nach einer kurzen Pause fügte er verlegen hinzu:

„Ich schätze, sie hat es viel besser weg gesteckt als ich.“

Herr Baumann musterte ihn scharf.

„Du meinst, Anna-Lena hat auch auf dem Gang gelauscht, während Du bestraft wurdest?“

„Nein, ich meine Anna-Lena saß im Zimmer vorne, während ich nebenan den Hintern voll bekommen habe. Sogar die Tür war offen. Sie hat alles mit angehört.“

Pauls Stimme klang ein wenig trotzig.

„Wie bitte? Anna-Lena war im Vorzimmer, während du bestraft wurdest?“

„Ja. Deswegen hab ich nicht weiter darüber nachgedacht. Und es hat sie nicht gestört. Wir haben uns hinterher... unterhalten darüber...“

„Aha. O.k. Na in dem Fall lasse ich dich jetzt mal mit einer Verwarnung davon kommen. Aber lass dich nicht noch einmal erwischen.“


 Nachdem Paul sichtlich erleichtert das Zimmer verlassen hatte, erhob sich Herr Baumann, um ins Vorzimmer zu gehen.

„Franziska, sag mal stimmt das? Ihr habt gestern eine Schülerin hier im Vorzimmer warten lassen, während drinnen ein Schüler bestraft wurde?“

„War nicht meine Idee, Herr Baumann. Frau Lazka hat das entschieden. Ich nehme an, sie hatte Gründe.

Oliver Baumann musterte seine jüngere, brünette Kollegin. 

„'Herr Baumann'? Wirklich? Seit wann siezen wir uns denn wieder, auch wenn keine Schüler dabei sind?“

„Ähm, ich weiß nicht. Sorry. Ich glaube, ich habe mich einfach so daran gewöhnt, euch nicht mit Katha und Oli anreden, weil doch immer Schüler in der Nähe sind. Und hier drin fühlt es sich auch irgendwie ... natürlicher an.“

Ihre Geste umfasste den Raum und seine Nebenzimmer.

„Wenn Sie meinen, Frau Haas...“

„Ähm, Franziska ist mir trotzdem lieber, also wenn wir unter uns sind, Herr Baumann. Wenn das für dich passt?“

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus der Unterhaltung. 

„Haben wir einen Termin, Franziska?“

„Nein, heute steht keine Maßnahme an, Herr Baumann.“

„Herein!“, riefen sie beide unisono. Er atmete innerlich erleichtert auf. Auch wenn ihm nicht so recht klar war, wovon er sich erleichtert fühlte.

Die Türe wurde sehr vorsichtig geöffnet und gab den Blick frei auf Leonie, die im Türrahmen stehen blieb.

„Leonie. Hast du dich im Tag geirrt? Dein Termin ist erst morgen“, sprach Franziska die Schülerin an.

„Ähm, Herr Baumann, hätten Sie ein paar Minuten für mich, bitte?“

Ihre Stimme klang leise und ungewohnt verschüchtert.

„Klar, Leonie. Komm rein, was kann ich für dich tun?“

Er wusste selbst, dass das angesichts der Umstände etwas hohl klang.

„Kann ich Sie mal unter vier Augen sprechen?“

„Nein, Leonie, das geht auf keinen Fall. Die Schulregeln besagen klar, dass sich ein männlicher Lehrer nicht alleine mit einer Schülerin in einem Raum aufhalten darf. Wir können in mein Zimmer gehen, aber Frau Haas bleibt hier und die Tür bleibt offen.“

Leonie ließ den Kopf hängen, aber dann nickte sie. 

„Also gut.“


 Er nahm hinter seinem Tisch Platz und bot Leonie den Stuhl gegenüber an. Sie setzte sich langsam und so vorsichtig, als ob sie ihre Bestrafung bereits bekommen hätte. Dann sah sie ihn aus ihren braunen Augen einen Moment lang eindringlich an, ohne etwas zu sagen. 

Das waren die Situationen, in denen er seine Funktionsstelle so richtig hasste. Er mochte die Schülerin, die da vor ihm saß. Er mochte sie wirklich gerne. Natürlich bemühte er sich, allen seinen Schülern und Schülerinnen gegenüber eine positive Grundhaltung zu bewahren, aber es gab immer mal wieder einzelne unter ihnen, zu denen einfach eine besonders positive Haltung bestand.

Und Leonie war eine davon. Sie war intelligent, hatte ein ungemein freundliches Wesen, war engagiert in der Klasse, sorgte sich um ihre Mitschüler, hielt sich aus den Zickereien in der Klasse größtenteils heraus, war wissbegierig und aufmerksam, ohne eine Streberin zu sein. Dazu war sie offen und authentisch und spielte keine Spielchen.

Und dann gab es noch zwei Punkte, die eigentlich keine Rolle spielen sollten, es aber dennoch taten. Der erste war, sie mochte ihn ebenfalls, da war er sich sicher. Denn sie zeigte das sehr deutlich. Wenn sie ihn auf dem Flur grüßte, oder wenn man sich sonst über den Weg lief, strahlte sie ihn immer an. Ihr fröhliches 'Hallo, Herr Baumann!' war immer aufrichtig. Und sie war mehr als einmal zu ihm gekommen, um sich Rat oder Hilfe zu holen, wenn sie Fragen oder Probleme hatte. Schulisch oder im Leben außerhalb.

Das andere war etwas, von dem sich nicht leugnen ließ, dass es einen Einfluss zeigte, auch wenn es nicht statthaft war. Weswegen er eigentlich versuchte, es zu ignorieren so gut er konnte: Sie war bildhübsch. Mit ihren dunkelbraunen Haaren und dieser subtil exotischen Nuance in der diese großen braunen Augen in ihrem Gesicht angeordnet waren.

Etwas, das wie gesagt keine Rolle spielen durfte. Etwas, was es aber halt dennoch tat, ohne dass er sich dem entziehen konnte. Und das ärgerte ihn. 

Sie wirkte so zart und weich und verletzlich. Er wollte sie nicht bestrafen. Aber musste es tun. es war sein Job. Und sie hatte es sich so ausgesucht.

Er wünschte sich allerdings wirklich, sie hätte sich für Frau Lazka als Disziplinatorin entschieden. 

„Herr Baumann, es tut mir leid, ich hoffe, ich halte Sie nicht von was Wichtigem ab. Aber ich grübel seit gestern herum. Ich bin mit total unsicher, ob es die richtige Entscheidung war, mich für das Programm einzuschreiben.“

„Na, du kannst immer noch jederzeit aussteigen. Die Teilnahme ist wie du weißt, völlig freiwillig.“

„Ich weiß. Aber dann setzt es eine mündliche Sechs. Ich bin total unentschlossen.“

„O.k., du bist nervös wegen morgen, das kann ich verstehen. Vielleicht gehen wir mal sachlich da heran? Warum hast du dich denn ursprünglich überhaupt für die Teilnahme entschieden?“

„Weil ich es eine gute Sache fand. Also ich finde, dass die Disziplin an der Schule schon echt low war. Und dass es gut war, da mal was zu tun. Und naja, ich fand's irgendwie gut, die Vorstellung, dass es halt mit so einer Strafe dann getan ist, und es einem nicht ewig nachhängt.“

„O.k. Beides ist völlig richtig. Die Strafe ist schnell vorbei, und dann ist die Sache erledigt. Was hat sich jetzt an der Situation geändert? Die Tatsache, dass es dich trifft und nicht 'die Bösen'?“

„Ich... ich will nicht... Ich will nicht bestraft werden!“

„Das will denke ich niemand, aber auf irgend eine Weise muss es auch Konsequenzen geben im Leben, oder?“

„Ja ja, schon, ich meine ja nur...“

Sie holte tief Luft.

„Ich möchte nicht ausgerechnet von Ihnen bestraft werden!“

„Was soll ich dazu sagen? Ich hätte ganz ehrlich nie erwartet, ausgerechnet dich hier vor mir sitzen zu sehen. Aber zum Glück gibt es auch dafür eine ganz einfache Lösung. Du kannst dich stattdessen immer noch für Frau Lazka entscheiden.“

Leonie zuckte sichtbar zusammen. 

„Auf keinen Fall! Sie ist so ein Mistst... ähm...“

Herr Baumanns Blick verfinsterte sich. 

„Leonie, ich weiß, welchen Ruf sie hat, aber glaube mir, sie ist gar nicht so viel strenger als ich. Und ich möchte nicht, dass so über eine Kollegin gesprochen wird.“

„Das mag sein, aber ich hasse die. Ich kann mich keinesfalls von jemandem bestrafen lassen, den ich hasse.“

„Aber von jemandem, den du magst, ist auch blöd, hab ich Recht?“

„Ja.“

„O.k., Leonie, ich glaube ich verstehe das Problem. Du hast Angst, du hasst mich dann hinterher, wenn ich dir weh getan habe, ist es das?“

„Nein. Jein. Ein bisschen schon. Also ja, ich hab Angst, dass hinterher alles anders ist. Aber weniger wegen dem weh tun. Das auch. Aber... aber... wie kann ich Sie denn jemals wieder anschauen? Wie können Sie mich jemals wieder ernst nehmen... Wenn ich... Wenn Sie... Also, nachdem Sie meinen nackerten Arsch gesehen haben?“

„Ach, das ist es.“

„Ja! Ist es wirklich nötig, dass ich vor Ihnen meine Hose runterlassen muss? Ausgerechnet vor Ihnen?“

„Ja, ich fürchte, das ist nötig.“

„Aber warum? Geht es darum, dass wir uns in Grund und Boden schämen? Ist das so ein Scheiß Macht-Dings? Reicht es nicht, den Hintern versohlt zu bekommen, muss ich mich auch noch bis auf die Haut blamieren dabei?“

Herr Baumann zögerte einen Moment. Dann rief er laut:

„Frau Haas, kommen Sie bitte einmal?“

Franziska streckte den Kopf zur Tür herein.

„Könnten Sie der Schülerin kurz erklären, warum wir immer auf das entblößte oder zumindest teil-entblößte Gesäß bestrafen?“

„Also, Leonie. Ich hab ja zuerst gedacht, es geht dabei darum, eine möglichst eindringliche Lektion zu erteilen. Aber inzwischen weiß ich, dass es einen ganz pragmatischen Grund hat. Weißt du, wir müssen sehen, was wir tun. Es ist nämlich so, dass die Wirkung der Instrumente je nach Person ganz unterschiedlich ausfallen kann. Und nur wenn wir die Wirkung sehen, können wir garantieren, dass es einigermaßen gerecht zugeht, und auch dass es nicht zu Verletzungen oder so kommt. Und ich muss die Spuren ja auch dokumentieren.

Aber keine Sorge, deine Unterhose darfst du vermutlich anbehalten.“

Sie blickte zu Herr Baumann, der nickte.

„Es ist mega peinlich. Auch mit Unterhose! Unterwäsche trägt man drunter, die soll niemand sehen. Schon gar nicht meine Lehrer!“

Herr Baumann räusperte sich. „O.k., Leonie, ich mache dir einen Vorschlag. Du kennst doch die beinlosen Gymnastikanzüge aus dem Sportunterricht? Wenn du möchtest, kannst du so etwas anziehen. Der Stoff ist dünn genug, und lässt am Po genug Haut frei, um die Kriterien zu erfüllen. Kannst du es dir vorstellen, dass wir es auf diese Weise hinter uns bringen?“

Leonie sah erst zu Herr Baumann, dann zu Frau Haas und zuletzt wieder zu Herr Baumann. 

„O.k.“, sagte sie leise.

„Gut, dann wäre das jetzt geklärt.“

Leonie erhob sich. Dann zögerte sie einen Moment.

„Ja, gibt es noch etwas, Leonie?“

„Können... können Sie mir sagen, was, also was genau mich morgen erwartet? Was Sie mit mir machen werden?“

„Tut mir leid, ich hab mir deinen Fall tatsächlich noch gar nicht richtig angesehen. Bin noch nicht dazu gekommen. Was hast du denn überhaupt angestellt?“

„Was? Ich hab dreimal meine Scheiß Hausaufgaben vergessen! Das habe ich angestellt! Ich bin offenbar eine Schwerverbrecherin! Ich hasse mein Leben!“

Damit verließ sie den Raum, deutlich schwungvoller als sie ihn betreten hatte. Wow. Hausaufgaben vergessen. Das war es? Deswegen waren sie beide jetzt in einer derart peinlichen Situation? Welcher Lehrer kontrollierte denn bitte in der Oberstufe noch die Hausaufgaben? Verrückt. Heute war offenbar Tag Des Kleinlichen Kollegiums. Der eine hielt sich zur falschen Zeit am falschen Ort auf, um auf ein Mädchen zu warten, die andere hatte ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Und den Kolleginnen, er war sich sicher, dass es Kolleginnen gewesen waren, fiel nichts besseres ein, als sie dafür zu ihm zu schicken. Toll. Er teilte Leonies Befürchtungen, dass danach zwischen ihnen nichts mehr so war wie bisher, durchaus. Das Gesicht von Anna-Lena flackerte kurz vor seinem inneren Auge auf. Er verbannte es schnell zurück in den Panzerschrank mit den verdrängten Zweifeln und schob alle Riegel vor.

Er studierte Leonies Laufzettel. Kollegin Lenner natürlich. Sie war eine von denen gewesen, die damals sehr ausdrücklich dafür gestimmt hatten, dass er diesen Posten bekam. 

„Ist noch was, Franziska?“

Sie stand immer noch im Raum, und schien ihn mit nachdenklicher Miene zu mustern.

„Hmmm. Ich muss sagen, das war... elegant. Sehr einfühlsam. Trotzdem konsequent. Kein Wunder, dass Sie bei den Schülerinnen so beliebt sind.“

„Was möchtest du damit sagen?“

„Ich? Gar nichts.“

„Sicher?“

„Ja. Zumindest nicht jetzt und nicht hier.“

„Franziska! Wenn du etwas sagen möchtest, höre ich es mir gerne an. Du weißt, ich schätze dich und deine Meinung sehr.“

„Herr Baumann. Sie sind der Chef hier. Sie haben die Fortbildung bereits abgeschlossen, Sie sind der Leiter der Disziplinarabteilung. Sie kennen sich besser mit all dem aus. Ich werde mich hüten, irgendwelche Kritik zu äußern.“

„O.k. Mich würde aber trotzdem interessieren, was du zu sagen hast. Wie wäre es, wenn ich dich nach Feierabend auf ein Bier oder so einlade? Dann kannst du es dem Oli erzählen, wenn du es Herrn Baumann nicht sagen kannst.“

„Das ist ein nettes Angebot, auf das ich sehr gerne zurück komme, aber nicht heute. Heute Abend ist Fortbildung.“


5.

Franziska Haas ging wie jeden Nachmittag zunächst ihre E-Mails durch, sobald sie an ihrem Schreibtisch in Zimmer 211 platz genommen hatte. Na sowas. Frau Lazka hatte sich krank gemeldet. Schon wieder. Und das noch die ganze Woche. Wie ärgerlich. Sie hätte sie gerne vorgewarnt, dass Herr Baumann herausgefunden hatte, dass sie Anna-Lena bei Pauls Bestrafung hatten zuhören lassen. Auf der anderen Seite hieß das, sie würde bei beiden Terminen heute assistieren dürfen.


Schon lustig das mit Paul und Anna-Lena. Sie hatte die beiden heute auf dem Schulhof Händchen halten gesehen. So ein ordentlich verstriemter Hintern schien wohl zu verbinden. Und sie war sich inzwischen fast sicher, dass Anna-Lena das arrangiert hatte. Es schien ihr kein Zufall gewesen zu sein, dass die Schülerin gestern Nachmittag so viel zu früh erschienen war. Und es war vermutlich auch der Grund, warum sie einen Termin bei Frau Lazka ausgemacht hatte. Das war sehr ungewöhnlich. Anna-Lena war schließlich eines von den Haumann-Girls, wie sie im Kollegium und auch auf dem Schulhof heimlich genannt wurden.

Was stand denn heute auf dem Programm? Emily. Auch mal wieder. Na so etwas. Und davor natürlich Leonies Premiere. Sie hatte ihren Chef gestern beobachtet. Es war klar, dass er dieser speziellen Bestrafung keinen großen Enthusiasmus entgegen brachte. Sie kannte seine Haltung zu Hausaufgaben-Kontrollen. Und es war nicht zu übersehen oder zu überhören, dass Leonie und Herr Baumann ein sehr gutes, vielleicht sogar fast schon zu vertrautes Verhältnis zueinander hatten. Was sie nicht verwunderte. Leonie war eine gute Schülerin, die kaum Probleme machte. Aber das war nicht der entscheidende Punkt. Baumann war zwei Jahre ihr Klassenlehrer gewesen. Und er hatte sie speziell gefördert. Er hatte erfahren, dass sie aus vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen kam. Die erste in ihrer Familie, die das Gymnasium besuchte. Sich tapfer allein da durch kämpfte, fast ohne Unterstützung. Das war genau Baumanns Ding. Da ging er richtig drin auf, der alte Idealist. Sie musste schmunzeln. 

Das musste ihm so richtig gegen den Strich gehen, dass er ausgerechnet ein Mädchen wie Leonie und dann auch noch ausgerechnet wegen so einer Lappalie bestrafen musste.

Vermutlich würden einige Kolleginnen bei dem Gedanken daran zufrieden grinsen. Sie war sich sicher, dass Baumann bei der großen Konferenz nur deshalb so viele Stimmen bekommen hatte, und das obwohl er sich immer gegen das Programm ausgesprochen hatte, weil viele Kolleginnen ihm genau solche Situationen von Herzen gönnten. Er war zwar durchaus beliebt, auch im Kollegium. Was sicher auch daran lag, dass der Mann mit seinen knapp über 40 Jahren verdammt gut aussah. Aber seine Einstellung zur Schule und seine Methoden kamen nicht bei allen gut an. Er galt als zu verständnisvoll. Und trat viel zu oft als Anwalt der Schülerschaft auf. 'Aber bei Herr Baumann dürfen wir das auch!' war vermutlich einer der meist gehassten Sätze an der Schule. Sie selbst hatte das auch schon erlebt, und ihn spontan dafür gehasst. Er ließ den Schülern sehr viele Freiheiten. Bei ihm funktionierte das komischerweise. Bei ihm gingen sie mit den Freiheiten in der Regel verantwortungsvoll um. Ihm gegenüber hatten sie trotzdem Respekt. Nur bei uns anderen machen sie dann Schwierigkeiten hinterher.

Vermutlich hatten einige Kollegen und Kolleginnen gehofft, seine neue Stellung würde für klare Fronten sorgen. Komischerweise schien er es trotzdem fertig zu bringen, weiterhin beliebt zu sein. Selbst bei Schülern, und insbesondere bei Schülerinnen, die ihm in seiner neuen Stellung begegneten. Auch bei Leonie hatte er bisher alles getan, um ihr soweit er konnte entgegen zu kommen. Und sie würde es ihm danken, da war Franziska sich sicher. 

Und im Anschluss war dann Emily dran. Als ob das Universum hier einen mahnenden Zeigefinger erhob. Das Mädchen war mittlerweile Stammgast. Nicht so häufig wie Anna-Lena. Aber doch regelmäßig genug. 

Das war auch so ein Mysterium. Emily kam im Gegensatz zu Leonie oder Anna-Lena aus einem sehr guten Elternhaus. Typisches Bildungsbürgertum. Behütet, gefördert. 

Auch sie war an sich eine recht gute Schülerin, auch sie gehörte eher zu den Braven. War kein Trouble-Maker, anders als Anna-Lena. Eher ein bisschen introvertiert. Und künstlerisch sehr begabt. Was wiederum der Anknüpfungspunkt war, an dem sie sich mit Herr Baumann gefunden hatte, der Kreativität sehr schätzte, und förderte, wo er nur konnte. Im Schulhaus verteilt hingen locker zehn bis 15 Werke von Emily gerahmt an den Wänden. Dafür hatte er gesorgt.

Und trotzdem wurde Emily regelmäßig zu Herr Baumann geschickt, der ihr regelmäßig mit Nachdruck den Hintern versohlte. Immer aufgrund des gleichen Vergehens: Unpünktlichkeit. Alle paar Wochen verpasste sie ihren Bus, und kam eine gute Stunde zu spät. Es war fast unheimlich.

Beim ersten Mal hatte Herr Baumann sie recht milde davon kommen lassen. Die Milde hatte sich spätestens beim dritten Besuch erledigt gehabt. Trotzdem schien sie ähnlich wie Anna-Lena auf Dauer völlig lernresistent zu sein.

Verdammt. Hoffentlich hatte er seine Lektion langsam mal gelernt und würde es bei Leonie gleich richtig machen. 

Das Problem war, Franziska mochte Herr Baumann sehr. Aber sie brachte dem genervten Augenrollen von Katharina zunehmend mehr Verständnis entgegen. Wobei man fairerweise auch anmerken musste, dass Frau Lazka durchaus auch ein paar Stammgäste hatte.

Sie fand einfach auf professioneller Ebene, dass Oliver manchmal nicht genug Distanz wahrte. Dass er Schüler zu nah an sich heran ließ. Emotional, nicht körperlich natürlich, da war er völlig korrekt. Für ihn waren Schüler eben auch Menschen, wie er immer sagte. Natürlich waren sie Menschen. Es half aber, wenn man sich abgewöhnte, sie zu sehr als Individuen wahr zu nehmen.

Auf der persönlichen Ebene... Nein, dieses Fass würde sie jetzt nicht öffnen. 

Sie trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. Akten sortieren, die Dokumentation auf den aktuellen Stand bringen. Das würde sie beschäftigen, bis der erste Termin anstand.


 Franziska zuckte zusammen, als sie sein Klopfen an der Tür hörte. Das war Herr Baumann, keine Frage. Nur er klopfte auf diese Weise. Natürlich hätte er auch einfach herein kommen können. Aber er fand es eben höflich, sich bemerkbar zu machen, bevor er eintrat. Man wusste ja nie sicher, was einen gerade in Zimmer 211 erwartete.

Schuldbewusst klappte sie schnell den Dienst-Laptop zu. Es war schon ein merkwürdiger Job, den sie hier hatten.

„Komm rein!“

Sein Blick fiel auf den zugeklappten Laptop, dann lächelte er sie an. 

„Na, was machst du gerade?“

„Arbeiten. Ich kümmere mich um die Akten und die Dokumentation. Macht ja hier keiner außer mir.“

Konnte er sehen, dass sie ein bisschen rot wurde? Als ob er sie ertappt hätte bei etwas? 

„Frau Lazka ist übrigens den Rest der Woche krank geschrieben. Vielleicht müssen Sie den ein oder anderen ihrer Termine übernehmen. Außerdem assistiere ich Ihnen dann heute.“

„Schön. Was liegt an?“

Als ob er das nicht wusste. Sie sah ihn an und legte bewusst eine kurze Pause ein, bevor sie ihm antwortete:

„Leonie kommt in 20 Minuten. Sie hat drei mal ihre Hausaufgaben nicht vorlegen können. Freuen Sie sich schon darauf, sie dafür zu bestrafen?“

„Nicht wirklich.“

„Kann ich mir denken. Aber haben Sie schon entschieden, wie Sie sie bestrafen werden?“

„Ja. Ganz ehrlich, es war doch eine blöde Lappalie. Sie bekommt sechs Hiebe mit dem leichten Lederriemen, und gut ist. Kein Grund, da ein Brimborium herum zu machen.“

„Ihre Entscheidung.“

„Du bist nicht einverstanden?“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Franziska, ich sehe doch, dass du etwas dazu zu sagen hast, dann sag es doch einfach.“

„Ich würde sagen, ich nehme später gerne dein Angebot von gestern an, mich auf ein Bier einzuladen, lieber Oli. Wenn du heute Zeit hast, natürlich. Bis dahin, Herr Baumann, werde ich meine Meinung für mich behalten und eine gute, brave Assistentin sein.“

„O.k. Ich muss aber vorher kurz heim. Ich würde dich dann so gegen 19:00 Uhr abholen, wenn das für dich passt? Wir können auch was zusammen essen gehen?“

„Gern. Aber dann treffen wir uns besser schon um Sechs. Ich esse zur Zeit nach Sieben nichts mehr.“

„Abgemacht.“

„Cool.“

„Cool.“

„O.k., ich bin mal hinten und bereite vor. Bring Leonie dann direkt rein, sobald sie da ist. Zettel ausgefüllt hat sie ja schon.“

„Denkst du, sie wird auftauchen? Sie schien recht unentschlossen. Vielleicht überlegt sie es sich noch einmal?“

„Natürlich wird sie auftauchen.“


 Franziska nahm wieder hinter ihrem Schreibtisch platz. Sie sah zur Uhr. 14:40. Lohnte es sich, den Computer aufzuklappen? Die alten Laptops, die die Schule besaß, brauchten immer mehrere Minuten, um aus dem Stand-By wieder hoch zu fahren. Sie ging zur Kaffeemaschine, um einen neue Kanne aufzusetzen. 

15:45 Uhr. Noch keine Leonie war erschienen. Hatte sich der gute Baumann doch geirrt. Es war nicht das erste Mal, dass ein Delinquent nicht zum Termin erschien. In der Regel bedeutete das, dass sie aus dem Programm ausgetreten waren, aber die Schulleitung es irgendwie versäumt hatte, es dem Disziplinarteam mitzuteilen. Manchmal versuchten sich Schüler auch durch Schwänzen vor dem Termin zu drücken. Das half allerdings nichts. Termine wurden dann nachgeholt, sobald der Schüler oder die Schülerin wieder in die Schule kam.

Eine Minute später stand sie in der Tür zu Herr Baumanns Zimmer.

„Leonie ist nicht aufgetaucht!“

„Wir warten noch. Sie kommt schon.“

Franziska atmete hörbar aus. Also gut. Sie warteten noch. Aber in fünf Minuten würde sie zum Telefon greifen und im Sekretariat anrufen. Fragen, ob Leonie heute entschuldigt oder aus dem Programm ausgetreten war. Und sie falls nicht, über die Sprechanlage ausrufen lassen. 

Sie hatte gerade den Hörer in die Hand genommen, als es an der Tür klopfte. 

„Herein!“

Leonie stürmte ins Zimmer, begleitet von einer regelrechten Duftwolke.

„Du bist zu spät!“

„Sorry, sorry, sorry. Wir hatten grad Sport draußen, und Frau Bender hat überzogen. Und ich musste noch duschen. Und mich umziehen. Ich hab mich echt beeilt. Sorry.“

Frau Haas bedachte die Schülerin mit einem kritischen Blick. Ihr Gesicht war rot angelaufen, ihre dunklen Haare glänzten noch nass. 'Umziehen' hatte sie gesagt? Das konnte nicht lange gedauert haben. Sie trug eine Jogginghose und ein T-Shirt. Den Pulli hatte sie oben in die Büchertasche gestopft.

„Na gut, mal sehen, was Herr Baumann dazu zu sagen hat. Bist du bereit?“

„Bereit genug. Lassen Sie es uns einfach hinter uns bringen, ja?“

„Na dann los, ich bin sicher, Herr Baumann erwartet dich schon sehnsüchtig.“

Auweia, sie musste das mit dem Sarkasmus bald mal in den Griff bekommen. Sie bedeutete Leonie ihr zu folgen, als sie auf die Durchgangstür zu Baumanns Zimmer zuging.

„Leonie B., Jahrgangsstufe 13. Vergehen: Dreimaliges Versäumnis eine Übungsaufgabe vorzulegen. Es ist das erste Vergehen in diesem Schuljahr. Sie hat ihre Einverständniserklärung Anfang der Woche unterschrieben.“

Sie räusperte sich. 

„Außerdem ist sie sieben Minuten verspätet zum Termin erschienen.“

„Oha. Leonie? Warum bist zu spät gekommen?“

„Wir hatten Sport. Wir waren auf dem Hartplatz. Frau Bender hat etwas überzogen.“

„Und wird Frau Bender das bestätigen, wenn ich sie frage?“

„Ich musste mich noch umziehen!“

'Und schön duschen, damit du für Herr Baumann gut riechst', dachte sich Franziska.

„Herr Baumann, bitte, ich hab kurz gewartet, bis die anderen Mädchen aus der Dusche waren. Ich wollte nicht, dass sie sehen... was ich drunter trage... Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte!“

Der Angesprochene runzelte die Stirn. „O.k. Ich verstehe. In dem Fall lassen wir es gut sein. Ich würde ja sagen, sei beim nächsten Mal auf keinen Fall wieder unpünktlich. Aber das muss ich nicht. Weil es nämlich das erste und letzte mal sein wird, dass wir uns hier sehen. Habe ich Recht?“

„Ja, Herr Baumann, danke Herr Baumann.“

„Gut, dann haben wir uns verstanden. Also, du bist hier, weil du Aufgaben, die dir aufgetragen wurden, nicht erledigt hast. Dafür werde ich dich bestrafen. Frau Haas hat dich aufgeklärt, auf welche Art diese Strafe erfolgen wird. Also nimmst du die Strafe an? Bist du damit einverstanden, dass die Strafe in Form einer körperlichen Züchtigung auf das zum Teil entblößte Gesäß erfolgen wird?“

„Ja.“ Sie ließ den Kopf hängen. Offenbar hatte sie sich in ihr Schicksal gefügt. Sie hatte nicht einmal nachgefragt, welches Strafmaß ihr genau bevorstand. 

„O.k. Da es dein erstes Vergehen war, und da es lediglich deine Arbeitshaltung und keine weiteren Schüler betrifft, werde ich vergleichsweise milde sein. Du bekommst sechs Hiebe mit dem Lederriemen Kategorie I. Beim nächsten mal kommst du mir nicht so leicht davon! Aber das brauche ich dir auch nicht zu sagen, denn wir sind uns ja einig, dass es kein nächstes Mal geben wird.

Stell dich dort vor den Tisch. Dann zieh deine Jogginghose herunter und beuge dich nach vorn. Stütze dich mit deinen Unterarmen auf die Tischplatte.“

Das Mädchen gehorchte ohne zu zögern. Sie trat an den Tisch, schob die Hose bis zu den Knien hinunter und nahm dann die gewünschte Position ein. Franziska musste zugeben, dass die Idee mit der Gymnastikhose tatsächlich funktionierte. Der dünne, elastische Stoff spannte sich über die Rundungen der Schülerin. Und die Beinausschnitte ließen genug nackte Haut an den Pobacken frei, um später die Spuren des Lederriemens beurteilen zu können.

Sie griff zur Kamera. Frau Lazka hätte das natürlich ganz anders gehandhabt. Vermutlich hätte sie großen Spass dabei verspürt, gerade eine so verschämte Schülerin dazu zu zwingen, den Hintern ganz zu entblößen. Und sie hätte keinesfalls eine Verspätung einfach so durchgehen lassen. Das hätte Leonie ein paar saftige Extra-Hiebe gekostet. Sie schätzte, die Kleine hätte bei ihr mindestens doppelt so viele Schläge bekommen, und das auf den Nackten. Das System war schon ganz schön willkürlich. 

„O.k., wir können mit der Bestrafung beginnen.“

„Na, dann bringen wir diese leidige Angelegenheit mal hinter uns.“

Herr Baumann hatte den Lederriemen aufgenommen, der vor Leonie auf dem Tisch gelegen hatte. Dann stellte er sich neben sie, hob den Arm und ließ den Riemen mit Schwung das erste mal auf den Po der Schülerin klatschen. Das elastische Leder schmiegte sich an die Rundung an. Franziska schluckte. Das war ein ganz schön scharfer Hieb gewesen. Überraschend, sie hatte irgendwie erwartet, dass er sich mehr zurück halten würde.

Auch Leonies Reaktion ließ auf eine Überraschung schließen, auf eine deutlich unangenehmere. Sie hatte scharf nach Luft geschnappt, als der erste Hieb sie getroffen hatte. Und ihr „Uhhh, Fuck! Aua?!“ hatte definitiv einen Haufen Fragezeichen enthalten. Als ob sie gar nicht so richtig glauben konnte, was sie da spürte. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass der vergleichsweise harmlos wirkende Lederriemen so einen Biss hatte.

Bevor sich der rote Streifen auf dem sichtbaren Teil von Leonies Pobacke voll entwickelt hatte, ließ Herr Baumann schon den zweiten Schlag folgen.

„Ahhhh! Das tut weh!“, protestierte sie empört.

„Ja, das ist nunmal der Sinn der Sache, Leonie. Noch einen, dann ist die Hälfte schon geschafft.“

Der dritte Schlag kam tief. Direkt oberhalb der Stelle, an der Leonies Po in den Schenkel überging. Sie jaulte regelrecht. 

„Halte still, Leonie“, ermahnte Herr Baumann die Schülerin, als diese begann, von einem Bein aufs andere zu tänzeln. Er verschränkte die Arme und klemmte sich den Riemen unter den Ellenbogen.

„Frau Haas, bitte überprüfen Sie, ob ich mit der zweiten Hälfte der Strafe fortfahren kann.“

Franziska trat an das Mädchen heran. Oha, das sah wirklich ordentlich aus. Drei breite rote Streifen zierten die Flanken der rechten Pobacke. Sie fuhr vorsichtig mit der Hand darüber. Tatsächlich fühlte sich die Haut dort rau und ein wenig erhaben an. Leonie stand regungslos da, über den Tisch gebeugt. Lediglich ihr schwerer Atem verriet, was in ihr vorging.

„Alles klar. Sie können fortfahren.“

Herr Bauman stellte sich nun auf die andere Seite der Schülerin. Die anderen drei Hiebe würde er aus der Rückhand verabreichen. Das war seine Technik. Vermutlich konnte man anhand der Gleichmäßigkeit der Spuren die Bilder auf dem Computer später Herr Baumann zuordnen. Beziehungsweise anhand der Ungleichmäßigkeit Frau Lazka, die darauf offenbar herzlich wenig Wert legte.

Drei weitere male klatschte es. Drei weitere Male schlang sich das Leder beim Aufprall um den Po der Schülerin. Dann hatte sie es hinter sich. Drei neue breite rote Streifen hatten sich bald gebildet. Aber es hatte keine Tränen gegeben, worüber Franziska sogar irgendwie froh war. Sie griff zur Kamera, um das Ergebnis zu dokumentieren.

„Also gut, du hast es überstanden. Zieh deine Hose wieder hoch, Leonie. Ich habe dir noch etwas zu sagen, bevor du gehst.“ 

Die Schülerin erhob sich wie in Zeitlupe aus ihrer Position. Sie bückte sich und zog vorsichtig den Bund der Jogginghose nach oben. Als der raue Stoff über ihre Pobacken glitt, verzog sie sichtbar das Gesicht. Dann presste sie ihre Hände gegen ihren Hintern, und begann ihn zu reiben.

„Du weißt, warum du diese Strafe bekommen hast?“

Leonie nickte.

„Wirst du in Zukunft deine blöden Hausaufgaben vielleicht einfach machen, anstatt dich davor zu drücken?“

Sie nickte erneut. Dieses mal mit Nachdruck. Dann seufzte sie.

„Puh, Herr Baumann, das hat aber echt weh getan.“

Franziska meinte fast so etwas wie Anerkennung aus dem Tonfall der Schülerin heraus zu hören.

„Ich weiß. Das war der Sinn der Sache. Ich hoffe, dass du kein Bedürfnis hast, das hier zu wiederholen. Und daran denkst, wenn der Schlendrian wieder anklopft. Wenn du wieder abwägst, ob es sich lohnt, deine Aufgaben zu machen oder nicht.“

„Ach was, ich hab ja jetzt erst mal wieder zwei Freischüsse, bevor es das nächste mal ernst wird, oder?“ 

Kaum zu glauben, dieses dunkelhaarige Mädchen, das sich immer noch die Hände fest auf den eben versohlten Po presste, grinste schon wieder schelmisch.

„Leonie! Soll ich Frau Lenner etwa sagen, dass sie sich die Striche bei dir hinkünftig sparen kann, und dich lieber jedes mal direkt herschicken soll, wenn du etwas 'vergessen' hast?!“

Das Mädchen hob den Blick, und sah Herr Baumann das erste mal direkt an, seit sie heute das Zimmer betreten hatte. Da lag etwas Unergründliches in ihren braunen Augen.

„Das wäre aber ganz schön gemein, Herr Baumann. Und ich denke nicht, dass Sie gemein sind.“

„Ha! Wenigstens kannst du mir auch nach deinem Hinternvoll immer noch in die Augen schauen, Leonie. Deine Sorge war also unbegründet.“

„Das stimmt. Sind wir dann fertig? Kann ich jetzt nach Hause gehen?“

„Ja, du kannst gehen.“

Leonie ging zur Tür. Im Rahmen blieb sie noch einmal kurz stehen und drehte sich um. 

„Herr Baumann?“

„Ja?“

„Danke.“

Und dann war sie verschwunden.






6.

Franziska Haas hatte wieder an ihrem Tisch Platz genommen. Vor ihr stand der aufgeklappte Laptop. Ihre Gedanken jedoch waren nicht bei den Datenblättern auf dem Monitor.

Würde das heute Abend so etwas wie ein Date werden? Sie fand es zunehmend schwerer, aus Oli schlau zu werden. Ganz am Anfang, vor zwei Jahren, als sie neu an diese Schule gewechselt war, hatte es so ausgesehen, als ob er Interesse an ihr gehabt hatte. Und das hatte sich durchaus schmeichelhaft angefühlt. Er war ein attraktiver und sehr sympathischer Mann. Allerdings hatte sie damals überhaupt keinen Nerv für so etwas gehabt. Sie war frisch getrennt und musste sich erst einmal in einer fremden Stadt in einem neuen Kollegium zurecht finden. Was sie gesucht hatte, waren Freunde, keine neuen Liebeleien. Oli hatte das schnell begriffen und sich bereitwillig ihrem Bedürfnis angepasst. Anfangs hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Dann hatte sie zunehmend besser Anschluss gefunden. Neue Bekannte, sogar neue Freunde. Das Verhältnis zu Oli hatte sich zwar nicht direkt abgekühlt, aber die Zeit, die sie miteinander verbrachten, hatte immer mehr abgenommen. 

Insofern freute sie sich auf den Abend. Mit Oli auszugehen und einfach zu quatschen, das hatten sie lange nicht mehr getan. Und es fehlte ihr. Auf der anderen Seite konnte sie nicht abstreiten, dass sich ihr Verhältnis zumindest verändert hatte, seit er diesen Posten hatte. Und insbesondere seit sie seine Assistentin war. Es war nicht nur die Tatsache, dass er jetzt ihr Vorgesetzter war. Da war noch etwas, das sie nicht so recht fassen konnte. Es war der Grund, warum sie ihn hier lieber mit Herr Baumann ansprach, als mit Oli, wie sie es die letzten Jahre getan hatte. Irgendwie war er hier jemand anderer. War es die souveräne Autorität, die er ausstrahlte in dieser Rolle? Irgendetwas jedenfalls war da an ihm, das sie ganz tief drinnen den Gedanken genießen ließ, dass sein Interesse an ihr vielleicht doch nicht nur ein rein freundschaftliches war, dass es da noch einen Rest von dem gab, was er ganz am Anfang ihr gegenüber ausgestrahlt hatte.

Was sie dann zu der Frage brachte, was sie heute Abend anziehen sollte. Es musste date-tauglich aussehen, ohne dabei eindeutig zu sagen 'ich habe mich für ein Date angezogen!' Es musste etwas sein, das ihn subtil darauf hinwies, dass er mit einer attraktiven Frau ausging, was aber auch nicht peinlich im 'wir sind nur Freunde'-Kontext wirkte. In Gedanken ging sie ihren Kleiderschrank durch, und probierte verschiedene Kombinationen an.

Bis es erneut an der Tür klopfte. Natürlich. Emily. Der 15:30-Uhr-Termin. Emily wählte immer den letzten möglichen Timeslot. Wenn möglichst keiner mehr in der Schule war, der sie auf ihrem Weg zu Zimmer 211 sehen konnte. 

Franziska betrachtete die Schülerin mit einem kühlen Blick. Sie schien sehr nervös zu sein. Kein Wunder. Sie hatte es geschafft, gleich zwei mal in einer Woche ihren Bus und somit die erste Stunde zu verpassen. Mal wieder. Franziska war es völlig unverständlich, wie diese ansonsten immer so vorbildliche Schülerin ausgerechnet in dieser Sache so nachlässig sein konnte. Und das mit einer derart hartnäckigen Regelmäßigkeit.

Ihre Finger ballten sich unwillkürlich zu einer Faust, als sie einen kurzen aber heftigen Schub von Zorn in sich aufsteigen spürte. Da stand dieses Mädchen vor ihr. Mit ihrer Unschuldsmiene. Alles an ihr, ihre rotblonden Haare, die sie immer als praktischen ordentlichen Pferdeschwanz trug. Das hübsche, sehr dezent geschminkte Gesicht mit den langen Wimpern und blauen Augen, der Stupsnase und den ach so niedlichen Sommersprossen. Ihre Kleidung, von den weißen Segeltuch-Sneakers über die schlichte, erstaunlich lochfreie Bluejeans bis zur petrol auf grau geringelten Kapuzenjacke mit den weißen Bändeln. Alles schrie regelrecht nach Musterschülerin. Natürlich war sie beliebt bei den Lehrern. Sie war nie laut, nie frech, wirkte in den Pausen eher in sich gekehrt, aber nie unaufmerksam im Unterricht. Auch ihre Noten bewegten sich entsprechend solide im Bereich zwischen 1 und 2.

Sie hatte alles. Sie war ein hübsches, begabtes, intelligentes, ehrgeiziges, behütetes Kind aus einem intakten, wohlhabenden und wohlmeinenden Elternhaus. Und trotzdem stand sie jetzt wieder hier und schaute Franziska aus großen ängstlichen Augen an wie ein Reh das Scheinwerferlicht eines nahenden Lasters. 

Wenigstens würde Herr Baumann in diesem Fall nicht wieder mit unverhältnismäßiger Milde reagieren. Sie hatte oft genug erlebt, wie er mit seinen unbelehrbaren „Stammkundinnen“ verfuhr. Emily blühte eine Abreibung, an die sie noch ein paar Tage intensiv denken würde. Vor Allem beim Sitzen.

„Also gut, du warst ja oft genug bei uns, du kennst das Prozedere. Komm mit. Herr Baumann wartet schon.“

Sie öffnete die Tür zum Nebenraum.

„Emily G. Jahrgangsstufe 12. Vergehen: Zweimaliges Zuspätkommen innerhalb einer Woche. Verspätet um jeweils eine ganze Schulstunde. Es ist definitiv nicht ihr erstes Vergehen dieser Art.“

Emily ließ pflichtbewusst den Kopf hängen.

„Ach Emily, schon wieder? Und dann gleich zwei mal in einer Woche?“

„Ja, Herr Baumann, es tut mir leid, Herr Baumann.“

„Wir hatten das jetzt ja oft genug. Wer rechtzeitig ankommen will, muss rechtzeitig los laufen. Und damit man rechtzeitig los laufen kann, muss man früh genug damit anfangen, los zu laufen.“

Das war ja sicher richtig, fand Franziska, es hörte sich jedoch trotzdem nach einer seltsam redundanten Redensart an.

„Ja, Herr Baumann.“

„Du weißt, wie immens wichtig es ist, rechtzeitig anzukommen?“

„Ich denke schon.“

„Vielleicht müssen wir etwas deutlicher werden. So als Beispiel. Gibt es nächste Woche vielleicht Termine, zu denen du wirklich rechtzeitig da sein solltest?“

„Ja, Herr Baumann. Montag schreiben wir Englisch und am Donnerstag Mathe.“

„Ich verstehe. Also gut, Emily. Du bist diese Woche zwei mal zu spät gekommen. Du weißt, was es heißt, eine Stunde zu spät zu kommen. Das bedeutet 30 mit dem Lederriemen.“

„Ja, Herr Baumann.“

„Aber du bist zwei mal zu spät gekommen. Mehr als 40 sind nicht erlaubt in einem Durchgang. Ich könnte stattdessen den Rohrstock nehmen.“

Emily zuckte merklich zusammen.

„Aber ich denke, du lernst diese Lektion vielleicht besser, wenn wir jedes zu spät Losgehen einzeln für sich bestrafen. Das bedeutet, du bekommst heute die gewohnten 30. Dann denkst du das ganze Wochenende darüber nach, was rechtzeitiges Losgehen bedeutet. Und am Montag nachmittag nach deiner Englisch-Arbeit erscheinst du erneut hier bei mir und bekommst die zweiten 30. Davor wirst du mir erzählen, was bei deinen Überlegungen zum rechtzeitigen Losgehen konkret heraus gekommen ist. Und wenn das nicht absolut überzeugend ist, bekommst du danach noch zusätzlich zehn mit dem Rohrstock. Verstanden?“

Emily holte tief Luft. Dann nickte sie. Als sie bemerkte, dass das wohl nicht genügte, sagte sie erneut:

„Ja, Herr Baumann.“

„Also gut. Hose runter und ab, bäuchlings auf die Liege. Du kennst das ja.“

Emily zog folgsam die Hose bis zu den Knöcheln hinunter. Dann watschelte sie zur Liege, die Herr Baumann schon bereit gestellt hatte. Routiniert setzte sie sich auf den Rand, schwang die Beine nach oben und drehte sich dann auf den Bauch. Sie robbte ein paar Zentimeter nach oben, bis das Polster, das ihren Po in die Höhe drücken sollte, genau unter ihrem Becken lag. Dann verschränkte sie ihre Arme und legte den Kopf darauf ab, mit dem Gesicht zu den beiden Lehrern. 

Herr Baumann nahm den mittelschweren Lederriemen, der an einem Haken an der Wand hing. 

„Das sollte die Botschaft sehr deutlich rüber bringen. Aber bis Montag werden die Spuren verschwunden sein, wenn wir dann ganz unbesorgt die zweite Dosis verabreichen werden. Frau Haas, sie brauchen die Schülerin nicht zu fixieren. Wie Sie wissen, ist es nicht das erste mal, dass sie auf diese Weise bestraft wird, und daher weiß ich, dass sie über ausreichend Selbstbeherrschung verfügt. Beginnen Sie mit der Dokumentation, bitte.“

Franziska richtete die Kamera auf Emilys Po. Das würde schöne Vorher-Nachher-Bilder geben. Die Schülerin hatte eine sehr feine helle Haut, auf der man die Spuren, die das Leder hinterließ, prächtig sehen konnte. Und sie trug außerdem eine hellgraue Sportunterhose, die zwar sittsam schlicht wirkte, aber auch einiges an Haut frei ließ.

Das vertraute Klatschen des ersten Schlags hallte durch das Zimmer. Emily kniff die Augen zusammen und presste ihre Lippen aufeinander. Aber sie gab keinen Laut von sich. Franziska war widerwillig ein bisschen beeindruckt. Herr Baumann hatte den Riemen bis über die Schulter gehoben und dann schwungvoll durchgezogen.

Der zweite und dritte Hieb folgten schnell. Immer noch war kein Laut zu hören, außer dem Klatschen natürlich. Und dem Atem der Schülerin, der zunehmend schneller ging.

Nach dem fünften Hieb in der gleichen Qualität konnte Franziska sehen, dass Emilys Lippen schon fast weiß wurden, so fest presste sie diese zusammen. Und zwischen den Wimpern ihrer geschlossenen Augen begann es feucht zu glitzern.

Herr Baumann ging um die Liege herum, um die nächsten Hiebe von der anderen Seite her zu verabreichen. Emily hob leicht den Kopf und legte ihn auf der anderen Wange ab, ihm erneut zugewandt. 

Auch die folgenden fünf Hiebe ertrug das Mädchen zu Franziskas wachsender Verwunderung ohne größere Lautäußerungen. Mittlerweile hatte das schwere Leder ihren Po gleichmäßig in einem deutlichen Rotton gefärbt. Da war keine Stelle verschont geblieben. Und Herr Baumann war wirklich nicht zaghaft vorgegangen.

„Das waren die ersten zehn, Emily. Du spürst es schon, oder? Und du bekommst noch einmal doppelt so viele wie das. Und am Montag dann noch einmal das Gleiche. Ich hoffe, die Botschaft kommt jetzt dann langsam mal an bei Dir?“

Er hatte wieder die Seite gewechselt. Emily war ihm erneut mit dem Kopf gefolgt. Franziska konnte sehen, dass sie inzwischen die Augen geöffnet hatte, und Herr Baumann direkt ansah. 

Herr Baumann hob den Riemen. Emily folgte dem Leder mit großen Augen.

„Du wirst besser auf dein Zeitmanagement achten!“

Der Riemen sauste herab und klatschte auf den Po der Schülerin.

„Du fängst Dinge rechtzeitig an, anstatt Stunden am Handy zu verdaddeln!“

Der nächste Hieb.

„Oder beim Zeichnen!“

Wieder klatschte es.

„Das kannst du alles machen!“

Das Leder fand sein Ziel.

„Wenn du dafür Zeit hast!“

Und der fünfte. 

„Aber nicht, wenn es dich davon abhält rechtzeitig los zu gehen!“

Franziska spürte eine Gänsehaut ihren Rücken hinauf kriechen. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals in einem so scharfen Tonfall sprechen gehört zu haben. Es hatte auch bei Emily seine Wirkung nicht verfehlt. Sie hatte zwar weiterhin keinen Laut von sich gegeben, aber mittlerweile zierten zwei nasse schwarze Streifen ihr Gesicht, wo Tränen ihre Wimperntusche hatten verlaufen lassen.

„Frau Haas, das war jetzt die Hälfte. Überprüfen Sie bitte, ob die Strafe fortgesetzt werden kann.“

Sie zuckte zusammen. Sein Tonfall hatte sich kaum verändert, er klang aufrichtig verärgert. Ja, der Lederriemen entfaltete seine Wirkung. Natürlich. Der Po der Schülerin war stark gerötet. Nicht mehr ganz so gleichmäßig wie nach den ersten zehn. Man konnte dunklere und weniger dunkle Stellen erkennen. Die Haut war etwas geschwollen und fühlte sich leicht riffelig an. Alles ganz normal. Das Mädchen weinte tonlos, atmete aber normal und war voll da.

„Alles in Ordnung, Sie können fortfahren, Herr Baumann.“

„Gut.“ Er hob den Lederriemen wieder über die Schulter.

„Ich bin wirklich enttäuscht, Emily!“

Der Riemen pfiff durch die Luft.

„Wie oft habe ich dich jetzt deswegen verhauen müssen?“

Leder traf klatschend auf Haut.

„Wie oft muss ich dir noch den Hintern versohlen?“

Emily schniefte

„Bis es in deinem Hirn angekommen ist?“

Sie schnappte nach Luft

„Dass du rechtzeitig anfangen sollst!“

Und ein fünftes Mal klatschte der Riemen unerbittlich auf ihren Po. Jetzt war es soweit. Emily hatte los gelassen. Sie schluchzte deutlich hörbar. Tränen liefen ungebremst über ihr Gesicht.

„Aha, so langsam setzt die Einsicht ein, ja? Aber wir sind hier noch nicht fertig. Oh nein. Da fehlen immer noch zehn. Und jeder einzelne ist ehrlich verdient! Na dann wollen wir mal dafür sorgen, dass die Lektion eine Weile hängen bleibt.“

Erneut holte er aus. Dieses mal machte er keine Pausen mehr zwischen den Hieben. Außer, um ein letztes Mal die Seite zu wechseln. Bei Emily waren alle Dämme gebrochen und sie weinte hemmungslos. Aber was Franziska erneut eine Gänsehaut bescherte, war wie das Mädchen den Lehrer, der sie gerade bestrafte, dabei weiterhin ansah. Mit einem zwar zunehmend feuchten, aber intensiven Blick. 


 Als es dann vorbei war, kam es ihr so vor, als würde sie aus einem tiefen Wasser auftauchen. Sie brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, was als nächstes zu tun war. Die Kamera. Richtig. 

Herr Baumann hatte inzwischen den Lederriemen wieder an seinen Platz gehängt. Von seinem Schreibtisch hatte er eine Packung Taschentücher mitgebracht.

„Emily, es ist überstanden. Für heute. Hier. Nimm die Packung, du kannst sie behalten. Bleib so lange liegen, wie du brauchst, um wieder zu Atem zu kommen, dann kannst du dich an dem Waschbecken mit dem Spiegel dort drüben etwas frisch machen, wenn du möchtest.“

„Danke“, schniefte das Mädchen. Langsam erhob sie sich von der Bank in eine kniende Position. Dann presste sie beide Hände auf ihren Po. Ein Schaudern lief durch ihren Körper. Irgendwie schaffte sie es, ihre Hose hoch zu ziehen, dann rollte sie sich wenig elegant von der Liege, wobei sie jeden Kontakt des Polsters mit ihrer Sitzfläche vermied.

Sie atmete ein paar mal tief durch, bevor sie ihren Rucksack griff, und ein kleines Etui daraus hervor holte. Mit ein wenig kaltem Wasser und etwas Restaurationsarbeit vor dem Spiegel hatte sie in ein paar Minuten ihr Gesicht wieder hergestellt. Franziska war beeindruckt. Ihre Augen waren noch etwas rot vom Weinen und die Wangen zierte ein ungewohnt rosiger Ton, aber ansonsten wäre wohl niemand darauf gekommen, dass diese Schülerin gerade eben eine echt heftige Züchtigung hinter sich gebracht hatte.

„Ah, schon fertig, Emily? Also versprichst du mir, dass du in nächster Zeit deine Prioritäten klar bekommst und rechtzeitig anfangen wirst, los zu laufen?“

„Ja, Herr Baumann.“

„Wir werden sehen. Lass dir von Frau Haas noch einen Termin für Montag geben.“

Sie verzog das Gesicht. „Ja, Herr Baumann.“

„Dann bis Montag.“

„Bis Montag, Herr Baumann... Ach, Herr Baumann?“

„Ja?“

„Ich hab noch etwas für Sie.“

Sie holte einen DIN/A4-Unschlag aus ihrem Rucksack, den sie Herr Baumann überreichte.

Herr Baumann lächelte. „Danke. Wir sehen uns.“

„Ja, leider.“

Aber sie hatte ebenfalls gelächelt, als Franziska sie für Montag, 15:30 in den Kalender eingetragen hatte. Die brünette Lehrerin schüttelte unwillkürlich den Kopf, als das Mädchen die Tür hinter sich zugezogen hatte. Was zum Geier war das denn jetzt gewesen? Die ganze Sache hatte sich irgendwie surreal angefühlt. Wie in einem Theaterstück, das in einer fremden Sprache aufgeführt wurde, weswegen man die Handlung nicht verstehen konnte. Man konnte nur zusehen, aber das, was man sah, ergab keinen Sinn. 

„Und wir beide sehen uns dann um 18:00 Uhr. Ich bin raus für heute. Mach Du auch bald Feierabend. Ist ganz schön spät geworden. Den Papierkram kannst du auch morgen erledigen.“

Sie würde sich natürlich hüten, den Papierkram auf morgen zu verschieben. Sie klappte den Laptop auf. Die Zeit, bis der Computer die Speicherkarte der Kamera erkannt hatte, nutzte sie, um die letzte Tasse Kaffee zu trinken. Dann fügte sie die beiden Bilder in das Datenblatt für heute ein. Wieder fiel ihr auf, wie gleichmäßig die Spuren auf Emilys Hintern aussahen. Zum Vergleich öffnete sie die Bilder von Pauls Bestrafung Anfang der Woche. Seine rechte Pobacke hatte viel mehr abbekommen als die Linke. Da könnte man wirklich ein Spiel daraus machen. Sie blätterte sich durch die Bilder. Baumann – Lazka, Lazka – Baumann. Nicht sehr herausfordernd das Spiel.

Sie sah auf die Uhr. 17:15 Uhr schon? Verdammt. In 45 Minuten stand Oli vor ihrer Tür. Sie hatte noch duschen wollen und sich ein bisschen hübsch machen. Wenigstens würde sie so nicht eine Stunde grübelnd vor dem Kleiderschrank verbringen, bei der Frage, was sie anziehen sollte. Sie musste sich jetzt beeilen. Heute hatte sie gelernt, wie Herr Baumann zu Unpünktlichkeit stand. Sie grinste bei dem Gedanken, wie er wohl reagieren würde, wenn sie zu spät kam. 

„Franziska, du musst rechtzeitig anfangen loszulaufen“, sagte sie laut zu sich selbst in einer gekünstelt tiefen Stimme.



7. 

Franziska Haas hatte sich dann letztendlich schnell für einen figurbetonten Casual-Look entschieden. Chucks, Skinny Jeans und ein enges, ärmelloses Top. Darüber trug sie einen Blazer. Sie war froh, es nicht übertrieben zu haben mit dem Outfit. Oli war ebenfalls casual unterwegs. Jeans, T-Shirt, Pulli. Damit sah er sogar weniger förmlich aus als in der Schule, wo er wenigstens ein Hemd trug. Dann war das also kein Date. Auch gut. Das hieß nämlich, sie musste nicht aufpassen, was sie sagte, um die Stimmung nicht zu ruinieren. Und sie hatte durchaus ein paar Dinge auf dem Herzen. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Emilys seltsamer Bestrafung zurück. 

Inzwischen kam es ihr nicht mehr wie ein absurdes Theaterstück vor, sondern eher so, als ob die beiden in einer Art Code kommuniziert hatten, den sie nicht verstand. Natürlich verstand sie die Sprache. Doch die beiden hatten zwar normale, allbekannte Wörter benutzt, aber offenbar etwas anderes damit gemeint.

Und das machte sie wütend. Zum einen fand sie es reichlich unprofessionell, immerhin machte es ihren Job als Assistentin ziemlich sinnlos, wenn sie nicht verstand, was eigentlich vor sich ging.

Aber da war noch mehr. Es war eine merkwürdige Vertrautheit zwischen Oli und dem Mädchen zu spüren gewesen. Eine art unausgesprochenes Einvernehmen.

Franziska fühlte sich ausgeschlossen. Und sie hatte einen leichten Stich der Eifersucht deswegen gespürt. Was ihr selbst reichlich albern vorkam.

Dennoch bestand Redebedarf. Aber vielleicht war es besser, nicht gleich mit der Tür ins Haus zufallen.

„Woher wusstest du eigentlich, dass Leonie auftauchen würde?“

„Ich war mir da ganz sicher. Ich kenne sie. Wenn sie einen Termin hat, wird sie kommen, sie ist sehr korrekt in diesen Dingen.“

„Nur nicht bei den Hausaufgaben?“

„Ach, bei mir hat sie die damals immer gemacht. Und das sorgfältig und begeistert. Obwohl sie zuhause den einzigen Schreibtisch mit zwei Geschwistern teilen musste.“ 

„Und jetzt fängt sie offenbar an zu schlampern? Schlechtes Timing, so kurz vor dem Ziel. Hausaufgaben sind wichtig.“

„Meine Güte, in der Oberstufe sieht man das doch nicht mehr so eng! Und dafür eine mündliche 6? Das kann in ihrem Abschlusszeugnis in einem Fach wie Biologie eine ganze Note nach unten bedeuten. Das ist doch idiotisch! Noten sollten Leistungen bewerten, nicht Disziplin.“

„Genau dafür wurde doch das Programm eingeführt. Sie hatte die Wahl. Entweder die mündliche 6 oder die sechs mit dem Lederriemen.“

„Was ist denn das bitte für eine Wahl? Ich bin echt froh, dass sie es mir offenbar nicht allzu übel genommen hat. Ganz ehrlich, ich habe mich dabei genauso geschämt wie sie, schätze ich mal.“

„Schämen solltest du dich wegen etwas anderem. Du hast sie nämlich quasi ungeschoren davon kommen lassen. Und was du dir bei ihr gespart hast, hast du dann bei Emily mit drauf gelegt, oder? Denkst du, dass das diese Pillepalle-Strafe bei Leonie ihren Zweck erfüllt hat?“

„Denkst du jetzt auch schon, dass ich meine Delinquentinnen verhätschele? Ist es das, was du sagen willst?“

„Nein, ich weiß, dass du sehr streng und konsequent sein kannst, das hast du gerade eben bei Emily wieder gezeigt. Es ist nur... Anna-Lena, Dana, Emily... Und jetzt Leonie?“

„Was willst du damit sagen?“ 

„O.k, jetzt mal wie früher so von Franzi zu Oli, o.k? Ich weiß nicht, wie ich es nett sagen soll. Es ist nur... weißt du, dass im Kollegium schon von 'Haumanns Girls' gesprochen wird? Ich weiß, dass du sehr streng zu ihnen bist, ich war schließlich oft genug dabei. Besonders zu Anna-Lena. Trotzdem kommen alle drei regelmäßig immer wieder zu dir. Besonders Anna-Lena. Offenbar brauchen sie das. Obwohl sie vermutlich ein paar Tage Sitzprobleme haben werden, wenn sie das Zimmer wieder verlassen. Sie suchen und bekommen bei dir irgendetwas, das sie brauchen. Und das macht mir Sorge, o.k. Ich denke, es ist für die Mädels eben auf eine mir unerklärliche Art nicht nur unangenehm, von dir bestraft zu werden. Und wenn du jetzt für Leonie ein Wohlfühl-Ambiente schaffst, werden wir sie auch bald regelmäßig sehen, fürchte ich. Also lieber gleich beim ersten mal klare Fronten schaffen, hätte ich gesagt. Mir ist völlig klar, dass du den Job ursprünglich gar nicht wolltest. Und das ganze Programm nicht. Aber jetzt hast du den Job, also mach ihn auch.“

So, jetzt war es raus. Ein wenig ängstlich vor seiner Reaktion sah sie ihn an. Oli ließ sich Zeit mit seiner Antwort. 

Er griff nach seinem Bierglas und nahm einen tiefen Schluck. Dann sah er sie einen Moment lang schweigend an, der gerade lang genug war, sich ein kleines bisschen unangenehm anzufühlen.

„O.k. Dann jetzt von Oli zu Franziska. Das Programm ist gescheitert. Gründlich gescheitert. Und ehrlich gesagt: das überrascht mich gar nicht. Es geht einfach von völlig falschen Grundprämissen aus.“

„Wie meinst du das?“

„Schau. Es gibt die Fälle. Ein Schüler oder eine Schülerin stellt etwas an. Vielleicht aus Unachtsamkeit oder in der Hybris zu glauben, unantastbar zu sein, oder zumindest nicht erwischt zu werden. Manchmal auch einfach um auszutesten, wie weit man gehen kann, bis wir es ernst meinen. Das ist ein völlig normales Verhalten unter Heranwachsenden. So. Und irgendwann ist die Schwelle dann überschritten, und sie werden zu uns geschickt. Da bekommen sie ordentlich den Arsch versohlt. Und das ist so ein Schock, dass sie es in Zukunft tunlichst vermeiden, wieder zu uns geschickt zu werden. Das ist die Idee, oder? Und ja, solche haben wir. Hatten wir vor Allem zu Beginn des Schuljahres. Und ich denke Leonie ist so ein Fall. Hoffen wir einfach, dass sie keine Dana abzieht.“

„Nein. Es geht doch vor Allem darum, ein Vergehen zu bestrafen. Ein begangenes Unrecht zu sühnen. Die 'kosmische Gerechtigkeit' wieder herzustellen, wenn du so willst. Und ja, natürlich auch dafür zu sorgen, dass das Vergehen nicht wiederholt wird. Bei dir scheint das halt nur manchmal genau den gegenteiligen Effekt zu haben. 

Emily. Dana. Anna-Lena. Die scheinen es einfach nicht zu lernen! Und das frustriert mich!“

„Genau. Die Mehrzahl der Fälle, mit denen wir es zu tun haben, ist inzwischen anders gelagert. Nehmen wir Paul. Warum sollte ein Musterschüler wie er plötzlich anfangen, herum zu randalieren? Frühlingsgefühle? Regression?“

„Keine Ahnung. Sag du es mir.“

„Ich habe eine Vermutung. Hat er sich denn halbwegs tapfer angestellt?“

„Der Paul? Ha! Überhaupt nicht. Nach ein paar Minuten bei Katharina war er sooo klein mit Hut. Hat ziemlich geweint am Schluss.“

Sie bemühte sich, nicht allzu schadenfroh zu klingen.

„Interessant. Weil der Flurfunk eine ganz andere Legende erzählt. Angeblich hat er es stoisch ertragen und danach noch gelächelt. Und die Quelle für diese Version scheint Anna-Lena zu sein.“

„Diese kleine ...? Sie hat doch genau mitbekommen, wie er danach beieinander war. Und sie hat sich im Anschluss zehn mal tapferer angestellt als er.“

„Hast du es bemerkt? Jetzt scheint sie seine Freundin zu sein.“

Nein, ist sie nicht. Paul ist immer noch fest mit Charlotte zusammen. Aber was hat das mit der Sache zu tun?“

„Ich denke, der Paul wollte einfach dazu gehören. Weißt schon. Zu den Coolen. Zu den harten Jungs, die alle schon einen Termin bei Frau Lazka oder mir hinter sich haben. Das war Druck aus der Peergroup. Und Anna-Lena? Die hat auf diese Weise die Gelegenheit ergriffen, ebenfalls dazu zu gehören. Über Paul.“

„Du meinst, er hat absichtlich etwas angestellt, um erwischt zu werden?“

Es war wirklich eine saftige Abreibung gewesen, die Paul kassiert hatte. Das tat sich doch niemand freiwillig an. Oder?

„Das denke ich. Aber reden wir mal über den Elefant im Raum, ja? Reden wir also über Emily. Ich denke, da gibt es so ein paar Dinge, die dich beschäftigen, habe ich Recht?“

„Allerdings. Was war das heute mit Emily?“

„Was, wenn ich dir sage, dass Emily sich ohne Probleme von ihrer Mutter zur Schule mitnehmen lassen könnte. Die fährt jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit quasi an der Schule vorbei. Und bis zur 10. Klasse hat sich Emily immer fahren lassen. Dann wollte sie wohl etwas selbstständiger wirken, und fing an, den Bus zu nutzen. Was verständlich ist. Aber was, wenn sie den Bus verpasst hat? Ihre Mutter fährt locker zehn Minuten später los als der Bus. Warum ruft sie dann nicht kurz daheim an und lässt sich mitnehmen?“

„Du willst mir erzählen, das Mädchen verpasst ihren Bus absichtlich? Um sich so eine Tracht Prügel einzufangen wie heute? Warum in aller Welt sollte jemand so etwas tun?“

„Hmm, also in ihrem Fall kann ich es dir sagen. Sie hat im Oktober letztes Halbjahr das erste mal in ihrem Leben eine Arbeit verhauen. Es war die erste Mathearbeit im Schuljahr. Eine 4-. Andere wären vielleicht froh drum, zumindest noch eine 4 zu bekommen. Für sie aber ist das ein totaler Fail. Du weißt, wie ehrgeizig sie ist. Danach hat sie mich angesprochen, gefragt, wie genau das mit dem Programm funktioniert, wofür man alles bestraft wird, und wie. 'Warum', habe ich sie gefragt. Dann hat sie es mir erklärt. Sie neigt zu Prokrastination. Und wollte von mir wissen, ob ich ihr mit ihrer Motivation helfen kann. Du kennst die Regeln. Wir sind allein für Verstöße gegen die Disziplin und die Schulordnung zuständig. Für ihre Motivation sind die Schüler und Schülerinnen hingegen selbst verantwortlich. Also nein, außer einem Beratungsgespräch konnte ich ihr keine Hilfe anbieten. Fünf Tage später hat sie dann das erste mal 'den Bus verpasst'. Es hat zwei oder drei Termine bei mir gedauert, bis ich das Muster erkannt habe. Ich habe mich dann mal hingesetzt und ihren Klausurenplan mit den Terminen bei uns verglichen. Weißt du, was komisch war? Jedes mal, wenn sie bei uns war, stand zufällig eine wichtige Arbeit in den kommenden Woche an. Es schaut nämlich so aus: Sie besucht mich präventiv. Immer, wenn sie das Gefühl hat, ihre Motivation reicht gerade nicht, um rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen... Immer wenn sie merkt, dass sie wieder rumprokrastiniert, dann steht sie bei mir auf der Matte. Selbst den Unterricht, den sie dabei verpasst, wählt sie sorgfältig aus, damit sie nichts wichtiges versäumt.“

Franziska traute ihren Ohren nicht. Aber so ergab es Sinn. Es ergab auf eine unerhörte und deprimierende Art absolut Sinn. Es erklärte alles. Es erklärte vor Allem den seltsamen Dialog heute.

„O.k., das scheint mir irgendwie auf eine merkwürdige Art... nachvollziehbar? Aber das ist doch dann ein Einzelfall. Das ist nicht normal, oder? Was ist mit den anderen? Du kannst mir nicht erzählen, dass eine Naomi, eine Dana oder gar eine Anna-Lena sich besondere Sorgen um ihre Noten machen?“

„Bei Dana ging es wohl letztendlich nur um Aufmerksamkeit. Sie wollte Aufmerksamkeit um jeden Preis, selbst wenn es nur negative Aufmerksamkeit war. Und leider hat sie keine eigene Methode entwickelt, dieses Bedürfnis in sinnvolle Bahnen zu lenken. Das konnte ich wenigstens inzwischen lösen, denke ich. Ich hab sie überredet, ins Unterstufen-Mentoren-Team einzutreten. Jetzt hat sie eine Aufgabe und bekommt jede Menge positive Aufmerksamkeit. Ich denke, sie werden wir nicht mehr so oft in Zimmer 211 sehen. 

Bei Naomi andererseits geht es denke ich darum, dass sie mit ihrem Dickkopf ständig Wände einrennt, und ab und zu einfach einmal das Gefühl erleben muss, dass es auch Wände gibt, die härter sind als ihr Schädel, weil sie sonst an der Welt mit ihren Wänden aus Watte verzweifelt.“

Ja, das klang tatsächlich nach Naomi. Und die letzte Wand hatte sich als sehr hart erwiesen, wenn sie sich recht erinnerte. Frau Lazka und Herr Baumann hatten sich die Schülerin gemeinsam vorgeknöpft. Herr Baumann hatte sie mit dem schweren Lederriemen weich geklopft und Frau Lazka ihr mit dem Rohrstock den Hauptgang serviert. Inklusive eines ordentlichen Nachschlags. Anfangs hatte sie geschrien, geflucht und alle Anwesenden im Speziellen sowie die Schule im Allgemeinen wüst beschimpft. 

Als Frau Lazka dann endlich mit ihr fertig war, hatte sich das Mädchen weinend bei beiden Lehrern entschuldigt. Danach war sie dann für ein paar Wochen im Unterricht wie ausgewechselt gewesen, wenn Franziska sich recht erinnerte. Das war aber auch eine Tracht gewesen, die sie sich da eingefangen hatte. Das Foto, das sie danach von dem verstriemten Po gemacht hatte, gehörte zu ihren absoluten Lieblingsbildern der Sammlung.

„O.k., aber das wären ja beides Beispiele dafür, dass das Programm doch funktioniert. Sowohl Dana als auch Naomi wären ohne das Programm vermutlich schon von der Schule geflogen. Und bei beiden hat sich das Verhalten inzwischen massiv verbessert.“

„Dann denk an Anna-Lena.“

„Ja, was ist mit Anna-Lena? Das Mädchen macht mir eine Gänsehaut manchmal.“

Oli verzog das Gesicht.

„Schwer zu sagen...“

„Was soll das heißen? Dass du es nicht sagen kannst, weil du es nicht willst, oder weil du es nicht weißt?“

„Tja, Ich habe schon eine Theorie. Aber die ist etwas heikel. Und ich bin mir nicht sicher. Letztendlich kann man nur Vermutungen anstellen. Aber zumindest bei Emily gibt es keinen Zweifel.“

„Warum bist du dir da so sicher?“

„Willst du wissen, was in dem Umschlag war, den sie mir gegeben hat?“

Richtig, der Umschlag. Das war wirklich das seltsame Tüpfelchen auf einem äußerst merkwürdigen i gewesen. Sie war in der Tat neugierig.

„Also?“

„Also. Du weißt ja, dass ich Emily immer gefördert habe, was ihre Zeichnungen angeht. Sie ist wie wir wissen ein wenig introvertiert. Und mir ist aufgefallen: sie kommuniziert teils leichter visuell als verbal. Über die Jahre hat es sich eingebürgert, dass sie mir zu verschiedenen Anlässen Zeichnungen schenkt. Manchmal als Dank, manchmal um mir eine Freude zu machen. Und manchmal auch, um etwas zu sagen, was sie nicht aussprechen möchte. Hier. Schau. Das ist jetzt das dritte oder vierte Bild in der Art.“

Er reichte ihr den Umschlag. Darin befand sich ein selbstgezeichneter Comic-Strip. Als ihr klar wurde, worum es in dem Comic ging, schob sie das Blatt schnell wieder zurück in das Kuvert. Hektisch schaute sie sich in der Bar um, ob jemand nahe genug war, um zu sehen, was auf dem Blatt abgebildet war. Sie spürte, dass sie rot wurde. Aber es war nicht viel los heute Abend. Der Tisch, an dem sie beide saßen, stand zudem etwas abseits in einer ruhigen Ecke. Niemand schaute in ihre Richtung. Vorsichtig zog sie das Bild wieder hervor und betrachtete es peinlich berührt. Der Comic war in einer Art niedlichem Mangastil gezeichnet und bestand aus fünf Panels. Im ersten sah man ein Mädchen mit roten Haaren, das einen Zettel mit einer roten 5 in der Hand hielt und bitterlich weinte. Im zweiten war das Mädchen mit runtergelassener Hose über einen Tisch gebeugt und weinte ebenfalls. Der Po des Mädchens war dunkelrot. Neben ihr stand ein Mann, mit einem Lederriemen in der Hand und einem strengen Ausdruck im Gesicht. Der Mann erinnerte an Oli. Emily hatte ihn recht gut getroffen.

Im dritten Panel saß das Mädchen an einem Schreibtisch mit einem Buch vor sich. Auf dem Stuhl unter ihrem Po lag ein dickes Kissen. Von ihrem Po gingen gezackte Linien mit Sternen aus, was wohl bedeuten sollte, dass sie dort Schmerzen hatte. Ihr Gesichtsausdruck war angespannt und etwas schmollend. Unter einem Auge hing noch eine Träne.

Im vierten stand das Mädchen lachend da mit einem Zettel in der Hand, auf dem eine rote 1 gemalt war. Im letzten Panel umarmte das Mädchen mit freudestrahlendem Gesicht den Mann. Dieser wirkte überrascht und irgendwie unangenehm berührt. Er hatte die Hände erhoben, und bog den Körper weg von dem Mädchen, das ihre Arme um seinen Bauch geschlungen hatte. Um den Kopf des Mädchens flogen Herzchen und glückliche Smilies. 

„Wow. Dieses kleine Biest. Ich meine, ich hab ihr diese Unschuldsmiene nie so ganz abgenommen, aber das hier! So etwas hätte ich nie erwartet! Von keiner 18-Jährigen auf der Welt. Und schon gar nicht von einem Mädchen wie Emily.“

Sie starrte ihn an. „Und du! Du machst bei so etwas auch noch mit, obwohl du das weißt? Es ist schlimmer, als ich dachte!“

„Aber sie zu versohlen, wenn sie wirklich nur den Bus verpasst hätte, wäre besser, ja?“

„Ja!“

„Warum?“

„Es geht doch darum, ein Verhalten zu bessern! Nicht es zu verstärken! Denk mal nach! Sie muss das doch irgendwann selbst auf die Reihe bekommen. Willst du ihr jetzt bis zum Abi regelmäßig den Hintern versohlen, damit sie auf Klausuren lernen kann? Und selbst wenn. Was ist danach? Im Studium muss sie auch auf Prüfungen lernen!“

„Vermutlich nur noch bis zu den Sommerferien. Ich denke darüber nach, von meinem Posten zurück treten.“

„Was? Wegen einer Schülerin, die es ausnutzt?“

„Es ist nicht nur eine. Wie gesagt, ich denke, das Programm funktioniert nicht, da es von falschen Voraussetzungen ausgeht.“

„Bei den anderen bist du nicht sicher!“

„Stimmt. Bin ich nicht. Aber ich mache dir einen Vorschlag: Ich schätze, im Verlauf der nächsten Woche wird Anna-Lena uns wieder beehren.“

„Anna-Lena? Sie war doch erst diese Woche...“

„Ja, mir ist klar, dass sie erst bei Katharina war. Aber ich schätze, von ihr hat sie nicht das bekommen, was sie sucht, also wird sie schnell wieder kommen.“

„Wieso was sucht sie denn?“

„Ich weiß es nicht. Ich bin mir zumindest nicht sicher. Darum möchte ich, dass du einen Termin mit ihr machst, für einen Tag, an dem wir beide alleine mit ihr sind. Und dann schau es dir selbst an und sage mir hinterher, was du darüber denkst, o.k.?“


Später, als sie dann alleine daheim im Bett lag, dachte über den Abend nach. Das mit Emily. Sie dachte an den Comic. Ja, tatsächlich konnte sie inzwischen nachvollziehen, was in dem Mädchen vorging. Sie kannte das aus ihrer eigenen Schulzeit, wie es sich anfühlte, wenn die Schule irgendwie gerade nicht so wichtig schien. Damals hatte es zwar noch keine Smartphones gegeben, die einen ablenkten. Aber es gab genug andere Dinge, mit denen man sich die Zeit besser vertreiben konnte. Jungs zum Beispiel. Vielleicht hätte ihr so ein Arrangement auch geholfen. Vor Allem, wenn jemand wie Oliver...

Nein, diesen Gedanken musste sie schnell los werden. Heute hatte sich mal wieder gezeigt, dass es Gründe gab, warum es so war, wie es eben war. Besser, daran nichts zu ändern. Vor Allem, nachdem sie jetzt wusste, dass er seinen Ausstieg plante. Ärgerlich. Wenn sie seinen Posten neu besetzen würden, dann brauchte sie sich als Frau darauf nicht bewerben, selbst wenn sie die Fortbildung abgeschlossen hatte. Es musste einen Mann im Team geben, das war Vorschrift. Und es gab einfach keinen adäquaten Ersatz für ihn, das musste er einsehen. Wenigstens das. 

Insgesamt war der Abend zwar interessant, aber auch frustrierend verlaufen. Er hatte sie zwar in sein Vertrauen gezogen, was Emily anging, aber letztlich waren jetzt noch mehr Fragen offen als beantwortet.





8.

Katharina Lazka betrat das Schulhaus mit demonstrativem Elan. Sie schritt auf ihren Absätzen betont aufrecht durch die Flure auf dem Weg in Zimmer 211. Die Woche Erholung hatte ihr gut getan. Diese elenden Migräne-Anfälle plagten sie schon seit vielen Jahren. Doch in den letzten Jahren war es definitiv schlimmer geworden. Manchmal hatte sie den Verdacht, dass die Häufigkeit der Anfälle mit der Häufigkeit ihrer „Begegnungen“ mit Oliver Baumann korrelierten. Seit sie gemeinsam für das Disziplinarteam gewählt worden waren, hatte sich ihr gesundheitlicher Zustand noch einmal merklich verschlimmert. 

Es war nicht so, dass sie Oli nicht mochte. Jeder mochte Oli. Aber er hatte etwas an sich, dass sie regelmäßig mit den Zähnen knirschen ließ. Und seine Einstellung zu Pädagogik im Allgemeinen und zum Programm im Speziellen ließ sie oft den Wunsch verspüren, ihren Kopf gegen eine Tischplatte zu schlagen. Oder seinen.

Heute jedoch war sie wieder bereit sich allem zu stellen, was Schüler und Kollegen sich einfallen lassen würden, um an ihren strapazierten Nerven zu sägen.


Im Büro empfing sie der leicht besorgte Blick von Franziska.

„Schön, dass Sie wieder fit sind, Frau Lazka. Ähm, es gibt da ein paar Komplikationen bezüglich der Sache mit Paul S. aus der Jahrgangsstufe 13.“

„Komplikationen?“ Sie hob eine perfekt getrimmte Augenbraue.

„Nun, als Erstes sitzt Paul gerade in Ihrem Büro und wartet auf Sie. Er hat um ein Vier-Augen-Gespräch gebeten.“

„Wirklich?“ 

Was Paul wohl von ihr wollte? Sicher, sie hatte ihm ordentlich den Hintern versohlt. Aber es war doch alles nach Vorschrift verlaufen. Oder etwa nicht? Sie spürte einen leisen Zweifel, ein kleines Gefühl von schlechtem Gewissen, das sich schon wieder als leichter Druck auf den Kopf zu manifestieren begann. 

„Ja, er hat nicht gesagt, was er will, nur dass er gerne mit Ihnen sprechen möchte. Er wirkte irgendwie blass und nervös. Und ähm, Oli, ich meine Herr Baumann hat irgendwie erfahren, dass Anna-Lena neulich Zeugin von Pauls Bestrafung geworden ist. Ich weiß nicht, ob das miteinander zusammen hängt.“

Der Druck begann sich nun langsam in ein dumpfes Pochen zu verwandeln. Na toll. 

„Das sehe ich ehrlich gesagt relativ gelassen“, log sie. „Oliver hat schließlich selbst allen Grund, nachsichtig zu sein, was kleine Verstöße gegen das Protokoll angeht.“

„Das stimmt wohl. Ich hab letzte Woche etwas erlebt mit ihm, das glauben Sie nicht!“

„Ist es was Gutes? Erzähl!“

„Vielleicht später. Jetzt wartet wie gesagt der Paul auf Sie.“


Katharina seufzte und durchschritt den Vorraum in Richtung ihres Büros. Dort saß in der Tat ein genickt wirkender Paul auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Als sie die Tür öffnete, hob er seinen Kopf, um sie anzusehen. 

Er stand auf, als sie das Zimmer betrat. „Guten Tag, Frau Lazka“, grüßte er sie artig.

„Na, Paul, was kann ich für Sie tun? Setzen Sie sich doch.“

Sie konnte sehen, dass Pauls Ohren zu glühen begannen, er zögerte einen Moment, bevor er antwortete.

„Ähm, Frau Lazka, ich weiß nicht, ob Sie etwas tun können, aber wenn, dann wollte ich Sie darum bitten, ähm, also... Ich habe etwas Saublödes getan. Und jetzt wollte ich Sie fragen, ob Sie, tja, also ob Sie mich dafür noch einmal so bestrafen könnten wie sie es vorletzte Woche getan haben, bitte?“

Sie traute ihren Ohren nicht. Der Schüler bat sie um eine Bestrafung. Und wenn er um eine Bestrafung wie beim letzten Mal bat, sogar um eine recht strenge, wie sie sich erinnerte.

„Also Paul so einfach ist das nicht. Ich bestrafe Schüler und Schülerinnen für schulische Vergehen. Nicht einfach so zum Spaß. Ist es denn ein schulisches Vergehen?“

„Ähm, nicht direkt... Aber es hat etwas mit der Schule zu tun... Und ich dachte, ich habe so ein schlechtes Gewissen, ich weiß echt nicht, was ich machen soll.“

Paul wirkte aufrichtig geknickt. Gegen ihren Willen fühlte sie Neugier in sich aufsteigen darauf, was er wohl angestellt hatte. Und ein Gefühl von Sympathie für den Jungen, was eine noch viel seltenere Regung war.

„Dann mal raus damit, Paul. Was haben Sie angestellt?“

Paul holte tief Luft. Inzwischen leuchtete sein ganzes Gesicht rot wie ein Radieschen. 

„Also es ist so. Ich bin ja mit Charlotte aus meiner Jahrgangsstufe zusammen. Und wir sind auch glücklich und so. Auch wenn wir noch warten wollen, bevor... naja. Aber letzte Woche bin ich nach meiner Bestrafung Anna-Lena begegnet, die auch gerade den A... ähm den Hinte... ähm aus ihrem Büro gekommen ist. Und sie bat mich, sie in den Arm zu nehmen, und sie zu trösten. Und dann ging alles irgendwie von ganz allein. Wir sind zu ihr. Sie hat mir ihre Striemen gezeigt, ich ihr meine, um zu sehen, wer strenger bestraft worden ist. Wir haben uns gegenseitig den Po eingecremt. Und irgendwann haben wir uns geküsst. Und naja, dann noch mehr.“

„Was meinst du mit mehr? Hattet ihr Geschlechtsverkehr?“

„Ja“, entgegnete Paul kleinlaut.

„Obwohl du eine Freundin hast, die noch warten will, bevor sie Geschlechtsverkehr möchte, verstehe ich das richtig?“

„Ja. Und jetzt kann ich ihr nicht mehr in die Augen schauen! Ich hab so ein schlechtes Gewissen! Ich bekomme regelrecht Magenkrämpfe davon. Wenn sie das heraus findet, bricht es ihr das Herz. Ich kann kaum schlafen, ich kann nicht essen, ich kann mich nicht auf die Schule konzentrieren. Und reden kann ich auch mit niemandem darüber. Es frisst mich richtig auf, verstehen Sie?“

„Verständlich. Aber warum hast du es dann überhaupt getan?“

„Ich weiß es nicht. Ich hab nicht nachgedacht. Mich einfach nicht beherrschen können!“

„Und das ist vermutlich auch der Grund, warum sie noch warten will. Jungs in deinem Alter denken nicht nach. Aber Sex hat alle möglichen Konsequenzen. Doch ihr Jungs denkt nicht an Konsequenzen. Ihr denkt nur mit dem Schwanz. Und ihr könnt euch nicht beherrschen. Auch nicht, wenn ihr wisst, dass es Konsequenzen haben wird. Sobald er euch steht, denkt ihr nicht mehr weiter als bis zum Ende eurer Erektion. Hab ich nicht Recht?“

„Ähm, ich weiß nicht...“

„Natürlich habe ich Recht. Oder warum bist du sonst mit Anna-Lena ins Bett gehüpft? Bist du etwa verliebt in sie?“

„Nein, Frau Lazka.“

„Nein, bist du nicht. Ich schätze, du kannst sie noch nicht einmal besonders gut leiden, was ich übrigens absolut verstehen kann. Und du wusstest, dass es falsch ist! Wenn deine Freundin noch warten will, wartest du eben! Basta! Das weißt du auch!“

„Ja, Frau Lazka.“

„Tja, Paul. Es ist so. Jungs in deinem Alter denken nunmal an nichts anderes. Sie wollen immer nur ihr Teil irgendwo reinstecken. Und das einzige bewährte Mittel, was dagegen seit Jahrhunderten hilft, sind regelmäßige strenge Züchtigungen mit dem Rohrstock! Das bringt euch auf andere Gedanken! Hilft euch dabei euch zu beherrschen. Bringt euch Disziplin bei. Vor Allem Selbstdisziplin.“

„Ja, Frau Lazka.“

„Leider haben sich in den letzten 50 Jahren sehr unerfreuliche pädagogische Ansichten durchgesetzt. Unglücklicherweise kann ich also nichts für Sie tun. Auch wenn Sie es sicher mehr als verdient hätten, aber dafür darf ich Sie leider nicht züchtigen.“

Im letzten Satz hatte sie wieder zum formellen „Sie“ gewechselt, um zu unterstreichen, dass der vertrautere Teil Unterhaltung nun vorüber war.

Paul, in dessen Augen kurz so etwas wie Erleichterung aufgeleuchtet hatte, ließ erneut seinen Kopf hängen. Er sank sichtlich in sich zusammen auf seinem Stuhl.

„Dann entschuldigen Sie bitte die Störung, Frau Lazka.“

Der Anblick ließ erneut eine Welle streng-fürsorglicher Zuneigung in ihr aufsteigen.

„Einen Moment, Paul. Es gibt vielleicht eine Lösung.“

„Ja, Frau Lazka?“

„Du müsstest etwas anstellen, wofür du offiziell zu mir geschickt wirst. Dann kann ich dich für deine Untreue den Rohrstock spüren lassen.“

„Ich möchte nicht noch mehr Ärger, Frau Lazka. Ich will da niemanden mit hinein ziehen.“

„Das ist nicht nötig. Bei euch entfällt die ganze Woche Deutsch, hab ich Recht? Morgen bin ich bei euch als Vertretung. Dann kannst du mich am Ende der Stunde provozieren. Und ich schicke dich höchstselbst zu mir!“

Paul zuckte zusammen, Er sollte frech zu Frau Lazka sein? Vor allen Anderen? Ausgerechnet zu der Frau, die so mit dem Rohrstock umzugehen verstand? Der Frau, die er mehr als jede andere Lehrerin zu respektieren gelernt hatte?

„Ich, ich weiß nicht, ob ich das vor dem ganzen Kurs kann...“

„Dann finde es heraus. Ich werde es dann ja morgen sehen. Ach, und sei bitte kreativ dabei. Wenn du ordinär oder kindisch frech zu mir bist, setzt es extra Hiebe!“

Paul schrumpfe förmlich um einige Zentimeter in seinem Stuhl zusammen. Schließlich erhob er sich.

„Danke, auf Wiedersehen, Frau Lazka.“

„Ich freue mich schon auf das Wiedersehen!“


Katharina lächelte selbstzufrieden. Oh, sie würde das genießen, mehr noch als beim ersten mal mit ihm. Damals hatte er vermutlich provoziert, um seinen Freunden zu imponieren. Nachdem sie ihm seine Lektion erteilt hatte, war er recht kleinlaut gewesen. Aber die echte Einsicht hatte gefehlt. Umso ärgerlicher, dass diese unmögliche Anna-Lena seine Kontemplationsphase auf so ärgerliche Art und Weise gestört hatte. Dieses Mädchen!

Bei seiner anstehenden Bestrafung war das anders. Er hatte ein elend schlechtes Gewissen. Er hatte um Strafe gebeten und war bereit, sie anzunehmen. Die Züchtigung würde ihm Katharsis verschaffen. Und sie liebte es, wenn sie diesen Prozess miterleben konnte. Echte Reue, das war selten. Insbesondere bei den Heranwachsenden dieser Generation. Denen völlig falsche Erwartungen und Werte eingepflanzt wurden von so liberalen Idioten wie Oli.

Natürlich, klar, dass der als Mann das anders sah. Aber sie wusste es besser. Männer, insbesondere junge Männer, brauchten eine klare Struktur. Sie waren beherrscht von ihren Hormonen. Und das war einfach eine Zumutung für alle anderen Menschen, die die Welt mit ihnen teilen mussten. Der männlichen Sexualität Zügel anzulegen, das war die wichtigste Aufgabe der Frauen. Strenge Zügel! Sie war sehr stolz auf Charlotte, die sich nicht einfach so der männlichen Sexualität unterwarf, sondern völlig berechtigt von ihrem Freund erwartete, dass er sich für sie im Zaum hielt. Es war sehr wichtig, den Männern von Anfang an zu zeigen, wer die Entscheidungen traf. Und wenn es dann soweit war, dann würde es zu ihren Konditionen ablaufen, da war Katharina sich sicher.

Aber dann kamen so kleine Quertreiberinnen daher und mischten sich ein. Nutzten es aus, dass sich Männer so leicht um den Finger wickeln ließen. Und für was? Was sprang denn bitte für diese kleinen Flittchen dabei heraus? Ein paar Streicheleinheiten? Ein gepushtes Ego? 

Ja, Paul hatte einen großen Fehler gemacht. Aber die eigentliche Schuldige hier war ja wohl Anna-Lena. Männer dachten mit dem Schwanz, das war bekannt! Dem konnte man nur mit weiblicher Souveränität und Anständigkeit Einhalt gebieten. Was sollte ein Junge wie Paul den tun, wenn sich eine wie Anna-Lena ihm so schamlos anbot? Immer mit viel zu viel Make-Up im Gesicht? Und immer in diesen elenden engen, dünnen Leggins?

Natürlich musste man ihn dafür strafen. Und zwar streng. Damit er es lernte. Wieder und wieder, wenn es sein musste. Aber Anna-Lena war ein Problem. Unbelehrbar. Verdorben bis in ihr Innerstes! Man hätte das sehen müssen. Beim letzten mal war ziemlich offensichtlich geworden, welche Wirkung der Stock bei diesem kleinen Luder gehabt hatte! Und das war immer ein Alarmsignal. Ein Zeichen für völlige Zügellosigkeit und Verkommenheit. Eine Schande für das eigene Geschlecht! Das war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Da musste etwas unternommen werden. Zeit für ein Gespräch mit der Schulleiterin. Und da würde sich sicher ein Weg finden lassen, diesen notorischen Störfaktor zu entfernen. Ihrer Meinung nach hatte dieses Mädchen so oder so an einem Gymnasium nichts verloren. Und man hatte das schon viel zu lange ignoriert.

Dass Anna-Lena eines der „Haumann-Girls“ war, machte die Sache nur noch besser. Oliver wäre vermutlich mal wieder anderer Ansicht. Aber letztlich tat sie ihm einen Gefallen damit. 

Sie beschloss, sich vorzubereiten. Eine Strategie zu entwickeln. Ihr Gefühl war richtig, das war klar. Jetzt brauchte sie nur noch schlüssige Argumente, um die Schulleiterin zu überzeugen.

„Franziska! Such mir doch bitte mal die Akte von Anna-Lena heraus!“

„Liegt schon bereit, Frau Lazka.“

„Ha, was würde ich nur ohne dich tun? Was liegt heute noch an?“

„Emily hat einen Termin bei Herr Baumann.“

„Schon wieder? Leg mir die Akte doch auch gleich raus.“

„Ja, das war der Fall, über den ich sowieso noch mit Ihnen reden wollte.“



9.

Leonie saß im Klassenzimmer und starrte die Uhr über der Tür an. Deutsch würde die ganze Woche entfallen. Warum die Schule darauf bestand, eine Vertretung zu schicken, erschloss sich ihr nicht. Warum gönnte man ihnen nicht einfach eine Freistunde? Es war ja nicht so, als dass man in Vertretungsstunden irgendetwas lernte, außer wie man am Besten die Zeit totschlug. Offiziell hatte die Stund nun seit einer Minute begonnen. Bisher war noch kein Lehrer aufgetaucht wie so oft. 

Ihre Mitschüler teilten offenbar die Haltung, dass eine Vertretungsstunde völlige Zeitverschwendung war. Und verhielten sich entsprechend. Einige saßen auf den Tischen und unterhielten sich. Der Lärmpegel war entsprechend. 

Umso erstaunlicher war der Effekt, als sich die Tür öffnete, und die ersten zu realisieren begannen, wer da den Raum betreten hatte.

Der Lärm ebbte ab und wich zunehmend einer ertappten Stille. Pech für Naomi, die mit dem Rücken zur Tür auf dem Tisch saß und wie üblich eine etwas längere Leitung hatte. Als sie die Veränderung in der allgemeinen Atmosphäre wahr nahm und ich zur Tür umdrehte, war es zu spät.

„Naomi! Sie besuchen jetzt wirklich lange genug diese Schule, um zu wissen, dass die Stunde mit dem Gong beginnt und nicht mit der Anwesenheit des Lehrers! Und wie Sie sich zu Beginn einer Schulstunde zu benehmen haben, sollte Ihnen auch bekannt sein! Kommen Sie nach der Stunde bitte kurz vor zu mir.“

Es war beeindruckend zu sehen, wie die hochgewachsene Schülerin mit den bunt gefärbten Haaren und den schwarzen Klamotten zusammenzuckte. Der entsetzte Blick auf ihrem Gesicht sprach ebenfalls Bände. 

Kaum einen Augenblick später saß sie artig und sichtlich nervös auf ihrem Stuhl.

„Es tut mir leid, Frau Lazka!“

Sie zitterte. Und wirkte tatsächlich reichlich blass, auch wenn man das bei ihrer Hautfarbe immer etwas schwer beurteilen konnte.

Wirklich beeindruckend. Es war bekannt, dass Naomi schon das ein oder andere Mal nähere Bekanntschaft mit Frau Lazka und Herr Baumann gemacht hatte. Kein Wunder. Naomi war eine tickende Zeitbombe unterdrückter Wut. Die halbe Jahrgangsstufe hatte Angst vor ihren Ausbrüchen. Offenbar zeigte das Programm bei ihr Wirkung.

Auch das war kaum verwunderlich. Sie selbst erinnerte sich an ihren Besuch bei Herr Baumann zurück. Obwohl sie wusste, dass er sie sehr milde behandelt hatte, spürte sie keinerlei Wunsch, diese Erfahrung zu wiederholen. Es waren zwar nur sechs Hiebe mit dem Lederriemen gewesen. Der Rohrstock war ihr erspart geblieben und sie hatte eine Gymnastikhose anbehalten dürfen. Aber es hatte sie dennoch überrascht, wie sehr es weh getan hatte. Und das war der korrekte Herr Baumann gewesen. Schlimm genug. Aber im Vergleich zu Frau Lazka galt er als das kleinere Übel.

Naomi, so hörte man, hatte eine der bisher heftigsten Strafen in der kurzen Geschichte des Programms über sich ergehen lassen dürfen. Und zwar von Baumann und Lazka zusammen.

Kein Wunder, dass sie alles andere als glücklich wirkte, nachdem Frau Lazka sie jetzt erneut auf dem Kieker hatte.

„Und der Rest von Ihnen! Sie brauchen gar nicht so schadenfroh daher schauen! Sie besuchen die Abschlussklasse! Von Ihnen erwartet man, dass Sie sich als Vorbild verhalten für die jüngeren Jahrgangsstufen! Aber sie veranstalten hier einen derartigen Radau, dass man Sie noch im nächsten Flur hören konnte! Ich sollte dem ganze Kurs einen Verweis erteilen! Aber das wäre unfair gegenüber den wenigen unter Ihnen, die sich offenbar erinnert haben, welche Regeln hier gelten! Nehmen Sie sich ein Beispiel an Schülern und Schülerinnen wie Paul hier. Oder Charlotte oder Leonie.“

Leonie zuckte zusammen. Es gefiel ihr gar nicht, auf diese Weise als Positivbeispiel und somit Kameradenschwein geoutet zu werden. Zudem hatte sie wirklich gehofft, sie wäre Frau Lazka unbekannt. Wenn die Lazka deinen Namen nicht kannte, konnte sie dich auch nicht in Schwierigkeiten bringen.

Sie warf einen verstohlenen Blick auf die anderen Schüler, die ebenfalls dieses vergiftete Lob erhalten hatten. Paul saß vornübergebeugt mit knallrotem Kopf auf seinem Stuhl. Charlotte hingegen strahlte selbstzufrieden über ihr ganzes Gesicht. Was sollte man erwarten, sie war eben eine Grad-A-Streberin.

Frau Lazka schrieb nun Naomis Namen an die Tafel.

„Hier schreibe ich alle von Ihnen auf, die stören oder anderweitig negativ auffallen. Sie haben im Verlauf der Stunde die Gelegenheit, mich durch gute Beiträge davon zu überzeugen, dass Ihr Name dort zu Unrecht steht. Dann werde ich ihn streichen. Alle, die am Ende der Stunde noch dort stehen, werden die Konsequenzen spüren. Das gilt auch für Sie, Naomi. Ihre Chance, Ihren Arsch zu retten. Das meine ich durchaus wörtlich!“

Kaum zu glauben, aber die Stille wurde noch stiller. Diese Frau war der Teufel! So konnte man doch keine Abiturienten behandeln. Ein Gutes hatte die Sache allerdings. Man konnte über Frau Lazka sagen, was man wollte, aber sie war eine gute, engagierte Lehrerin. Sie hatte einen Stapel alte Abituraufgaben für das Fach dabei und begann diese nun mit dem Kurz durchzuarbeiten. 

Allerdings duldete sie nicht auch die geringste Störungen. Nach 30 Minuten hatte sie bereits die Namen von 12 Schülern und Schülerinnen an der Tafel vermerkt, um die sie sich später kümmern wollte. Naomi hatte es geschafft, eine korrekte Lösung vorzuschlagen. Woraufhin Frau Lazka ihr anerkennend zugenickt und den Namen von der Tafel gestrichen hatte. Man konnte sehen, wie die Schülerin erleichtert aufatmete.


Die Stunde zog sich in die Länge. Obwohl der Stoff interessant und relevant war, trug die angespannte Atmosphäre im Klassenzimmer nicht gerade dazu bei, dass Leonie sich gut konzentrieren konnte. Immerhin schaffte sie es, still und unauffällig zu bleiben.

Als die Stunde sich ihrem Ende näherte, standen noch sechs Namen an der Tafel. Frau Lazka schien zufrieden zu sein mit sich und dem Ablauf der Stunde. Fünf Minuten vor dem Gong fragte sie, ob noch jemand eine Frage oder eine Anmerkung vorbringen wollte.

Paul meldete sich. Dann stand er auf und sprach.

Leonie lief es eiskalt den Rücken hinunter. Hatte sie das gerade richtig gehört? Hatte er das eben wirklich gesagt? Es war, als ob die ganze Welt für einen Atemzug still stand und alle Menschen in diesem Raum mit ihr. Charlotte starrte ihren Freund mit weit aufgerissenen Augen an. Naomi stand der Mund offen. Die Temperatur im Raum sank auf gefühlte Minus 30 Grad.

Was war nur in Paul gefahren? Ausgerechnet in ihn?


„Frau Lazka ich möchte mich im Namen des Kurses bei Ihnen bedanken, dass Sie sich extra für uns so engagiert haben, und persönlich möchte ich hinzufügen, dass Sie heute wieder sehr schön aussehen. Der Rock bringt ihre Beine super zur Geltung.“

Das hatte er gesagt. Selbst Frau Lazkas Lächeln schien von der arktischen Tieffront eingefroren zu sein.

„Paul! Bleiben Sie bitte nach der Stunde noch, damit wir über diese ungeheuerliche Respektlosigkeit unterhalten können. Alle anderen... Können gehen", zischte die Lehrerin

Mit einer dramatischen Geste wischte sie alle Namen von der Tafel.

„Jetzt! Die Stunde ist beendet! Alle raus!“

Leonie packte hektisch ihre Sachen zusammen und verließ mit den anderen fluchtartig das Zimmer, bevor der gerechte Zorn der Lehrerin noch Kollateralschäden verursachen konnte.


Armer Paul. Was war denn in ihn gefahren? Er hatte in den letzten Tagen schon seltsam in sich gekehrt gewirkt. Aber dass er offenbar akut suizidal war, damit hatte niemand gerechnet. Charlotte weinte im Flur an eine Wand gelehnt leise vor sich hin. Sie wurde sofort von einer Gruppe Grad-B-Streberinnen umringt und getröstet.

Leonie bemerkte, dass sie neben Naomi stand. Das hochgewachsene Mädchen drehte sich zu ihr und musterte sie kurz. 

„Was geht denn mit dem? Ist der völlig lost jetzt? Der kann doch der Lazka nicht so einen Spruch vor den Latz ballern! Ein Glück dass wir alle da heil raus gekommen sind!“

„Ja, das war ganz schön frech“, piepste Leonie verlegen, dass Naomi sie so angesprochen hatte.

„Mädchen. Du und ich wissen beide, was er sich da eingebrockt hat. Schau mich nicht so an. Du bist jetzt eine von uns. Jeder weiß, dass du letzens beim Haumann warst. Ich hab dich zusammenzucken sehen vorhin, als die Hexe mich angemault hat. Und ich bin auch nicht scharf drauf, diese Erfahrung zu wiederholen. Das letzte mal hat mir echt gereicht! Ich war scheiß froh, als sie meinen Namen von der Tafel gestrichen hat. So wie jeder, der mal ihre spezielle Aufmerksamkeit genossen hat. Aber Der Paul? Neeein! Doch nicht der Paul! Oh nein! Und der weiß am Besten, was ihn erwartet! Nachdem, was er sich das letzte Mal eingefangen hat. Der konnte save ne Woche nicht sitzen! Braucht der ne Domina oder was? Ich sag es dir, an dieser Schule läuft echt kranker Shice. Und guck mal, wie seine kleine Streberfreundin jetzt maximale Aufmerksamkeit für sich aus der Sache zieht. Buhu, mein armer Paul Buhu... Aber egal, was den Paul gerade geritten hat, er hätte uns alle übel in die Scheiße reiten können damit. Die Lazka war eh schon kurz davor, ihren Frust am ganzen Kurs auszulassen. Da hat nicht viel gefehlt, und wir wären alle mit drin gehangen. Dem werd ich was erzählen, wenn ich ihn mal allein erwische!“

„Naomi, sei mal kurz leise, ich versuche zu hören, was da abgeht. Es ist mega still da drin.“

Die angesprochene grinste. "Ja, so ein bisschen neugierig bin ich auch!"

Aber die dicke Klassenzimmertür ließ keinen Laut nach draußen klingen, egal wie sehr die Mädchen ihre Ohren spitzen.

Pünktlich zum Gong öffnete sich die Tür, und Paul kam heraus. Leonie stand nahe genug, um sein Gesicht zu sehen. Sie hatte erwartet, ihn kreidebleich und mit dem Schock ins Gesicht geschrieben zu sehen. Doch kaum zu glauben, aber er wirkte fast erleichtert und grinste sogar. Bis sein Blick auf seine verheulte Freundin fiel. Da zog er den Kopf ein, drehte sich um und ging in die andere Richtung davon.

Naomi hatte Recht, an dieser Schule passierten merkwürdige Dinge. Leonie beeilte sich, vom Flur zu verschwinden, bevor Frau Lazka das Zimmer verließ. Die schlaueren Mitschüler taten es ihr gleich.



10.

Paul bemühte sich, langsam und kontrolliert zu atmen. Wieder näherte er sich langsam, Schritt für Schritt, der Tür hinter der sie auf ihn wartete. Er verspürte eine Scheiß Angst. Was hatte ihn nur geritten? Frau Lazka um eine Strafe für seine Untreue zu bitten, war bereits völlig verrückt gewesen. Aber ihr dann vor dem ganzen Kurs so ein unverschämtes, unangebrachtes und sexistisches Kompliment zu machen, nur um ihr einen Vorwand dafür zu liefern, das war komplett daneben gewesen, das wusste er auch. Sie hatte ihn noch gewarnt, nicht allzu ordinär oder kindisch aufzutreten. Von plump distanzlos hatte sie zwar nicht gesprochen. Aber er spürte instinktiv, dass er sich damit auch keinen Gefallen getan hatte. Das Problem war einfach, er wusste nicht, wie man auf normalem Niveau frech war. Im Herzen war und blieb er, wie Anna-Lena es sehr richtig festgestellt hatte, ein Alman. Er wusste, was sich gehörte, und hielt sich im Normalfall daran. Subtile Subversion war ihm fremd. Er hatte nie gelernt, vorsichtig seine Grenzen auszutesten, um herauszufinden, wo der Punkt war, an dem man auf Widerstand stieß, es aber nicht völlig eskalierte. Darum trug er eben dick auf, um sicher zu gehen. Und so hatte er es auch schon das erste Mal gründlich übertrieben, als er eine Bestrafung provoziert hatte. Frau Lazkas Blick hatte ihm vorhin unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er dieses mal mehr als nur ein bisschen zu weit gegangen war.

O.k., er hatte erreicht, was er wollte. Doch die Angst vor der bevorstehenden Strafe lag ihm im Bauch wie ein Betonklotz. Sie überschattete nachhaltig das verhalten optimistische Gefühl von gestern. Als er erreicht hatte, dass seine Lehrerin sich darauf einließ, ihm mit einer Bestrafung dabei zu helfen, mit seinen Schuldgefühlen fertig zu werden.

Am Liebsten wäre er davon gelaufen. Vor dem Rohrstock. Vor Frau Lazka. Vor Charlotte. Vor Anna-Lena, vor all diesen widersprüchlichen Gefühlen. Aber das war keine Option. Konzentriert zwang er sich, weiterhin einen Schritt vor den anderen zu setzen. Den Blick starr auf das abgeschabte schmuddelige grünlich graue Linoleum auf den Boden des Schulkorridors geheftet.

Aber so sehr er sich auch bemühte, kleine Schritte zu machen, es half nichts. Schließlich hatte er er sein Ziel erreicht und stand vor Tür von Zimmer 211. Er hob die Hand und klopfte gegen das grau lackierte Holz der Tür. Was blieb ihm anderes übrig?


Die erste Hürde war die Hexe der Vorhölle. Frau Haas bedachte ihn mit einem kalten Blick, als er auf ihr „herein“ hin das Vorzimmer betrat. Es wäre ihm lieber gewesen, sie nicht mit hinein zu ziehen. Das war eine Sache zwischen ihm und Frau Lazka.

„Paul. Also ich hätte nach dem letzten Mal echt nicht erwartet, dich jemals wieder bei uns zu sehen! Geschweige denn schon nach zwei Wochen! Da hast du dir ja was geleistet, mein Junge!“

„Ja, Frau Haas, es tut mir leid. Können wir es einfach hinter uns bringen, bitte?“

„Wenn du es so eilig hast, den Hintern gestriemt zu bekommen...“

Die junge Lehrerin reichte ihm die Papiere für die Unterschrift.

„Na dann los. Frau Lazka erwartet dich schon. Und ich warne dich: sie hatte ihr ganz besonderes Lächeln im Gesicht, das sie für ganz besonders unartige Jungs reserviert hat. In deiner Haut möchte ich nicht stecken, Freundchen. Was hast du dir bitte dabei gedacht, ausgerechnet ihr so einen Satz um die Ohren zu hauen?“

„Ich weiß es nicht, Frau Haas“, log Paul

„Na, ich hoffe mal, dass du die Suppe verträgst, die du dir da eingebrockt hast. Komm mit!“


Drei Minuten später stand Paul mit gesenktem Kopf vor Frau Lazka, während Frau Haas ihren üblichen Vers aufsagte. 

„Paul, Jahrgangsstufe 13. Extreme Respektlosigkeit gegenüber einer Lehrerin.“

Frau Lazka hatte die Hände vor der Brust verschränkt. Sie trug heute ein strenges, marineblaues Kostüm. Mit einem Rock, der sich eng an ihren Unterkörper schmiegte und kurz über den Knien endete. Unter der dazu passenden Kostümjacke konnte Paul eine weiße Bluse erkennen, die ebenfalls sehr figurbetont geschnitten war. Dazu natürlich Schuhe mit Absätzen. Paul hatte nicht gelogen. Sie hatte wirklich tolle Beine. Insgesamt eine super tolle Figur. Mit ihrer schmalen Taille, dem flachen Bauch, der nicht zu übersehenden Wölbung ihrer Oberweite. Dazu die langen goldblonden Haare. Für ihr Alter war sie echt der Hammer. Sie gab sich auch keine Mühe, ihre Vorzüge zu verbergen, allerdings stellte sie sie natürlich auch nicht so offen zur Schau wie z.B. Anna-Lena. 

„Paul, für deine bodenlose Respektlosigkeit mir gegenüber vor dem ganzen Kurs werde ich dir noch eine gesonderte Lektion erteilen. Aber möchtest du Frau Haas nicht sagen, warum du eigentlich hier bist?“

„Wie bitte, Frau Lazka?“

„Los Paul, wir haben hier keine Geheimnisse voreinander. Erzähle Frau Haas, warum du gestern bei mir warst, und worum du mich gebeten hast.“

Paul fühlte eine heiße Welle der Verlegenheit seinen Rücken hinauf krabbeln. Er spürte zwei Paar Augen auf sich ruhen. 

„Ähm, also ich habe gestern Frau Lazka gebeten, mich zu bestrafen, weil ich etwas Schlimmes angestellt habe.“

„Und was hast du angestellt Paul? Los, erzähle es der netten Frau Haas.“

„Ich... ich habe meine Freundin betrogen. Mit Anna-Lena. Und ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen.“

Die brünette Lehrerin blickte ungläubig vom Schüler zu ihrer Kollegin und wieder zurück. Dann schien sie sich zu fassen.

„So ist das also? Na dann hast du das hier wohl tatsächlich verdient.“

Paul bemerkte ein angedeutetes Nicken von Frau Lazka.

„Also Paul. Dieses mal werde ich dir eine echte Lektion in Sachen Respekt erteilen. Wie man Frauen behandelt. Dinge, die man nicht tut und Dinge, die man nicht sagt. Hast du verstanden?

„Ja, Frau Lazka. Danke, Frau Lazka.“


Paul spürte plötzlich eine Leichtigkeit in sich aufsteigen, die ihn überraschte. Natürlich fürchtete er den Schmerz der bevorstehenden Züchtigung. Aber gleichzeitig fühlte es sich an, als sei eine Last von ihm genommen worden. Und diese Last war die Verantwortung für sein Tun. Er hatte diese Verantwortung nun abgegeben. Er hatte sich ganz in die Hände von Frau Lazka begeben. Es waren strenge Hände, wie er wusste. Trotzdem fühlte es sich richtig an. Er würde tapfer ertragen, was auch immer sie ihm auferlegte. Und danach würde er sich wieder frei fühlen. Seine Schuld, die ihn auffraß würde abgegolten sein. Und vermutlich würde es auch helfen, diese Bilder zu vertreiben, die ihn verfolgten. Und verunsicherten.

„Damit diese Lektion sich auch richtig einprägt, möchte ich, dass du dich ausziehst. Ganz. Du wirst völlig nackt bestraft. So nackt wie du warst, als du dich mit deiner kleinen Schlampe vergnügt hast.“

Ungläubig blickte Paul auf. Meinte sie das ernst? Er sollte sich vor zwei erwachsenen Frauen entkleiden? Vor zwei Lehrerinnen? Ein halbherziger Protest lag ihm auf den Lippen, der jedoch im Keim erstickt wurde, als Frau Lazka ihn anherrschte:

„Los jetzt! Ausziehen! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Sonst kannst du direkt wieder verschwinden und deinen Fehltritt mit Charlotte selbst klären.“

Der Ton ihrer Stimme fuhr ihm durch die Ohren hinein direkt hinunter ins Rückenmark. Bevor er sich richtig bewusst wurde was er da tat, hatte er bereits angefangen, sein kariertes Hemd aufzuknöpfen. Wenige Augenblicke später stand er nur noch in Boxershorts vor den beiden Lehrerinnen.

„Ganz, Paul! Die Unterhose kommt auch runter. Deine Strafe bekommst du so oder so auf den Nackten! Aber als erstes faltest du deine Klamotten ordentlich und legst sie dort auf den Stuhl!“

Mit hochrotem Kopf folgte er der Anordnung. Dann stand er wieder vor den beiden Frauen. Er bemühte sich, seine Blöße mit den Händen zu bedecken. Doch auch das ließen sie ihm nicht durchgehen.

„Hände an die Seite. Aber schnell! Wir wollen nur sehen, was du Anna-Lena gezeigt hast!“

„Ja, Frau Lazka.“

„O.k. Paul. Damit du dir auch ganz im Klaren bist weswegen du gleich den Rohrstock zu spüren bekommst, rekapitulieren wir noch einmal, was dich hier her gebracht hat. Erzähle es noch einmal im Detail!“

„Frau Lazka, nachdem Sie mich das letzte Mal bestraft hatten, traf ich auf dem Weg nach draußen Anna-Lena, die ebenfalls bestraft werden sollte. Sie bat mich, draußen auf sie zu warten, bis nach der Strafe, um sie zu trösten. Dann sind wir zu ihr, und dort haben wir miteinander geschlafen.“

„Mehr Details, Paul. Erzähle uns genau, wie es dazu kam. Wie fing das an?“

Paul biss sich auf die Lippen. Wollte diese Frau wirklich, dass er diese Erinnerung, auf die er alles andere als stolz war, noch einmal durch ging?

„Ähm, also wir sind zu ihr. Haben uns im Arm gehalten und über die Bestrafung geredet. Sie schlug vor, zu vergleichen, wer von uns die schlimmeren Spuren hatte.“

„Und wie sollte das passieren?“

„Sie... sie hat einfach die Hose runter gezogen und mir ihren Po mit all den Striemen darauf gezeigt.“

Vor seinem inneren Auge entstand wieder das Bild von Anna-Lenas nacktem Po. Verdammt. Ihm wurde warm. Anna-Lena hatte einen echt süßen Po. Und die Striemen darauf hatten sie so verletzlich und schutzbedürftig wirken lassen.

„Und dann?“

„Dann bat sie mich, sie einzucremen.“

Seine Hände auf Anna-Lenas warmer Haut. Die Creme, die sich so gut anfühlte. Er spürte ein Kribbeln im Bauch. 

„Was ist dann passiert?“

„Sie wollte, dass ich auch meine Hose ausziehe. Sie war sehr beeindruckt von den Spuren auf meinem Arsch. Dann hat sie mich dort eingecremt.“

„Und, hat sich das gut angefühlt?“

Paul schluckte. Es hatte sich tatsächlich sehr gut angefühlt, so gut, dass er eine Erektion bekommen hatte. Anna-Lena hatte das natürlich auch bemerkt, aber anstatt entsetzt oder peinlich berührt zu reagieren, hatte sie nur gegrinst und angefangen, die Creme auch dort zu verteilen...

Eine Erektion. Verdammt!

„Da sehen Sie es, Frau Haas! So sind diese jungen Männer! Er hier besitzt ganz offensichtlich sogar die Frechheit, hier vor uns einen Steifen zu bekommen, allein beim Gedanken an den Hintern dieses Flittchens!“

Paul blickte entsetzt an sich herunter. Tatsächlich. Sein Penis stand steif und zeigte quasi in Richtung der beiden Lehrerinnen ihm gegenüber. Frau Haas betrachtete sein Stück neugierig und schien fasziniert. Frau Lazka hingegen grinste auf eine Art, die er nur als triumphierend interpretieren konnte. 

Paul wäre am Liebsten im Erdboden versunken.

„Paul, keine Sorge - lange, bevor ich mit dir fertig bin, wird dein Ding da wieder auf seine anständige Minimalgröße zusammen geschrumpft sein! Also gut. fangen wir an. Es wird mir eine erklärte Freude sein, dir deine Geilheit über dem Bock mit dem Rohrstock auszutreiben, und zwar gründlich. Hieb für Hieb!“

Paul folgte mit dem Blick Frau Lazkas Finger. Dort stand ein Gerät in der Ecke, das in seiner Form stark an den Sportunterricht erinnerte. Letztlich war es ein stabiles Gestell aus Holz mit einer gepolsterten Fläche, die mit braunem Leder bezogen war. Anders als beim Bock aus dem Sportunterricht gab es eine zweite, niedrigere gepolsterte Fläche, vermutlich für die Beine. Am Gestell waren mehrere Gurte aus Leder angebracht. Paul spürte ein flaues Gefühl im Bauch, als ihm bewusst wurde, dass man damit einen Delinquenten festschnallen konnte, an Armen, Beinen, sowie an der Taille fixiert, so dass jede Bewegung ausgeschlossen war. 

Frau Haas schob das Gerät in die Mitte des Zimmers. Paul schloss die Augen. Anna-Lena hatte ihm von diesem Bock erzählt. Wie es sich anfühlte, gefesselt zu sein, während man den Arsch versohlt bekam. Ihm schoss ein Bild durch den Kopf: Der schlanke Körper des Mädchens in Position über dem Bock. Wie sie sich wand unter dem Stock, der ohne Gnade Striemen um Striemen auf ihren süßen Arsch zeichnete. Na super. Sein immer noch steifer Schwanz begann fast schmerzhaft zu pochen. Warum machte ihn der Gedanke so an? Es stimmte, was Frau Lazka gesagt hatte. Eigentlich mochte er Anna-Lena nicht einmal besonders. Aber als sie beide frisch versohlt auf ihrem Bett gelegen hatten, hatte er sich ihr so nahe gefühlt, wie kaum einem anderen Menschen.


„Los! Tritt vor den Bock! Knie dich auf die Beinstütze, dann lege den Oberkörper auf die Ablage oben! Zeit, den Rohrstock die weitere Unterhaltung führen zu lassen!“

Frau Lazkas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Mit wippendem Schwanz bewegte er sich auf den Bock zu. Frau Lazka stand inzwischen mit dem Rücken zu ihm und war offenbar dabei, den passenden Rohrstock auszusuchen. Paul biss sich auf die Zunge. So, wie sie da stand, zeichneten sich ihre Pobacken durch den Stoff ihres Rockes ab. Au Mann. 

Frau Haas half ihm, die richtige Position einzunehmen. Die Beinstütze war offensichtlich höhenverstellbar. Nachdem die brünette Lehrerin die Stütze auf die richtige Höhe gebracht hatte, begann sie zuerst seine Fußgelenke, dann seine Handgelenke mit den Gurten zu fixieren. Zuletzt schlang sie den Riemen um seine Taille und zurrte ihn fest. Das Polster für den Oberkörper neigte sich leicht nach unten, so dass sein nackter Hintern nun prominent in die Höhe ragte. Sein immer noch steifer Schwanz wurde vom Leder des Polsters unangenehm nach unten gedrückt. Aber das würde bald das Kleinste seiner Probleme sein. 

Außerhalb seines Gesichtsfeldes testete Frau Lazka die Rohrstöcke, indem sie sie hörbar durch die Luft pfeifen ließ. 


„Also gut, Junge! Für deine Untreue erhältst du 24 Hiebe mit dem Rohrstock. Danach bekommst du noch einmal 20 mit dem Lederriemen für deine Frechheit gestern in der Vertretungsstunde. Ich werde jeweils das strengste Utensil aus der Reihe verwenden. Riemen und Stock der Kategorie 3. Mach dich also auf eine äußerst unangenehme Erfahrung gefasst! Aber glaube mir, letztlich ist es nur zu deinem Besten! Es ist immer zu eurem Besten.“

Dann fauchte der Rohrstock durch die Luft und biss sich in seinen Po. Der Schmerz des Hiebes war überwältigend. Schlimmer, als er es von seiner letzten Bestrafung in Erinnerung hatte. Viel schlimmer. Bevor er noch richtig verarbeitet hatte, was da gerade passierte, traf der nächste Hieb. Auch der dritte und der vierte folgten in entsprechend kurzen Intervallen. 

Paul stöhnte bereits laut vor Schmerz, als Frau Lazka ihre erste kurze Pause einlegte.

„Sehen Sie, Frau Haas. Schon hat sich das mit der Erektion erledigt. Der kleine Jungenschwanz hängt brav und schrumpelig, wie es sich gehört! Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass das noch eine ganze Weile so bleibt!“

Wieder pfiff der Stock durch die Luft. Paul bemühte sich nicht, mit zu zählen. Er brauchte seine ganze Kraft um mit dem heftigen Schmerz jedes einzelnen Einschlags klar zu kommen. Und dem dumpfen Nachbrennen, das jeder Hieb hinterließ.

„Und Paul? Verspürst du immer noch das Bedürfnis, eine deiner Mitschülerinnen zu besteigen?“

„Nein, Frau Lazka“, presste er tapfer hervor.

„Gut!“

Ein weiterer Hieb biss sich in seinen dargebotenen Hintern.

„War es das wert, Paul? Hat es sich gelohnt, der kurze Spaß, als du mit diesem Flittchen ins Bett gegangen bist? Jetzt, nach den ersten 10 Schlägen, die du dafür bekommen hast? Was denkst du?“

„Nein, Frau Lazka.“

„Na, was für ein Glück, dass du noch nicht einmal die Hälfte überstanden hast. Du wirst lange daran zurück denken, Paul. Immer, wenn du ein Mädchen siehst, wirst du an diese Strafe zurück denken!“

„Danke, Frau Lazka!“

Die Lehrerin hob erneut den Stock und fuhr fort mit ihrer Lektion. Mittlerweile hatte Paul allen Widerstand aufgegeben und ließ seinen Tränen freien Lauf. Das half etwas. Inzwischen konnte er den Flächenbrand auf seinem Hintern kaum mehr von den einzelnen Hieben, die ihn trafen, und den Brand immer weiter anheizten, unterscheiden.


„18“, stellte Frau Lazka schließlich fest. „Scheint, als ob Reue und Einsicht sich so langsam verfestigen.“

Paul war dankbar für die kurze unerwartete Pause. Das gab ihm Gelegenheit wieder zu Atem zu kommen. 

„Frau Haas, Sie nehmen doch an der Fortbildung teil. Haben Sie selbst schon einmal einen Rohrstock benutzt?“

„Nein, Frau Lazka.“

„Möchten Sie es einmal probieren?“

„Aber Frau Lazka? Ist das nicht höchst ungewöhnlich?“

„Mag sein. Aber das Verhalten dieses jungen Mannes war eine Ohrfeige für alle anständigen Frauen dieser Welt. Ich denke, da ist es nur fair, wenn sich alle anwesenden Frauen an seiner Züchtigung beteiligen. Hier! Nehmen sie den Rohrstock in die Hand. Schwingen Sie ihn ein paar mal durch die Luft. Genau so. Achten sie auf das Geräusch. Gefällt es Ihnen? Gut. Dann reizt sie sicher der Gedanke, dem reuigen Sünder hier die letzten sechs Hiebe zu verabreichen?“

„Wenn Sie meinen, Frau Lazka. Ich freue mich immer über eine Gelegenheit zu lernen. Vielen Dank.“


Paul biss die Zähne zusammen, als ihm klar wurde, dass es nun weiter ging. Das vertraute Pfeifen und der brennende Einschlag ließen nicht lang auf sich warten. Uff. Die Pause hatte dafür gesorgt, dass er die nächsten Hiebe nun umso deutlicher spürte. Wenigstens hatte er 2/3 hinter sich. Es standen nur noch sechs Hiebe aus.

„Nein, Frau Haas. Das war viel zu sanft. Sie sollen den Schüler bestrafen, nicht streicheln. Der zählt natürlich nicht, Paul. Das sehen Sie doch auch so, oder? Schauen Sie, ich zeige es Ihnen: Achten sie mal auf die Bewegung meines Handgelenks beim nächsten Schlag.“

Frau Lazkas Hieb brannte tatsächlich ein gutes Stück härter. 

„Das war nur zur Demonstration, den zählen wir auch nicht, Paul! Los, Frau Haas. Ordentlich Nummer eins von sechs!“

Paul fragte sich, ob er zornig werden sollte über den Verlauf, den seine Strafe zu nehmen begann. Immerhin nutzte Frau Lazka seine Hilflosigkeit gerade schamlos aus. Aber er spürte keine Wut. er hatte sich ihr ausgeliefert, um eine strenge Strafe zu bekommen. Für seinen Verrat. Und er hoffte wirklich, dass es ihm half, diese völlig gestörten Gefühle für Anna-Lena loszuwerden. Frau Lazkas Willkür musste man eben einkalkulieren als Teil der Strafe. Und es würde letztendlich dabei helfen, Charlotte wieder in die Augen sehen zu können!

An den nächsten vier Schlägen, die Frau Haas ihm verpasste, fand Frau Lazka offenbar nichts auszusetzen. Kein Wunder. Sie standen dem, was er von der älteren Lehrerin inzwischen gewohnt war, kaum nach. 

„So, die letzten beiden werden wir etwas schräg versetzt auflegen. Das rundet das Bild schön ab! Und es bringt alle bisherigen Striemen noch einmal schön zum Glühen. Hier. So setzen wir die.“

Paul spürte, wie Frau Lazka mit einem ihrer perfekt manikürten Fingernägel eine Linie diagonal über seine Pobacke zog. Der nächste Hieb kam umgehend. Und er brannte wie Feuer.

„Nein, Frau Haas. Das war nicht sauber. Den müssen wir wiederholen.“

Auch den letzten Hieb ließ sie unerbittlich wiederholen. Dann war es vorbei. Vorerst. Paul war so glücklich, den Rohrstock überstanden zu haben, dass er für einen Augenblick ganz vergessen hatte, dass ihm auch noch der Lederriemen angekündigt worden war. Er hatte keine Ahnung, wie er das auf seinem brennenden, pochenden Hintern ertragen sollte. Er erinnerte sich an das satte Klatschen des Leders und das großflächige Brennen, das der Riemen beim letzten Mal verursacht hatte. Nur, dass er damals noch keine Striemen vom Rohrstock auf dem Arsch gehabt hatte. Verdammt! Das war wirklich eine Strafe, an die er sich lange erinnern würde.


„So, Paul. Das war dafür, dass du deine Freundin betrogen hast. Ich hoffe, diese Lektion hast du gelernt. Ich gebe dir jetzt 30 Minuten, darüber nachzudenken. Die solltest du wirklich nutzen. Darum bleibst du genau so liegen. Danach kümmern wir uns dann um deine Frechheit von heute morgen!“

Paul hörte die Schritte der beiden Lehrerinnen sich entfernen. Das Klackern von Frau Lazkas Absätzen und das Quietschen der Gummisohlen an Frau Haas' Sneakers. Sie schlossen die Türe hinter sich. Bald konnte er sie im Vorzimmer leise reden und ab und zu kichern hören. Er blieb alleine zurück. Gefesselt auf dem Bock. Mit brennendem Hintern. Vermutlich gab es hier irgendeine tiefsinnige Allegorie zu sehen. Doch so sehr er sich bemühte, Paul konnte sie nicht erkennen.

3 Kommentare:

Schulgeschichte hat gesagt…

Lisi, das ist eine der schönsten Geschichten über Schulerziehung, die ich jemals gelesen habe. Glückwunsch!

Schulgeschichte hat gesagt…

Eine der schönsten Geschichten über Schulerziehung, die ich je gelesen habe

Lisi Kawaii hat gesagt…

Danke. :)